Lilien im Sommerwind
zusammengebaut hatte, erwartete sie, im Schlafzimmer auf ein komplettes Chaos zu stoßen. Und sie war entschlossen, ihm viel Zeit zu lassen, damit er alles durcheinander bringen konnte.
Sie hängte ihr neues Küchentelefon auf, räumte die neuen Geschirrtücher weg und zerteilte träge die Zitronen für den Tee. Als sie fand, er habe jetzt genug Zeit gehabt, um sich zu blamieren, goss sie den Tee in zwei Gläser mit Eiswürfeln und ging langsam ins Schlafzimmer.
Cade drehte gerade die letzte Schraube fest.
Torys Augen leuchteten auf, und sie gab einen entzückten Laut von sich. »Oh! Es ist wundervoll! Es ist wirklich wundervoll! Ich wusste es!« Impulsiv drückte sie ihm die beiden Gläser in die Hand und fuhr mit den Fingern über die Eisenstäbe.
Cade war amüsiert und befriedigt zugleich. Während er einen Schluck Tee trank, trat Tory in die Mitte des Rahmens und betastete auch dort das Eisen.
Seine Befriedigung verwandelte sich in Lust, die so stark wurde, dass er entschlossen einen Schritt zurücktrat. Er konnte sich so gut vorstellen, wie sie sich an diesen Pfosten festhielt, während er in sie eindrang und mit festen Stößen zustieß. Wie sich ihr Blick dabei verschleierte.
»Es ist wirklich solide.« Tory gab dem Kopfteil einen kleinen Schubs, und Cades Magen zog sich zusammen.
»Das ist auch gut so.«
»Du hast gute Arbeit geleistet, und ich war so grob zu dir! Danke, und es tut mir Leid.«
»Gern geschehen. Vergiss es.« Er reichte ihr ihr Glas und griff dann zur Kette des Deckenventilators. »Es ist warm hier drinnen.« Am liebsten hätte er sie auf die Stelle unter ihrem linken Ohr geküsst, dort wo ihr Kinn begann.
Weil seine Stimme belegt klang, sagte sie schuldbewusst: »Ich war wirklich grob, Cade. Ich bin im Umgang mit Menschen nicht besonders geschickt.«
»Nein? Und dann willst du einen Laden aufmachen, wo du jeden Tag mit ihnen umgehen musst?«
»Das sind Kunden«, erwiderte sie. »Mit Kunden kann ich großartig umgehen.«
»Ach ...«Er trat an den Bettrahmen. »Wenn ich also etwas von dir kaufe, bist du nett zu mir?«
Sie brauchte nicht seine Gedanken zu lesen, sondern ihm nur in die Augen zu schauen. »So nett nun auch wieder nicht.« Hastig ging sie an ihm vorbei auf die Zimmertür zu.
»Ich könnte ein sehr guter Kunde sein.«
»Du versuchst schon wieder, mich durcheinander zu bringen.«
»Das muss ich gar nicht versuchen, Tory.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Entspann dich«, sagte er leise, als sie erstarrte. Dann stellte er sein Glas auf den Fußboden und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste. »Siehst du, das hat doch gar nicht wehgetan, oder?«
Er hatte sanfte Hände. Es war schon lange, sehr lange her, seit sie von einem Mann sanft berührt worden war. »Ich bin an Flirts nicht interessiert.«
»Ich schon, aber wir können ja einen Kompromiss schließen. Lass uns versuchen, Freunde zu sein.«
»Ich bin keine gute Freundin.«
»Aber ich bin ein guter Freund. Nun, warum holen wir nicht endlich den Rest deines Bettes hinein, damit du heute Nacht anständig schlafen kannst?«
Er war schon fast an der Tür. Tory hatte sich vorgenommen, nicht darüber zu reden. Nicht mit ihm jedenfalls. Und auch mit keinem anderen, bevor sie nicht stark und sicher war. Aber jetzt drängte es einfach aus ihr heraus.
»Cade! Du hast nie gefragt, damals nicht, und heute auch nicht. Du hast nie gefragt, woher ich es wusste.« Ihre Hände wurden feucht. Er drehte sich um, und sie umfasste ihre Ellbogen. »Du hast nie gefragt, woher ich wusste, wo ihr sie finden konntet. Woher ich wusste, was geschehen war.«
»Ich brauchte nicht zu fragen.«
Ihre Worte sprudelten nun hervor, überschlugen sich. »Manche Leute denken, ich sei bei ihr gewesen, obwohl ich gesagt habe, dass es nicht so war. Dass ich weggelaufen sei und sie im Stich gelassen hätte. Dass ich sie einfach im Stich gelassen ...«
»Ich denke das nicht.«
»Und diejenigen, die mir geglaubt haben, die annahmen, dass ich es gesehen hatte, zogen sich von mir zurück und hielten ihre Kinder von mir fern. Sie konnten mir nicht mehr in die Augen sehen.«
»Ich kann dir noch in die Augen sehen, Tory. Damals so gut wie heute.«
Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Warum? Wenn du glauben kannst, dass ich das in mir habe, warum hast du dich dann nicht zurückgezogen? Warum kommst du dann jetzt her? Erwartest du von mir, dass ich dir die Zukunft voraussage? Das kann ich nicht. Oder dir Börsentipps gebe? Das will
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