Lilien im Sommerwind
nicht so schöne Dinge. Fast zu schön, um es zu benutzen.«
»Form und Funktion. Das sind hier die Schlüsselwörter.«
»Lissy ist ganz glücklich mit diesem Kerzending, das sie hier gekauft hat, und bei jeder Gelegenheit führt sie den Spiegel vor. Sie sagte, sie hätte nichts dagegen, wenn ich einen Blick auf den Schmuck werfen und ihr was Hübsches mitbringen würde, um sie aufzuheitern.«
»Geht es ihr nicht gut?«
»O doch.« Dwight machte eine nachlässige Handbewegung. »Sie hat nur ab und zu den Baby-Blues.« Er hakte die Daumen in die Taschen seiner Hose und grinste Tory an. »Wo ich schon einmal hier bin, sollte ich mich wahrscheinlich entschuldigen.«
»Tatsächlich? Warum denn?«
»Weil ich Lissy in dem Glauben gelassen habe, du und Cade wärt zusammen.«
»Ich bin gern mit Cade zusammen.«
»Ach, komm, du weißt schon, was ich meine. Lissy verbeißt sich in manche Dinge. Sie versucht ständig, Cade unter die Haube zu bringen, und wenn er es nicht ist, dann ist es Wade. Sie ist ganz wild darauf, dass meine Freunde auch endlich heiraten. Cade wollte nur ihrem letzten Kupplerversuch entkommen, und hat mich gebeten, ich solle ihr sagen, dass er ...«
Unter Torys Blick errötete er.
»Dass er mit jemandem zusammen sei. Also habe ich ihr erzählt, er sei mit dir zusammen. Ich dachte, sie glaubt es und lässt ihn eine Weile in Frieden.«
»Hmm.« Tory schaltete die Lichterkette ein und betrachtete das Ergebnis.
»Ich hätte es besser gelassen«, fuhr Dwight fort. »Schließlich bin ich ja nicht taub, und ich weiß, wie gern Lissy redet. Als Cade zu mir kam, um mir deshalb den Kopf zu waschen, hatte ich schon von sechs anderen Leuten gehört, dass ihr beide so gut wie verlobt wärt und Kinder wolltet.«
»Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, Lissy klar zu machen, dass Cade nicht an Verabredungen interessiert ist.«
»Na ja, einfacher würde ich es nicht nennen.« Er lächelte sie strahlend an. »Wenn ich ihr das sage, will sie wissen, warum. Dann erkläre ich ihr, dass manche Männer eben nicht heiraten wollen. Und sie erwidert: >Aber du bist doch gern verheiratet? Oder wärst du lieber allein und frei wie deine beiden besten Freunde?< Natürlich sage ich dann: >Nein, Liebes< - aber eigentlich stehe ich dann schon mit einem Fuß in der Hundehütte.«
Er kratzte sich am Kopf und versuchte, Mitleid erregend auszusehen. »Ich kann dir sagen, Tory - Ehe ist so, als ob du auf einem rutschigen Hochseil balancierst, und jeder Mann, der behauptet, er würde nicht seinen Freund opfern, wenn ihn das vor dem Abstürzen bewahrt, ist ein verdammter Lügner. Außerdem habe ich gehört, dass du und Cade ein paarmal zusammen gesehen worden seid.«
»Ist das eine Behauptung oder eine Frage?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte sagen sollen, der Umgang mit Frauen ist generell wie das Balancieren auf einem rutschigen Seil. Lassen wir das Thema lieber.«
»Gute Idee.«
»Nun, Lissy veranstaltet heute eine Hühnerparty. Einen Frauenabend«, verbesserte er sich rasch, als Torys Brauen in die Höhe schössen. »Ich war gerade auf dem Weg zu Wade, um zu sehen, ob er mit mir zu Abend essen und mir Gesellschaft leisten will, bis ich mich wieder nach Hause trauen kann. Ich komme morgen noch einmal vorbei. Vielleicht kannst du mir ja dann dabei helfen, ein paar Ohrringe oder so etwas auszusuchen.«
»Das tue ich gern.«
An der Tür drehte Dwight sich noch einmal um. »Es sieht hübsch hier aus, Tory. Hat Klasse. Der Laden wird gut für die Stadt sein.«
Hoffentlich, dachte sie, während sie hinter ihm ab- schloss. Und hoffentlich würde die Stadt gut für sie sein.
Dwight überquerte die Straße an der Ampel. Als Bürgermeister musste er mit gutem Beispiel vorangehen. Er trank auch nicht mehr als zwei Bier pro Abend, wenn er in einer Bar war, und er hielt die Geschwindigkeitsbeschränkungen ein. Kleine Opfer. Doch ab und zu hatte er das Bedürfnis, über die Stränge zu schlagen. Wahrscheinlich kam das daher, weil er ein Spätentwickler gewesen war. Er hatte erst spät angefangen, mit Mädchen auszugehen, und es hatte ihn so überwältigt, dass sie überhaupt etwas mit ihm zu tun haben wollten, dass er gleich mit Lissy auf dem Rücksitz seines ersten Autos gelandet war. Nun ja, erst mit ein paar anderen und dann mit Lissy. Auf einmal ging er mit dem hübschesten und beliebtesten Mädchen der Schule. Und ehe er sich versah, lieh er sich einen Smoking für seine Hochzeit.
Nicht, dass er dies bedauern
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