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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gebräunt, und sein Haar von der Sonne golden gesträhnt. Seine Jeans waren alt und sein Hemd schimmerte blassblau. Eine Sonnenbrille hing lässig an einem Bügel aus einer Brusttasche.
    Eigentlich sah er eher aus, wie sich ein Hollywood-Regisseur einen erfolgreichen, jungen Südstaatenfarmer vorstellt, der mit seinem Lächeln Charme und Sex-Appeal versprühte, fand Tory.
    Solchen Bildern misstraute sie.
    »Vermutlich muss ich höflich sein.«
    »Du könntest auch grob und eigenbrötlerisch sein«, erwiderte er, »aber später würdest du dich schrecklich fühlen.«
    Sie hat vier Tassen, stellte er fest, und vier Teller, alle in schlichtem Weiß. Sie besaß eine automatische Kaffeemaschine, aber kein Bett. Die Regale waren bereits ordentlich aufgereiht, auch in Weiß. Im ganzen Haus gab es keinen einzigen Stuhl.
    Was sagt das wohl über Tory Bodeen aus?, fragte er sich.
    Sie zog ein anderes Messer heraus und blickte ihn fragend an, während sie ein Stück vom Kuchen abmaß. Er deutete mit den Fingern ein größeres Stück an. »Hast du noch nichts gegessen?«, fragte sie.
    »Ich habe den Kuchen den ganzen Weg über gerochen.« Cade ergriff die Teller. »Sollen wir auf die Veranda gehen? Ich nehme meinen Kaffee schwarz«, fügte er beim Hinausgehen hinzu.
    Tory seufzte und schenkte zwei Tassen ein.
    Er saß bereits auf den Stufen, den Rücken ans Geländer gelehnt, als sie herauskam. Sie setzte sich neben ihn, trank einen Schluck Kaffee und sah über seine Felder.
    Der Anblick hatte ihr gefehlt. Diese Feststellung überraschte und schockierte sie. Ihr hatten die Morgen hier gefehlt, wenn es noch nicht so heiß war, wenn die Vögel durchdringend sangen und die Felder grün und still dalagen.
    Selbst als Kind hatte sie solche kostbaren Morgen gekannt, wenn sie auf den Stufen sitzend den kommenden Tag überdachte und alberne Träume träumte.
    »Das ist ein nettes Lächeln«, sagte er. »Hat das der Kuchen oder meine Gesellschaft bewirkt?«
    Ihr Lächeln verschwand. »Warum bist du schon wieder hier, Cade?«
    »Ich muss die Felder und meine Leute inspizieren.« Er brach eine Ecke von seinem Kaffeekuchen ab. »Und ich wollte noch einmal einen Blick auf dich werfen.«
    »Warum?«
    »Um zu sehen, ob du noch genauso hübsch bist, wie ich von gestern in Erinnerung hatte.«
    Kopfschüttelnd biss sie ein Stück von ihrem Kuchen ab, der sie sofort in Miss Lilahs wundervolle Küche versetzte. Unwillkürlich musste sie wieder lächeln. Sie biss noch einmal ab. »Und warum bist du in Wahrheit gekommen?«
    »Du hast gestern ein bisschen besser ausgesehen«, sagte er beiläufig. »Aber ich muss natürlich in Betracht ziehen, dass du auf dem Fußboden nicht besonders gut geschlafen hast. Du machst einen guten Kaffee, Miz Bodeen.«
    »Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, dich um mich zu kümmern. Mir geht es gut hier. Ich brauche nur noch ein paar Tage, um mich einzurichten. Die Hälfte der Zeit werde ich sowieso nicht hier, sondern in meinem Laden sein.«
    »Das kann ich mir denken. Gehst du heute Abend mit mir essen?«
    »Warum?« Als er nicht antwortete, wandte sie den Kopf zu ihm um. Fröhlich blickte er sie an, seine Mundwinkel waren leicht hochgezogen. Und in diesem milden, freundlichen Gesichtsausdruck lag etwas, das sie seit Jahren gemieden hatte. Aufrichtiges, männliches Interesse.
    »Nein. Nein. O nein.« Sie hob ihre Tasse und stürzte den Kaffee hinunter.
    »Das war deutlich. Morgen Abend?«
    »Nein, Cade. Deine Einladung ist sehr schmeichelhaft, aber ich habe keine Zeit und auch keine Lust zu irgendetwas in ... in der Art.«
    Er streckte seine langen Beine aus und überkreuzte sie an den Knöcheln. »Welche Art meinst du? Ich habe lediglich von Zeit zu Zeit gern ein schönes Essen, und ich genieße es umso mehr in netter Gesellschaft.«
    »Ich verabrede mich grundsätzlich nicht.«
    »Aus religiösen oder aus gesellschaftlichen Gründen?«
    »Aus persönlichen Gründen. Nun ...« Weil Cade sich offenbar auf ein längeres Bleiben eingerichtet hatte, stand Tory auf. »Es tut mir Leid, aber ich muss jetzt langsam anfangen. Ich liege schon hinter meinem Zeitplan zurück.«
    Er erhob sich ebenfalls und als er ihr eine Spur zu nahe rückte, sah er, dass ihre Augen groß und wachsam wurden. »Irgendwas hat dich ganz schön hart gemacht, nicht wahr?«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Genau darum geht es, Tory.« Weil er nicht wollte, dass sie wieder vor ihm zurückschreckte, wandte er sich ab. »Ich würde dir nie etwas tun. Danke

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