Lilien im Sommerwind
bedeutete, mehr als ein Minimum seiner persönlichen oder offiziellen Zeit beanspruchen sollte.
Er würde seine Pflichtbesuche machen und dann die ganze Sache vergessen.
»Es ist mir ein Rätsel, wie man allein hier draußen leben kann«, sagte Lissy, während Dwight ihr aus dem Auto half. »Aber Tory war ja schon immer seltsam. Na ja ...« Sie verstummte und warf einen viel sagenden Blick auf Cades Wagen, der in der Einfahrt stand. »Anscheinend mangelt es ihr ja gar nicht an Gesellschaft. Aber ich kann mir die beiden wirklich nicht zusammen vorstellen, nicht um alles in der Welt. Sie können doch nichts gemeinsam haben, und wie ich das sehe, ist Tory bestimmt nicht die Frau, die einen Mann warm hält - wenn du verstehst, was ich meine. Sie sieht zwar ganz gut aus, wenn man auf diesen Typ Frau steht, aber den Vergleich mit Deborah Purcell hält sie nicht aus. Was Cade wohl in ihr sieht? Um einen Mann wie ihn reißen sich doch die Frauen.«
Dwight erwiderte ein paarmal >hmm< und >ja, Liebling , während er den Eintopf aus dem Auto holte. Er musste seiner Frau nicht unbedingt zuhören, wenn sie eine ihrer Ti raden abließ. Nach einigen Jahren Ehe war ihm ihr Rhythmus so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er an der richtigen Stelle das passende Geräusch von sich geben konnte, ohne zu wissen, wovon sie überhaupt redete.
»Er wird ihrer wahrscheinlich bald überdrüssig sein, und dann trennen sie sich wieder. Schließlich gibt es kein echtes Band zwischen ihnen.«
Lissy tätschelte seinen Arm, und weil er das Signal richtig deutete, warf er ihr einen liebevollen Blick zu.
»Wenn er wieder frei ist, laden wir ihn zum Abendessen ein. Und meine Freundin Crystal Bean. Vielleicht finde ich ja sogar einen netten Mann für Tory, einen, der besser zu ihr passt. Das wird bestimmt nicht so einfach, schließlich gibt es nicht viele Männer, die sich mit einer derart seltsamen Frau einlassen würden. Ich schwöre dir, manchmal läuft es mir kalt den Rücken hinunter, wenn sie mich ansieht. Tory!«
Als Tory die Tür öffnete, breitete Lissy die Arme aus. »Liebes, das mit deiner Mutter tut mir so Leid. Dwight und ich mussten einfach kommen. Du Arme! Warum liegst du eigentlich nicht im Bett und ruhst dich aus? Sicher hat Cade dir gleich geraten, dich hinzulegen, oder?«
Sie zog Tory in eine heiße, feuchte Umarmung.
»Danke, mir geht es gut.«
»Es kann dir gar nicht gut gehen und du brauchst uns gegenüber auch gar nicht so zu tun. Wir sind doch alte Freunde!« Sie legte Tory die Hand auf den Rücken. »Du setzt dich jetzt hin und ich mache dir eine schöne Tasse Tee. Ich habe einen Eintopf mitgebracht, der wird dir gut tun und dich stärken. Cade!«
Sie ließ Tory los und wandte ihre Aufmerksamkeit Cade zu, der aus der Küche kam. »Ich bin froh, dass du hier bist und dich um Tory kümmerst. In dieser schweren Zeit braucht sie alle ihre Freunde. Na, komm mit mir, Liebes.« Sie schlang den Arm um Torys Taille, als müsse sie sie stützen. »Dwight, bring bitte den Eintopf in die Küche, damit ich ihn für Tory aufwärmen kann.«
»Lissy, das ist sehr nett von dir«, begann Tory.
»Ach was, wir sind doch Freunde. Du bist jetzt bestimmt nicht ganz bei dir, aber wir sind für dich da. Du kannst jederzeit auf uns zählen. Nicht wahr, Dwight?«
»Natürlich.« Er warf Cade einen gequälten Blick zu und murmelte: »Ich konnte sie nicht aufhalten. Sie meint es nur gut.«
»Natürlich.«
»Es ist schrecklich, einfach schrecklich. Wie nimmt Tory es auf?«
»Sie kommt zurecht.« Cade blickte zur Küche, aus der Lissys Stimme erklang. »Ich mache mir zwar Sorgen um sie, aber sie nimmt es ganz gut auf.«
»Man sagt, Hannibal Bodeen sei es gewesen. Gerüchte verbreiten sich schnell. Ich habe mir gedacht, du würdest vielleicht wissen wollen, was so geredet wird. Es wird bestimmt noch schlimmer werden.«
»Viel schlimmer kann es gar nicht werden. Hat Chief Russ dir irgendetwas Neues über den Stand der Ermittlungen gesagt?«
»Er hält sich bedeckt. Wahrscheinlich muss er das. So etwas ist hier in der Gegend nicht mehr passiert, seitdem du deine Schwester verloren hast, Cade.« Zögernd fügte Dwight hinzu: »Für dich ist es bestimmt auch nicht leicht, wenn jetzt alles wieder hochkommt.«
»Nein, das stimmt. Aber es sieht so aus, als würde jetzt endlich alles zu einem Ende kommen. Sie glauben, dass Bodeen möglicherweise auch Hope umgebracht hat.«
»Umgebracht...« Dwight holte tief Luft. »Allmächtiger, Cade. Ich
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