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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Leitung.
    »Hey, Beate. Er ist mein Freund. Wir machen Dinge nun mal gemeinsam. Ich würde dich doch auch fragen, wenn ich noch jemanden mitbringen würde.«
    »Schon gut. War was?«

    Beate legte auf.
    Sabrina hatte es sich längst abgewöhnt, sich bei Beate über irgendetwas zu wundern. Die Art, wie sie Telefongespräche beendete oder urplötzlich aufsprang, verschwand und erst nach einer halben Stunde wiederkam. Sie hatte x-mal versucht, ihr etwas über den Silvesterabend aus der Nase zu ziehen. Aber mehr als ein ›Ich musste mal aufs Klo und da warst du weg‹ war nicht aus ihr herauszubekommen. Auf der anderen Seite kümmerte sich Beate seitdem rührend um sie. Rief ein halbes Dutzend Mal am Tag an, begleitete sie nach der Schule fast immer zum Bus und nahm sehr viel Anteil an ihrem Leben.
    »Wenn mir selbst schon nichts Spannendes passiert, dann will ich es wenigstens von anderen erzählt bekommen«, hatte sie einmal gesagt.
    Sabrina fand ihr Leben nicht sonderlich spannend. Eigentlich trudelte es gerade ganz gemächlich hin in Richtung Langweile. Fast war sie froh, dass der Weinberg sie jetzt wieder in die Pflicht nahm. Sie fing an, die Scheren abzuspülen, und als sie die Brille in ihrer Jackentasche bemerkte, hielt sie sie auch unters fließende Wasser. Anschließend trocknete sie sie ab und polierte sie auf Hochglanz. Sie sah tatsächlich aus wie neu. Als Lukas wenig später kam, steckte sie den Fund in ihre Tasche und beschloss, bei nächster Gelegenheit die Tourismusinformation von Andernach zu besuchen. Mal schauen, was es Neues gab. Vielleicht lief sie bei dieser Gelegenheit auch ganz zufällig dem Ranger über den Weg …
     
    »Nein.« Lukas glatte, hohe Stirn verfinsterte sich. »Das machst du nicht. Schon vergessen, was du deiner Mutter versprochen hast?«
    Sie saßen nebeneinander im Wagen und fuhren gerade über den Rhein. Über dem strahlend blauen Himmel zogen sich einige Wolken zusammen. Das Spiel von Sonne und Schatten tauchte mal das eine, mal das andere Ufer in gleißendes Licht.

    »Und mir.«
    Er legte seine Hand auf ihr Knie. Dann musste er schalten und zog sie wieder weg.
    »Ich hatte nicht vor, ihn auszufragen. Aber mich interessiert einfach, ob er von Berti und den schwarzen Liegeplätzen gewusst hat.«
    »Natürlich. Die wissen doch alles. Du kannst ganz beruhigt sein. Irgendwas läuft da immer. Aber was, werden sie dir natürlich nicht auf die Nase binden.«
    »Ist dein Vater immer noch sauer, dass er damals die Werth nicht als Baugebiet bekommen hat?«
    Lukas fädelte sich in die Uferstraße ein und konzentrierte sich auf den Verkehr.
    »Schnee von gestern«, sagte er. »Er ist im Gegensatz zu mir ein guter Verlierer.«
    »Das mit dem Weinberg nimmt er mir aber immer noch übel.«
    Lukas schwieg. Erst als sie den Ortseingang von Andernach erreichten und das Wohngebiet vor dem Hafen, nahm er den Faden wieder auf. »Und du, was ist mit dir?«
    »Mit mir?« Sabrina sah ihn erstaunt an.
    »Dass er wollte, dass ich mich an dich heranmache. Ich habe das Gefühl, dass du mir das auch noch nicht verziehen hast. Es steht immer noch zwischen uns.«
    Sabrina seufzte. Sie hatten diese Diskussion schon ein Dutzend Mal geführt. Aber ihre Zurückhaltung lag nicht an dem perfiden Plan, den der Vater seinem Sohn aufgedrückt hatte. Sie dachte wieder daran, was Lukas damals gesagt hatte, als sie im Krankenhaus lag. Er war ehrlich zu ihr gewesen, in jeder Beziehung. Er hatte ihr alles gestanden und gesagt, dass er sie lieben würde.
    »Doch, das hab ich«, sagte sie leise.
    Aber tief in ihr drin spürte sie einen kleinen Widerstand gegen diese Worte. So richtig, ganz und uneingeschränkt wollte das alles nicht mehr heraus aus ihr. Es war, als ob sie wieder auseinanderdriften würden, langsam und unmerklich,
und sie hoffte nur, dass Lukas nicht das Gleiche dachte. Es war ihr Fehler, dass etwas nicht stimmte mit ihnen. Sie fühlte sich schuldig, nicht so empfinden zu können, wie er das vielleicht von ihr erwartete.
    Sie hielten an einer Ampel, was eigentlich völlig unnötig war, denn weit und breit war niemand außer ihnen unterwegs. Nur ein Spaziergänger marschierte gerade auf die Kreuzung zu. Etwas an seiner Gestalt kam Sabrina bekannt vor. Sie sah genauer hin – und erkannte Günni. Der stoppte gerade seine schlenkernden, kniekehligen Schritte, weil die Fußgängerampel von Grün auf Rot sprang.
    »Moment.« Sie legte Lukas die Hand auf den Arm. »Bin gleich wieder da.«
    Noch bevor er etwas

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