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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ich nicht.«
    Ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen dunkel und sprühend vor Emotionen. Eine dieser Emotionen war stärker als alle anderen. Es war Wut.
    Cade wollte nicht auf ihre Fragen eingehen. »Ich lebe lieber jeden Tag so, wie er kommt, vielen Dank. Und ich habe einen Broker, der sich um mein Portfolio kümmert. Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass ich jetzt vielleicht hierher komme, weil ich dich gern anschaue?«
    »Nein.«
    »Dann bist du die erste und einzige Frau ohne einen Funken Eitelkeit. Es könnte dir nicht schaden, wenn du ein bisschen eitler würdest. Nun ...« Cade legte den Kopf schräg. »Möchtest du jetzt die Matratze im Bett haben, oder willst du mich lieber verblüffen, indem du mir sagst, was ich heute zu Mittag gegessen habe?«
    Mit offenem Mund sah Tory ihm nach. Hatte er wirklich einen Witz darüber gemacht? Die Leute verdrehten normalerweise die Augen. Oder sie zogen sich vorsichtig zurück. Manche kamen zu ihr und baten darum, dass sie all ihre Probleme löste. Aber noch nie hatte jemand einen beiläufigen Scherz darüber gemacht.
    Sie rollte die Schultern, um die Spannung zu lösen, dann ging sie nach draußen, um Cade beim Tragen der Matratze zu helfen.
    Als das Bett fertig war, trank Cade seinen Tee aus, trug das Glas in die Küche und wandte sich zum Gehen.
    »Den Rest schaffst du allein. Ich muss mich jetzt sputen.«
    »Ich danke dir für deine Hilfe. Wirklich.« Impulsiv ergriff Tory ihn am Arm, bis er stehen blieb und sie ansah.
    »Nun, dann träum schön von mir, wenn du heute Nacht einschläfst.«
    »Ich weiß, dass deine Zeit kostbar ist. Oh, hattest du nicht irgendwas übers Mittagessen gesagt?«
    Verblüfft schüttelte er den Kopf. »Mittagessen?«
    »Ja, dein Mittagessen heute. Ein halbes Schinkensandwich mit scharfem und süßem Senf. Die andere Hälfte hast du diesem mageren, schwarzen Hund gegeben, der dich immer anbettelt, wenn er dich auf den Feldern sieht.« Lächelnd trat Tory einen Schritt beiseite. »Du solltest bald ans Abendessen denken.«
    Cade dachte kurz nach, dann beschloss er, seinem Instinkt zu folgen. »Tory, warum sagst du mir eigentlich nicht, was ich jetzt denke?«
    Sie lachte. »Das kannst du gern für dich behalten.«
    Und dann schlug sie die Glastür hinter sich zu.

7
     
    Es waren die Blumen, die sie bei Verstand hielten, dachte Margaret immer. Ihre Blumen gaben keine Widerworte, sagten ihr nie, dass sie keine Ahnung habe, rissen nie ihre Wurzeln heraus und gingen beleidigt weg.
    Sie konnte die wilden Triebe stutzen, die Teile, die einfach so hervorwuchsen und dachten, sie könnten ihren eigenen Weg gehen, bis die Pflanze wieder so aussah, wie sie ihrer Meinung nach aussehen sollte.
    Es ginge mir viel besser, dachte sie manchmal, wenn ich allein geblieben wäre und Pfingstrosen statt Kinder großgezogen hätte.
    Kinder brachen einem das Herz, einfach nur, weil sie Kinder waren.
    Aber man hatte von ihr erwartet, dass sie heiratete. Und solange sie denken konnte, hatte sie immer das getan, was man von ihr erwartete. Gelegentlich tat sie auch ein bisschen mehr, aber selten, ganz selten nur, tat sie weniger.
    Sie hatte ihren Mann geliebt, denn das hatte man bestimmt auch von ihr erwartet. Jasper Lavelle war ein gut aussehender junger Mann gewesen, als er um sie warb. Oh, und er war charmant gewesen und hatte das gleiche einnehmende Grinsen gehabt, das sie manchmal über das Gesicht ihres gemeinsamen Sohnes huschen sah. Er hatte Temperament besessen, aber als Margaret jung war, hatte sie das nur aufregend gefunden. Doch genau dieses Temperament, das rasche Aufflammen von Wut, erkannte sie in ihrer Tochter wieder. In der Tochter, die noch lebte.
    Jasper war groß und stark gewesen, ein beeindruckender Mann mit einem lauten Lachen und harten Händen. Vielleicht sah sie deshalb so viel von ihm und so wenig von sich selbst in den Kindern, die ihr geblieben waren.
    Wenn sie darüber nachdachte, ärgerte es sie immer, wie wenig sie den Ton dieser Leben, an deren Entstehen sie beteiligt gewesen war, mitgeformt hatte. Also hatte sie sich - vernünftigerweise, wie sie fand - dazu entschlossen, wenigstens Beaux Reves ihren Stempel aufzudrücken. Deshalb war ihr Einfluss dort so tief eingedrungen wie die Wurzeln der alten Eichen, die die Auffahrt säumten.
    Und das war ihr ganzer Stolz, mehr als ihr Sohn oder ihre Tochter.
    Wenn Hope noch am Leben wäre, wäre es anders gekommen. Margaret knipste den verwelkten Kopf einer Nelke ab, ohne eine Spur des Bedauerns

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