Lilien im Sommerwind
sie ihren Kopf hob. »Sag einfach nur ja«, murmelte er und küsste sie. »Sag es ein paarmal hintereinander, damit wir uns daran gewöhnen. Liebst du mich?«
»Ja.« Sie seufzte und schlang ihm die Arme um den Hals.
»Schon besser. Liebst du mich, Tory?«
Dieses Mal lachte sie. »Ja.«
»Fast perfekt.« Er streifte ihren Mund mit seinen Lippen. »Willst du mich heiraten, Tory?«
»Ja.« Sie riss die Augen auf und zuckte zurück. »Was?«
»Ich nehme die erste Antwort.« Er hob sie hoch und wirbelte sie herum. Dann küsste er sie, bis sie keine Luft mehr bekam.
»Nein. Lass mich herunter. Ich muss nachdenken.«
»Tut mir Leid, dass ich dir keine Zeit zur Umsicht gelassen habe. Jetzt musst du wohl damit leben.«
»Du weißt sehr wohl, dass das ein Trick war.«
»Ein Manöver«, korrigierte er sie und trug sie zum Auto. »Und ein sehr gutes, wenn ich das sagen darf.«
»Cade, über die Ehe macht man keine Witze. Außerdem habe ich noch nie ernsthaft darüber nachgedacht.«
»Dann musst du jetzt eben besonders schnell nachdenken. Wenn du eine große Hochzeit willst, warten wir am besten bis zum Herbst, bis nach der Ernte.« Er setzte sie ins Auto. »Aber wenn du wie ich lieber eine kleine, intime Feier möchtest, dann ginge es schon nächstes Wochenende.«
»Hör auf. Hör auf damit. Ich habe noch nicht ja gesagt.«
»Doch, das hast du.« Er ließ sich auf den Fahrersitz gleiten. »Du kannst es zerreden und tun, was du willst, aber es bleibt eine Tatsache, dass ich dich liebe. Und du liebst mich. Und wir wollen heiraten. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, Tory. Ich möchte eine Familie mit dir gründen.«
»Familie.« Der Gedanke erschreckte sie. »Versteh doch, genau deshalb ... O Gott, Cade.«
Er umschloss ihr Gesicht mit den Händen. »Unsere Familie, Tory. Es wird unsere Familie sein.«
»Du weißt, dass es nicht so einfach ist.«
»Nichts daran ist einfach. Das Richtige muss nicht immer das Einfache sein.«
»Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, Cade. Um uns herum geschieht zu viel.«
»Gerade deshalb ist der Zeitpunkt perfekt.«
»Wir reden noch einmal vernünftig darüber«, sagte sie zu ihm, als er wieder den Feldweg entlangfuhr. »Wenn sich mir der Kopf nicht mehr so dreht.«
»Gut. Wir reden, so viel du willst.« Als sich der Weg gabelte, bog er nach links ab. Sofort schoss Tory in ihrem Sitz hoch.
»Wohin fährst du?«
»Nach Beaux Reves. Ich muss etwas holen.«
»Ich will nicht dorthin. Ich kann nicht dorthin.«
»Natürlich kannst du.« Er legte seine Hand auf ihre. »Es ist ein Haus, Tory. Nur ein Haus. Und es gehört mir.«
Ihr tat der Kopf weh, und ihre Handflächen wurden feucht. »Ich bin noch nicht soweit. Und deiner Mutter wird das nicht gefallen. Es ist das Haus deiner Mutter, Cade.«
»Es ist mein Haus«, korrigierte er sie kühl. »Und es wird auch deins sein. Meine Mutter wird sich damit abfinden müssen.«
Und Tory auch, dachte er.
26
Das Haus ist wunderschön, dachte Tory. Nicht prächtig und elegant wie die alten Häuser in Charleston, sondern lebenssprühend und einzigartig. Als Kind hatte sie sich so immer ein Schloss vorgestellt.
Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie gewagt hatte, es zu betreten, hatte sie sich mit großen Augen umgeschaut und nur im Flüsterton gesprochen.
Sie war nur selten in Beaux Reves, weil sie zu schüchtern war und immer Angst hatte, der schmallippigen Margaret Lavelle in die Arme zu laufen. Und damals war sie auch noch zu klein gewesen, um sich gegen die scharfen Pfeile von Margaret Lavelles Gedanken zu wehren.
Aber durch Hope hatte sie jedes Zimmer gesehen, gerochen und berührt.
Sie kannte den Blick aus jedem Fenster, das Gefühl der Fliesen und des Holzbodens unter ihren bloßen Füßen und den Geruch von Leder, Bourbon und Tabak, diesen männlichen Duft, der im Turmbüro hing.
Papa.
Sie konnte es sich jetzt nicht erlauben, das Haus durch Hopes Augen zu sehen. Sie musste es allein sehen. In der Gegenwart.
Das Gebäude war genauso faszinierend wie beim ersten Mal. Stolz und beeindruckend ragte es mit seinen Türmen hoch empor. Beaux Reves. Ja, der Name passte. Schöne Träume, mit üppigen Blumenbeeten und großen alten Parkbäumen.
Einen kurzen Moment lang vergaß Tory, dass sie beim letzten Mal, als sie es gesehen hatte, mit Entsetzen in den Augen und Tod im Herzen die Auffahrt hinaufgehumpelt war.
»Es verändert sich nicht«, murmelte sie.
»Hmm?«
»Ganz gleich, was draußen oder drinnen geschieht,
Weitere Kostenlose Bücher