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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich sage dir, was du tun solltest. Du solltest ein paar Sachen zusammenpacken und mit mir kommen. Du kannst bei Boots und mir wohnen, bis alles geregelt ist.«
    »Ich kann hier nicht weg. Er könnte doch jede Minute zurückkommen.«
    »Du kannst ihm ja eine Nachricht hinterlassen.«
    »Das würde ihn nur wütend machen.« Sarabeths Augen wanderten unruhig umher, als suche sie einen sicheren Platz vor der rechtschaffenen Wut ihres Mannes. »Ein Mann hat das Recht darauf, seine Frau zu Hause vorzufinden, wenn er zurückkommt. Sie muss unter dem Dach, das er ihr bietet, auf ihn warten.«
    »Dieses Dach hat Löcher, Mama«, sagte Tory ruhig und erntete einen missbilligenden Blick.
    »Für dich war nie etwas gut genug, nicht wahr? Ganz gleich, wie hart dein Daddy gearbeitet hat und wie ich mich abgemüht habe, für dich war es nie gut genug. Du wolltest immer mehr.«
    »Ich habe nie um mehr gebeten.«
    »Du warst clever genug, es nicht laut auszusprechen. Aber ich habe es in deinen Augen gesehen. Eine Heimlichtuerin warst du, gerissen und schlau«, sagte Sarabeth mit zuckenden Lippen. »Du bist ja auch bei der ersten Gelegenheit weggelaufen, hast nie zurückgeblickt, um deinen Vater und deine Mutter zu ehren. Du hättest uns unsere Opfer zurückzahlen müssen, aber dazu warst du zu egoistisch. Wir haben in Progress ein anständiges Leben geführt und würden es noch, wenn du nicht alles ruiniert hättest.«
    »Sarabeth ...« Hilflos tätschelte J. R. ihre Hand. »Das ist nicht fair, und es stimmt auch nicht.«
    »Sie hat Schande über uns gebracht. Von der ersten Minute an, die sie auf der Welt war. Bevor sie kam, waren wir glücklich.« Torys Mutter begann wieder zu weinen und raue, abgehackte Schluchzer ließen ihre Schultern beben.
    Verlegen legte J. R. ihr den Arm um die Schultern und gab beruhigende Laute von sich.
    Mit ausdruckslosem Gesicht begann Tory, den Müll vom Tisch zu räumen.
    Wie der Blitz sprang Sarabeth auf. »Was machst du da?«
    »Da du ja unbedingt hier bleiben willst, wollte ich ein bisschen aufräumen.«
    »Deine Kritik kannst du dir sparen.« Sarabeth schleuderte die Pappteller zu Boden. »Denk ja nicht, du könntest mit deinem arroganten Gehabe und deinen schicken Kleidern hierher kommen und an mir herummeckern. Du hast mir schon vor Jahren den Rücken zugedreht, und was mich angeht, kannst du da bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
    »Du hast dich schon von mir abgewandt, als du das erste Mal ruhig zusahst, wie er mich blutig schlug.«
    »Gott hat den Mann zum Herrn in seinem Haus gemacht. Du hast nie eine Tracht bekommen, wenn du es nicht verdient hattest.«
    Eine Tracht, dachte Tory. Ein harmloses Wort für das Entsetzen. »Redest du dir das ein, um nachts ruhig schlafen zu können?«
    »Werde bloß nicht frech. Du sagst mir jetzt, wo dein Vater ist, verdammt noch mal. Du weißt es, du kannst es sehen. Sag mir, wo er ist, damit ich zu ihm gehen kann.«
    »Ich werde ihn nicht suchen. Und wenn ich über ihn stolpern würde, während er in einem Graben verblutet, würde ich ihn da liegen lassen.« Als Sarabeth ihr eine Ohrfeige gab, schlug Torys Kopf nach hinten. Deutlich sah man die roten Abdrücke der Hand auf ihrer Wange, aber sie zuckte nicht einmal.
    »Sarabeth! Allmächtiger, Sari!« J. R. hielt ihre Arme fest, während sie sich schreiend und schluchzend wehrte.
    »Ich hoffe, er ist tot«, fuhr Tory ruhig fort. »Nein. Ich hoffe, er kommt zu dir zurück, Mama. Ich hoffe wirklich, er kommt zurück und lässt dich das Leben führen, das du anscheinend willst.«
    Sie öffnete ihre Geldbörse und nahm den Hundertdollarschein heraus, den sie am Morgen hineingelegt hatte. »Und wenn er zurückkommt, kannst du ihm sagen, dass dies hier das letzte Geld ist, was er je von mir zu sehen bekommt. Du kannst ihm sagen, dass ich wieder in Progress wohne und mir da ein Geschäft aufbaue. Und wenn er dort hinkommen und wieder die Hand gegen mich erheben möchte, sollte er besser dafür sorgen, dass er mich dieses Mal totschlägt. Denn sonst bringe ich ihn um.«
    Tory schloss ihre Tasche wieder. »Ich bin im Auto«, sagte sie zu J. R. und ging hinaus.
    Ihre Beine begannen erst zu zittern, als sie im Wagen saß und die Tür zugemacht hatte. Das Zittern breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie schlang die Arme um sich und wartete mit geschlossenen Augen darauf, dass es nachließ.
    Sie hörte das Weinen aus dem Haus und das monotone Glucken der Hühner, die nach

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