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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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folgte sie Faith in die Küche.
    »Ich habe Eistee.«
    »Ich meinte etwas Gehaltvolleres.«
    »Nein, tut mir Leid. Ich bin noch nicht auf Besuch eingerichtet.«
    »Ich verstehe.« Neugierig blickte sich Faith in der Küche um und legte das Messer auf die Theke. »Ein bisschen spartanischer, als ich erwartet habe. Selbst für dich.«
    Genauso hätte Hope ausgesehen, wenn sie noch am Leben wäre. Tory bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf. Sie hätte genauso ausgesehen, mit diesen tiefblauen Augen, der weißen Haut und den glänzenden Haaren in der Farbe von reifem Mais ... Schlank und schön. Und lebendig.
    »Ich brauche nicht viel.«
    »Das war schon immer der Unterschied, vielmehr ein Unterschied zwischen uns. Du brauchtest nicht viel. Ich brauchte alles.«
    »Hast du es jemals bekommen?«
    Faith zog eine Augenbraue hoch, dann lächelte sie und lehnte sich gegen die Theke. »Oh, ich sammle noch. Wie ist es denn so, wieder hier zu sein?«
    »Ich bin noch nicht so lange wieder hier, dass ich das schon wüsste.«
    »Aber lange genug, um mit einem Küchenmesser in der Hand an die Tür zu kommen, wenn dich jemand besucht.«
    »An Besuche um drei Uhr morgens bin ich nicht gewöhnt.«
    »Ich hatte noch eine späte Verabredung. Ich bin im Moment ohne Ehemann. Du hast nie geheiratet, oder?«
    »Nein.«
    »Ich schwöre, dass ich irgendwann mal gehört habe, du seist verlobt. Aber wahrscheinlich hat es nicht funktioniert.«
    In Tory stieg ein Gefühl von Versagen, Verzweiflung und Verrat auf. »Nein, es hat nicht funktioniert. Vermutlich haben deine Ehen - zwei, wenn ich mich recht erinnere? - auch nicht funktioniert.«
    Faith lächelte. Dieses Mal meinte sie es aufrichtig. Sie schätzte einen guten Schlagabtausch. »Du bist ganz schön schlagfertig geworden.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten, Faith. Und ich fände es auch nicht angebracht, wenn du dich nach all dieser Zeit mit mir streiten wolltest. Ich habe sie auch verloren.«
    »Sie war meine Schwester. Das vergisst du anscheinend immer.«
    »Sie war deine Schwester. Aber sie war auch meine einzige Freundin.«
    Etwas in Faith begann sich zu regen, aber sie verdrängte es. »Du hättest dir neue Freundinnen suchen können.«
    »Da hast du Recht. Ich kann nichts sagen, um dich zu trösten, um die Situation zu verändern, um Hope zurückzubringen. Ich kann nichts sagen und ich kann nichts tun.«
    »Warum bist du dann zurückgekommen?«
    »Ich durfte mich nie von ihr verabschieden.«
    »Für Abschiede ist es zu spät. Glaubst du an Neuanfänge und zweite Chancen, Tory?«
    »Ja.«
    »Ich nicht. Und ich sage dir auch, warum nicht.« Sie holte eine Zigarette aus ihrer Tasche und zündete sie an. Dann nahm sie einen Zug und schwenkte die Zigarette. »Niemand will neu anfangen. Diejenigen, die das behaupten, sind entweder Lügner oder machen sich etwas vor. Alle Leute wollen einfach an der Stelle weitermachen, wo sie aufgehört haben, wo irgendwas falsch gelaufen ist, und ohne den alten Ballast eine neue Richtung einschlagen. Diejenigen, denen das gelingt, haben Glück, weil sie Schuldgefühle und deren Konsequenzen einfach verdrängen können.«
    Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette und blickte Tory nachdenklich an. »Du siehst nicht besonders glücklich aus.«
    »Weißt du was - du auch nicht! Und das überrascht mich.«
    Faiths Lippen bebten, aber es gelang ihr ein dünnes Lächeln. »Oh, ich schlage mich so durch. Das wird dir jeder bestätigen.«
    »Sieht so aus, als seien wir am gleichen Punkt angekommen. Warum machen wir nicht einfach das Beste daraus?«
    »Solange du nicht vergisst, wer als Erste hier war, werden wir keine Probleme haben.«
    »Ich kann es ja gar nicht vergessen, weil du es nicht zulässt. Aber jetzt ist dies mein Haus, und ich bin müde.«
    »Dann lasse ich dich jetzt allein.« Faith ging auf die Tür zu. »Schlaf gut, Tory. Oh, und wenn du Angst hast, hier draußen allein zu wohnen, dann würde ich das Messer gegen eine Pistole eintauschen.«
    Sie blieb stehen, öffnete ihre Tasche und holte eine kleine Pistole mit einem Perlmuttgriff heraus. »Eine Frau kann nicht vorsichtig genug sein, was?« Leise lachend ließ sie die Pistole wieder in die Tasche gleiten und zog die Glastür hinter sich ins Schloss.
    Tory blieb auf der Schwelle stehen, obwohl die Scheinwerfer sie blendeten. Sie stand dort, bis das Auto gewendet hatte und auf der Straße verschwunden war.
    Dann verriegelte sie die Tür und ging zurück in die Küche, um die Taschenlampe und

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