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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Aber mir.«
    Sabrina schüttelte den Kopf. Vielleicht stand sie ja immer noch unter Schock. In ihrer Brust kämpften zwei Seelen miteinander:
Die eine war froh, dass es zu Ende war, die andere bedauerte es zutiefst. »Bin ich wirklich so verbohrt?«
    Beate musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. Dann senkte sie den Kopf zu einem bedächtigen Nicken. »Schlimmer.«
    Sie prustete los. Sabrina boxte ihr in die Seite und im nächsten Moment warfen sie sich lachend zurück aufs Bett.
    »Ihr passt nicht zusammen.« Beate betrachtete ihre Deckenlampe, als sähe sie sie zum ersten Mal. »Entschuldige, wenn ich das so offen sage, aber er ist ein Macho. Er braucht jemanden, der ihm Paroli bieten kann.«
    »Das stimmt nicht. Er hält dir die Tür auf, bezahlt immer, ist unglaublich rücksichtsvoll …«
    »Hm ja. Klar. Genauso stelle ich mir meinen Traummann vor. – Wie ist er denn … Habt ihr eigentlich jemals? Du weißt schon.«
    »Nein. Er wollte, ich nicht.«
    »Vielleicht ist das ja der Grund. Es gibt Typen, die ertragen es nicht, wenn man ihren göttlichen Körper von der Bettkante stößt.«
    Sabrina setzte sich auf. »Glaube ich nicht. Ich vermute eher, er hat einfach Angst um mich.«
    »Und deshalb schickt er dich in die Wüste?«
    Sabrina zuckte ratlos mit den Schultern. Es war das erste Mal, dass ihr so etwas passiert war. Liebeskummer hatte sie sich immer anders vorgestellt. Viel tiefer und melancholischer, mit einem dunkel-romantischen Soundtrack im Herzen, der alles mit schicksalhaften Moll-Tönen untermalte. Im Moment war sie eigentlich nur sauer, weil Lukas sie so schnell aufgegeben hatte. Die Trennung war gar nicht so schlimm. Also war die Liebe wohl auch nicht so groß gewesen. Das war es eigentlich, was sie traurig machte. Sie hatte der Sache eine Chance geben wollen, aber es hatte wohl auf beiden Seiten nicht zu mehr gelangt.
    »Er will eine Auszeit. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«

    »Du gehst mir auf den Keks. Ich will es dir nicht offen ins Gesicht sagen, aber du bist es einfach nicht. Lass uns Freunde bleiben.« Beate sagte das staubtrocken. Sabrina brauchte eine Sekunde, bis sie begriff, dass ihre Freundin nur versucht hatte, Lukas’ komplizierte Gedankengänge ins Einfache zu übersetzen. »Wie geht es dir damit?«
    »Beschissen, aber okay«, antwortete Sabrina wahrheitsgemäß.
    Sabrina stand auf und griff nach ihrer Tasche. Die fiel kopfüber vom Bett, und ein Sammelsurium aus Kleingeld, Taschentüchern, benutzten Busfahrscheinen, Lipgloss, Kugelschreibern, Büroklammern und Krümeln längst vergessener Kekse fiel auf den Boden.
    »Mist.« Sabrina ging in die Knie, um alles einzusammeln.
    »Hey, wie kommst du denn an meine Brille?« Beate griff nach dem Gestell und betrachtete es von allen Seiten. Dann setzte sie es sich auf die Nase. »Hab ich die mal bei euch liegen gelassen? Danke. Ich dachte schon, jetzt geht die Rennerei zum Optiker wieder los.« Beate lächelte sie vergnügt an.
    Sabrina sagte kein Wort. Sie wich aber ihrem Blick aus und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Als sie alles wieder verstaut hatte, stand sie auf und verabschiedete sich. Am Montag würden sie sich in der Schule sehen. Beate brachte sie noch bis zur Haustür und versprach, bei der nächsten Gelegenheit nach der alten Zeitung zu suchen. Dann stand Sabrina auf der Straße und machte sich auf den Heimweg.
    Die Brille musste Beate oben auf dem Berg verloren haben. Sie hatte Kratzer und blutige Abschürfungen gehabt. Steine waren losgetreten worden, einige hatten Sabrina nur um Haaresbreite verfehlt. Natürlich glaubte sie nicht, dass Beate ernsthaft vorhatte, ihr etwas anzutun. Aber was zum Teufel hatte sie oben auf dem Berg gemacht?
    Die ganze Fahrt zurück dachte sie darüber nach. Natürlich hätte sie Beate direkt fragen können. Aber eine innere Stimme sagte Sabrina, dass es besser war, ab jetzt den Mund zu halten.
Sie hatte sich schon viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Sie hatte Lukas verloren, und es sah ganz so aus, als ob auch ihre neue Freundin Geheimnisse vor ihr hatte.
    Die Sehnsucht nach Amelie schnürte ihr beinahe das Herz ab. Plötzlich bereute sie es, dass sie das Tagebuch begraben hatte. Einen Moment lang jagte der wilde Gedanke durch ihren Kopf, es sich einfach wiederzuholen. Dann verwarf sie ihn. Das wäre der komplette Irrsinn: Sie am Grab, mit loderndem Wahn im Blick nach dem vergrabenen Schatz suchend. Das war absolut reif für die Anstalt. Amelie war tot. Sie konnte Sabrina

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