Lilien im Sommerwind
würde. Nicht eine Minute lang. Lissy war genau das, was er wollte. Sie war immer noch so hübsch wie auf der High School. Natürlich schmollte sie gern und machte immer so viel Wirbel um alles, aber das taten schließlich alle Frauen.
Sie hatten ein schönes Haus, einen wunderbaren Sohn, und ein zweites Kind war unterwegs. Ein verdammt gutes Leben. Und er war Bürgermeister in der Stadt, in der man sich früher über ihn lustig gemacht hatte.
Das war doch eine Ironie des Schicksals.
Und wenn es ihn ab und zu mal juckte, dann war das doch nur natürlich. Tatsache war, dass er mit keiner anderen als Lissy verheiratet sein wollte, dass er nirgendwo anders leben wollte als in Progress und dass sein Leben immer so weitergehen sollte wie bisher.
Als Dwight die Tür zu Wades Wartezimmer öffnete, wurde er beinah von einem panischen Hirtenhund über den Haufen gerannt.
»Tut mir Leid! O Mongo.« Eine hübsche Blondine versuchte, den Hund an der Leine zu halten. Er kannte sie nicht. Sie warf Dwight einen entschuldigenden Blick aus sanften grünen Augen zu, und ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Er ist gerade geimpft worden und fühlt sich verraten.«
»Ich kann ihm keinen Vorwurf daraus machen.« Um seine Männlichkeit zu beweisen riskierte Dwight den Verlust seiner Finger und klopfte dem Hund auf die weißgraue Wolle. »Ich kann mich nicht erinnern, Sie oder Mongo jemals in der Stadt gesehen zu haben.«
»Wir wohnen erst seit ein paar Wochen hier. Ich komme aus Dillon und werde hier an der High School Englisch unterrichten - na ja, zunächst einmal nur die Sommerkurse, aber im Herbst fange ich richtig an. Mongo, sitz!« Sie warf ihre Haare zurück und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Sherry Bellows. Sie können mir die Schuld für die Hundehaare auf Ihrer Jeans geben.«
»Dwight Frazier: Nett, Sie kennen zu lernen. Ich bin der Bürgermeister hier, also müssen Sie zu mir kommen, wenn Sie irgendwelche Klagen haben.«
»Oh, bis jetzt ist alles in Ordnung. Aber ich werde es mir merken.« Sie warf einen Blick auf das Untersuchungszimmer. »Bisher sind alle hier so freundlich und hilfsbereit gewesen. Ich bringe Mongo jetzt besser ins Auto, bevor er die Leine zerreißt und Sie mir einen Strafzettel geben müssen.«
»Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein danke. Ich schaffe das schon.« Lachend trat sie mit dem Hund aus der Tür. »Einigermaßen jedenfalls. Es war nett, Sie getroffen zu haben, Bürgermeister Frazier. Wiedersehen, Max!«
»Dito«, murmelte Dwight. Dann wandte er sich zu Maxine, die am Empfang stand, und verdrehte die Augen. »Als ich auf der Progress High war, hatten wir nicht solche Englischlehrerinnen. Ich hätte noch ein paar Jahre länger dableiben sollen.«
»Männer!« Maxine holte kichernd ihre Tasche aus der untersten Schublade. »Ihr seid so leicht zu durchschauen! Mongo war unser letzter Patient, Bürgermeister. Doc Wade macht gerade hinten sauber. Würden Sie ihm bitte sagen, dass ich zu meinem Abendkurs musste?«
»Klar. Einen schönen Abend.«
Er ging nach hinten, wo Wade gerade den Medikamentenschrank aufräumte. »Hast du irgendwelche guten Drogen für mich?«
»Ein paar Steroide, damit dir endlich Haare auf der Brust wachsen. Du hattest ja nie welche.«
»Weil sie alle auf deinem Hintern gelandet sind«, erwiderte Dwight fröhlich. »Na, wie findest du denn die Blonde?«
»Hmm?«
»Du meine Güte, Wade, bist du in deine Betäubungsmittel gefallen? Die Blonde mit dem großen Hund, die gerade gegangen ist. Die Englischlehrerin.«
»Oh - Mongo.«
»Ich sehe schon, es ist zu spät.« Kopfschüttelnd schwang sich Dwight auf den mit Gummi ausgelegten Tisch. »Wenn dir hübsche Blondinen schon nicht mehr auffallen, sondern du dich nur an den Hund erinnerst, dann kann dich selbst Lissy nicht mehr unter die Haube bringen.«
»Ich gehe sowieso nicht mehr zu einem Blind Date. Und außerdem ist mir die Blonde sehr wohl aufgefallen.«
»Du ihr auch, würde ich sagen. Hast du sie angemacht?«
»Meine Güte, Dwight, sie ist eine Patientin.«
»Der Hund ist der Patient. Du verpasst eine goldene Gelegenheit, mein Sohn.«
»Hör auf, dir über mein Sexleben Gedanken zu machen!«
»Du hast ja keins.« Dwight lehnte sich nach hinten und stützte sich grinsend auf seine Ellbogen. »Wenn ich wie du ganz passabel aussähe und nicht verheiratet wäre, hätte ich statt ihres großen, haarigen Hundes die Blonde hier auf den Tisch gelegt.«
»Vielleicht habe ich das ja getan.«
»In
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