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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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angebaut. Was, glaubst du, haben die Leute vor sechzig, siebzig Jahren gemacht, bevor es die ganzen chemischen Mittel gab?«
    Es faszinierte und interessierte Tory, wie Cade sich ereiferte. Zu spüren, wie er die Leidenschaft für seine Arbeit ausstrahlte. »Sie hatten Sklaven. Und danach Feldarbeiter, die sie zu Sklavenlöhnen ausbeuten konnten. Das ist im Übrigen einer der Gründe, warum die Südstaaten den Krieg gegen den Norden verloren haben.«
    »Uber Geschichte können wir ein anderes Mal reden.« Cade beugte sich vor, um seinen Standpunkt darzulegen.
    »Organisch angebaute Baumwolle erfordert natürlich mehr Handarbeit, aber sie nutzt auch natürliche Ressourcen. Mist und Kompost statt chemischer Düngemittel, die das Grundwasser verunreinigen können. Deckpflanzen, um Unkraut und Krankheiten im Rahmen zu halten und den Ertrag zu steigern, rotierender Anbau, um den Boden nicht auszulaugen. Nicht schädliche Käfer - Marienkäfer, Gottesanbeterinnen und so weiter -, die sich von der Baumwollpest ernähren, damit du nicht Landarbeiter, Nachbarn und Kinder den Pestiziden aussetzen musst. Wir lassen die Pflanzen eines natürlichen Todes sterben, statt sie zu entlauben.«
    Cade lehnte sich zurück, da ihre Vorspeisen serviert wurden, und schenkte ihnen Wein ein. Aber von seinem Thema konnte er nicht lassen. »Wir arbeiten mit Entkörnung. Wir säubern die Entkörnungsmaschine von den Rückständen der konventionellen Baumwolle, das ist Bundesgesetz. Wenn die Baumwolle also verkauft wird, ist sie rein und frei von Chemikalien. Manche denken, das spiele keine so große Rolle für ein Hemd oder für Shorts, aber Baumwolle ist sowohl Saat als auch Faser. Und Baumwollsaat ist in einigen Nahrungsmitteln enthalten. Was glaubst du, wie viel Pestizide du jedes Mal zu dir nimmst, wenn du eine Tüte Kartoffelchips isst?«
    »Ich glaube nicht, dass ich das wissen möchte.« Tory erinnerte sich daran, wie ihr Vater stets das Land verfluchte. Sie erinnerte sich daran, wie die Sprühmaschinen ihre Wolken über dem Feld abließen und wie sie auf das Haus zutrieben.
    Sie erinnerte sich an den beißenden Geruch. Und wie die Luft gebrannt hatte.
    »Wann hast du angefangen, dich für die ganzheitliche, organische Methode zu interessieren?«
    »Im ersten Jahr auf dem College. Ich habe darüber gelesen, und, nun ja, es gab da ein Mädchen ...«
    »Aha.« Amüsiert zerlegte Tory ihre Forelle. »Das Bild wird langsam klarer.«
    »Sie hieß Lorilinda Dorset, aus Mill Valley in Kalifornien. Die Zunge hing mir aus dem Mund, als ich sie das erste Mal sah. Eine große, schlanke Brünette in engen Jeans.«
    Seufzend hing Cade der Erinnerung nach. »Sie war aktives Mitglied bei allen möglichen Umweltschutzorganisationen. Und um sie zu beeindrucken, las ich natürlich alles über die Rechte der Tiere, über ökologische Landwirtschaft und Gott weiß was. Zwei Monate lang habe ich kein Fleisch gegessen.«
    Tory zog die Augenbrauen hoch und blickte auf das Steak auf seinem Teller. »Das muss Liebe gewesen sein.«
    »Ein paar fröhliche, strahlende Wochen lang. Ich ließ mich von ihr in ein Seminar über organischen Ackerbau mitschleppen, und dafür gestattete sie mir, ihr die engen Jeans auszuziehen.« Cade lächelte verschmitzt. »Aber schließlich war mein verzweifeltes Bedürfnis nach einem Hamburger größer als meine Liebe und Lorilinda wendete sich angeekelt von dem Fleischfresser ab.«
    »Was hätte sie sonst tun sollen?«
    »Genau. Aber ich merkte mir das, was ich in diesem Seminar gehört und was ich in den Büchern gelesen hatte, und es leuchtete mir immer mehr ein. Ich sah, wie man die Felder bestellen konnte, und warum es so sein musste. Und als ich dann Beaux Reves übernahm, begann ich mit dem langen und durchaus nicht konfliktfreien Prozess der Umgestaltung.«
    »Lorilinda wäre stolz auf dich.«
    »Nein. Sie hat mir den Hamburger nie verziehen. Das war ein ernsthafter Vertrauensbruch. Noch Monate danach konnte ich keinen Burger ohne Schuldgefühle hinunterwürgen.«
    »Männer sind Schweine.«
    »Ich weiß.« Cade wusste auch, dass Tory wahrscheinlich eine ganze Mahlzeit zu sich nehmen würde, wenn er sie weiterhin so angeregt unterhielt. »Aber von diesem genetischen Makel einmal abgesehen - was hieltest du davon, in deinem Laden exklusiv Lavelles ökologische Baumwollprodukte zu vertreiben?«
    »Ich soll deine Hemden in meinem Laden verkaufen?«, fragte Tory überrascht.
    »Nicht unbedingt Hemden, wenn das nicht zu deinen Waren

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