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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bringen.
    »Nein. Das wäre unhöflich.«
    Lachend setzte er sich hinters Steuer. »Oh, ich verstehe. Es gibt eine Etikette beim Gedankenlesen.«
    »Ich lese keine Gedanken.« Sie verschlang die Finger ineinander. Dann stieß sie die Luft aus, um den Druck in ihrer Brust zu lösen, und blickte starr geradeaus. »Es ist mehr ein Lesen von Gefühlen. Ich habe gelernt, es zu verdrängen, weil es nicht angenehm ist - was immer du auch denken magst -, wenn andere Menschen dich mit ihren Gefühlen belasten. Es ist ziemlich leicht, es zu filtern, doch ab und zu, wenn ich nicht aufpasse, kommen ein paar besonders starke Emotionen trotzdem durch. Es tut mir Leid, dass ich in deine Privatsphäre eingedrungen bin.«
    Einen Moment lang sagte er nichts, sondern saß nur da, mit zurückgelehntem Kopf und geschlossenen Augen. »Nein, ich muss mich entschuldigen. Das war ungezogen. Ich fühle mich nicht gut, wie du vielleicht gemerkt hast, und wahrscheinlich musste ich einfach um mich schlagen, und du warst gerade da.«
    »Ich kann verstehen, dass es ein unangenehmes Gefühl ist, mit jemandem zusammen zu sein, dem du nicht vertrauen kannst. Jemand, bei dem du das Gefühl hast, dass er sich deiner Gedanken und Gefühle bemächtigt und sie dazu benutzt, um dich zu verletzen oder dein Leben in eine bestimmte Richtung zu lenken. Das ist einer der Gründe, warum ich nicht gut in Beziehungen bin und warum ich keine Beziehung haben möchte. Es ist vollkommen verständlich, dass man Fragen und Zweifel hat und dass diese Fragen und Zweifel zu Misstrauen und Vorwürfen führen.«
    Sie schwieg und wappnete sich für das Kommende.
    »Das ist Quatsch«, sagte Cade sanft. »Macht es dir was aus, wenn ich dich frage, wessen Worte du mir gerade in den Mund gelegt hast?«
    »Es waren meine eigenen Worte.« Sie wandte sich zu ihm um. »Ich bin, was ich bin, und ich kann es nicht ände rn . Ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Ich erwarte nicht, dass jemand zu mir steht. Ich brauche auch niemanden. Ich habe gelernt, mein Leben so zu akzeptieren, wie es ist, und mir ist es ziemlich egal, wenn du oder sonst jemand das nicht kann.«
    »Pass gut auf Erdlöcher auf, Tory. Das ist ein ziemlich hohes Ross, auf dem du sitzt.« Als sie nach dem Türgriff greifen wollte, zog er eine Augenbraue hoch. »Feigling.«
    Ihre Finger schlössen sich um den Griff, aber dann ließ sie ihn wieder los. »Bastard.«
    »Das stimmt, das war ich auch, weil ich meine schlechte Laune an dir ausgelassen habe. Du dagegen schreibst mir Meinungen zu, die ich nicht ausgedrückt habe, und die ich auch nicht vertrete. Ich kann dir nicht sagen, was ich denke, weil ich noch nicht gründlich genug darüber nachgedacht habe. Wenn etwas wichtig ist, nehme ich mir gern Zeit zum Nachdenken. Du scheinst wichtig zu sein.«
    Er wandte sich ihr zu. Instinktiv wich sie zurück. »Das ist auch etwas, was mich schrecklich irritiert.« Ruhig zog er ihren Sicherheitsgurt zu sich herüber und schnallte sie an. »Und zugleich ist es eine Herausforderung. Ich bin fest entschlossen, dich auch weiterhin zu berühren und dir immer näher zu kommen, bis du aufhörst, vor mir zurückzuweichen.«
    Er ließ den Motor an, legte einen Arm über die Rückenlehne und musterte Tory, bevor er den Wagen zur Straße zurücklenkte. »Wenn du willst, kannst du das meinem Stolz und meinem Ego zuschreiben. Es ist mir egal.«
    Auf der Straße trat Cade aufs Gaspedal. »Ich habe noch nie eine Frau geschlagen.« Er sagte es leichthin, aber Tory hörte die sorgsam gehütete Wut hinter den Worten. »Ich werde bei dir nicht damit anfangen. Ich möchte dich gern anfassen, aber ich werde dich nicht verletzen.«
    »Ich glaube nicht, dass jeder Mann mit Fäusten auf Frauen losgeht.« Tory blickte aus dem Fenster und versuchte, ihre Kontrolle wieder zu finden. »Das und einige andere Themen habe ich in der Therapie erarbeitet.«
    »Gut«, erwiderte Cade einfach. »Dann brauche ich mir keine Gedanken darüber zu machen, dass dir jede meiner Bewegungen wie eine Bedrohung vorkommt. Es macht mir nichts aus, dich nervös zu machen, aber ich will dir keine Angst einflößen.«
    »Wenn ich Angst vor dir hätte, wäre ich nicht hier.« Der Wind strich über ihr Gesicht, durch ihre Haare. »Ich bin nicht jedermanns Fußabtreter, Cade. Schon lange nicht mehr.«
    Er ließ sich mit der Antwort Zeit. »Wenn das so wäre, würde ich dich auch nicht hier haben wollen.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Da sagst du etwas Kluges. Vielleicht

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