Lilien im Sommerwind
noch vor dieser Frau? Ich habe meine Wünsche vollkommen klar gemacht. Ich dulde sie nicht in meinem Haus.«
»Vielleicht habe ich meine Wünsche ja nicht klar genug gemacht.« Cade legte seine Hand auf Torys Schulter. »Tory ist bei mir, und sie ist willkommen hier. Ich erwarte, dass jeder, den ich in mein Haus mitbringe, höflich behandelt wird.«
»Da du darauf bestehst, dieses Gespräch in ihrer Gegenwart zu führen, sehe ich keinen Grund dafür, Höflichkeit vorzutäuschen.«
Als Margaret eintrat änderte sich das Bild. Wie eine Bühne, dachte Tory. Nur die Darsteller brachten Unruhe hinein.
»Du kannst schlafen, mit wem du willst. Ich kann dich nicht daran hindern, deine Zeit mit dieser Frau zu verbringen und zuzulassen, dass über dich und diese Familie geklatscht wird. Aber du bringst diese Schlampe nicht unter mein Dach.«
»Sei vorsichtig, Mutter.« Cades Stimme war gefährlich sanft geworden. »Du sprichst von der Frau, die ich heiraten werde.«
Margaret taumelte zurück, als habe ihr jemand ins Gesicht geschlagen. Auf ihren Wangen erschienen hektische rote Flecken. »Hast du den Verstand verloren?«
Wo ist mein Text?, fragte sich Tory. Ich habe doch in diesem seltsamen Stück bestimmt auch etwas zu sagen. Warum fällt mir mein Text nicht ein?
»Ich bitte dich nicht um deine Zustimmung. Ich bedauere zwar, dass es dich so aufregt, aber du wirst dich damit abfinden müssen.«
»Cade.« Tory hatte die Sprache wieder gefunden. »Deine Mutter möchte sicher lieber unter vier Augen mit dir sprechen.«
»Legen Sie mir nichts in den Mund«, giftete Margaret sie an. »Ich habe vielleicht zu lange gewartet. Wenn du nicht von dieser Frau lassen willst, setzt du Beaux Reves aufs Spiel. Ich werde meinen Einfluss geltend machen, damit du als Geschäftsführer von Lavelle Cotton abgesetzt wirst.«
»Das kannst du gern versuchen«, erwiderte er gelassen. »Es wird dir nicht gelingen. Ich werde mich dagegen zur Wehr setzen, und ich bin im Vorteil. Und selbst wenn du meine Position in der Fabrik unterminierst wird dir das bei der Farm nie gelingen.«
»Zeigst du so deine Dankbarkeit? Das ist ihr Werk.« Als sie auf Tory zuging, klapperten Margarets Absätze auf dem Parkett. Cade trat einen Schritt zur Seite und stellte sich zwischen Tory und seine Mutter.
»Nein, das ist mein Werk. Setz dich mit mir auseinander.«
»Oh, wie nett - eine Party.« Gefolgt von Biene schlenderte Faith herein. Ihre Augen blitzten boshaft. »Hallo, Tory. Du siehst hübsch aus heute. Möchtest du ein Glas Wein?«
»Das ist eine hervorragende Idee, Faith. Schenk Tory ein Glas Wein ein. Setz dich mit mir auseinander«, sagte Cade noch einmal zu Margaret.
»Du entehrst deine Familie und das Andenken deiner Schwester.«
»Nein, du tust das. Es ist eine Schande, ein Kind für den Tod eines anderen verantwortlich zu machen. Eine Schande, eine anständige Frau mit so viel Verachtung und Bösartigkeit zu behandeln. Es tut mir Leid, dass du nie deine Trauer und deine Schuldgefühle überwinden und dich um deine anderen Kinder kümmern konntest.«
»Du wagst es, so mit mir zu sprechen?«
»Ich habe es auf alle möglichen anderen Arten versucht. Wenn du weiter so leben möchtest, wie du es in den letzten achtzehn Jahren getan hast, dann ist das deine Entscheidung. Aber Faith und ich haben unser eigenes Leben, und ich werde meines mit Tory führen.«
»Herzlichen Glückwunsch!« Faith hob das Glas Weißwein, das sie gerade für Tory eingeschenkt hatte, und trank es selbst. »Jetzt sollten wir wohl mit Champagner anstoßen. Tory, ich möchte dich als Erste in unserer glücklichen Familie willkommen heißen.«
»Sei still«, zischte Margaret, erntete aber von ihrer Tochter nur ein Schulterzucken. »Glaubst du, ich wüsste nicht, warum du das tust?«, sagte sie zu Cade. »Um mir die Stirn zu bieten. Um mich für irgendwelche eingebildeten Fehler zu bestrafen. Ich bin deine Mutter und habe von dem Tag deiner Geburt an immer nur das Beste für dich gewollt.«
»Das weiß ich.«
»Ist das nicht deprimierend?«, murmelte Faith. Cade blickte sie kaum an und schüttelte den Kopf.
»Ich tue das nicht aus Trotz oder um dich zu bestrafen, Mama. Ich tue es für mich. In meinem Leben ist ein Wunder geschehen - Tory ist wieder zurückgekommen.«
Cade griff nach Torys Hand und zog sie neben sich. »Und ich habe herausgefunden, dass ich zu viel mehr fähig bin, als ich dachte. Ich bin fähig, jemanden zu lieben und das Beste für ihn zu wollen. Ich
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