Lilien im Sommerwind
zum Mannsein, zumindest sahen wir das so, und es war mehr als peinlich, von einer Mutter mit einer gestärkten Schürze und einem nachsichtigen Lächeln, das uns wieder zu Kindern machte, Thunfisch und Pepsi Cola angeboten zu bekommen.
Wir flüchteten an den Fluss, um schwimmen zu gehen. Unserem Alter entsprechend machten wir rüde Bemerkungen über Dwights dicken weißen Hintern. Er revanchierte sich, indem er unsere männlichen Teile mit verschiedenen unattraktiven Gemüsesorten verglich. Solche Aktivitäten hielten uns eine Stunde lang bei Laune.
Es war leicht, zwölf Jahre alt zu sein. Wir redeten über wichtige Themen: Würde die Rebellenvereinigung zurückkehren und Barth Vader und das Imperium besiegen? Wer war cooler - Superman oder Batman? Wie konnten wir unsere Eltern dazu überreden, mit uns in die Fortsetzung von Freitag der Dreizehnte zu gehen? Wir würden unseren Klassenkameraden nie wieder ins Gesicht blicken können, wenn wir nicht gesehen hatten, wie der wahnsinnige Jason seine jährliche Ration an Teenagern schlachtete.
Das waren die wichtigen Fragen unseres Lebens.
Irgendwann nach vier, nachdem uns von den vielen wespenzerstochenen Pfirsichen und den unreifen Birnen fast schlecht geworden war, musste Dwight nach Hause. Seine Tante Charlotte kam aus Lexington zu Besuch, und er musste gewaschen und rechtzeitig zum Abendessen erscheinen. Dwights Eltern waren streng, und es würde ihm nicht gut bekommen, wenn er zu spät kam.
Wir wussten, dass sie ihn zwingen würden, am Abend Shorts mit Bügelfalten und eine Fliege zu tragen, und als gute Freunde warteten wir, bis er außer Hörweite war, bevor wir uns darüber vor Lachen ausschütteten.
Bald darauf brachen auch Wade und ich in entgegengesetzte Richtungen auf- er in die Stadt und ich nach Beaux Reves.
Auf dem Heimweg kam mir Tory entgegen. Sie hatte kein Fahrrad und ging wohl nach Hause. Wahrscheinlich hatte sie mit Hope gespielt. Ihre bloßen Füße waren staubig und ihr T- Shirt war ihr zu klein. Damals fiel mir das nicht wirklich auf, aber jetzt erinnere ich mich wieder, wie sie aussah, mit ihren schweren braunen Haaren, die sie zurückgebunden hatte, den großen grauen Augen, die mich direkt ansahen, als ich ohne ein Wort vorbeisauste. Meiner männlichen Würde war es nicht zuzumuten, dass ich auch nur einen Moment lang anhielt und das Wort an ein Mädchen richtete.
Aber ich erinnere mich, dass ich zurückblickte und sah, wie sie auf ihren kräftigen, von der Sommersonne gebräunten Beinen weiterging.
Als ich ihre Beine das nächste Mal sah, waren sie von frischen Striemen bedeckt.
Hope war auf der Veranda, als ich zu Hause ankam, und spielt e Jacks. Ob das die klein en Mädchen heute wohl immer noch spielen? Hope konnte es gut, und sie schlug jeden, den sie überreden konnte, mitzuspielen. Sie versuchte an jenem Tag, mich zum Mitspielen zu bewegen, und versprach mir sogar, mir einen Vorsprung zu gewähren. Was mich natürlich über die Maßen beleidigte. Ich glaube, ich sagte zu ihr, Jacks sei etwas für Babys, und ich hätte Wichtigeres zu tun. Ihr Lachen und das Geräusch des hüpfenden Balles verfolgten mich ins Haus.
Ich würde ein Jahr meines Lebens opfern, um diesen Moment noch einmal zurückholen zu können: mit ihr auf der Veranda zu sitzen, während sie mich beim Jacks schlägt.
Der Abend verging so wie alle Abende. Lilah scheuchte mich nach oben, damit ich badete. Sie behauptete, ich rieche wie ein Flussstinktier.
Mama war im vorderen Salon. Ich wusste das, weil von dort die Musik ertönte, die sie gern hörte. Ich ging nicht hinein, weil ich aus Erfahrung wusste, dass sie nicht viel für schlecht riechende, verschwitzte Jungen übrig hatte.
Rückblickend ist es komisch, wie sehr wir, Wade, Dwight und ich, von unseren Müttern beherrscht wurden. Wades Mutter mit ihren unruhigen Händen und den warmherzigen Augen, Dwights Mutter mit ihren Tüten voller Kekse und Süßigkeiten, und meine mit ihren unbeugsamen Ansichten über das, was erträglich war und was nicht.
Mir ist das zuvor noch nie so aufgefallen, und wahrscheinlich spielt es jetzt auch keine Rolle mehr.
An jenem Abend ging es mir jedoch nur darum, nicht das Missfallen meiner Mutter zu erregen, deshalb rannte ich gleich die Treppe hinauf. Faith war in ihrem Zimmer und zog ihren Barbie-Puppen irgendwelche schicken Kleider an. Ich weiß das, weil ich mir die Mühe machte und einen Blick in ihr Zimmer warf.
Ich duschte mich, weil ich kurz vorher beschlossen hatte,
Weitere Kostenlose Bücher