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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Lastschiffe und Ausflugsboote der Köln-Düsseldorfer Rheinlinie. Die Krippen füllten sich langsam. Es war ein heißer Tag, und sie sehnte sich danach, ins kalte Wasser zu springen.
    »Du kannst aufhören!«
    Franziska war ein paar Meter zu ihr hochgestiegen. »Du bist ja fast fertig. Ich mache den Rest.«
    Offenbar bereute sie ihre harten Worte vom Abend. Aber Sabrina ließ sich nicht auf das Friedensangebot ein. Wortlos packte sie ihre Arbeitsutensilien zusammen und kletterte hinunter. Amelie hatte ihr eine SMS geschickt. Heute um drei Krippe 8. Kommst du? Sabrina zog unter Mühen die Arbeitshandschuhe aus. Sie waren feucht vom Schweiß und klebten an ihren Händen.
    Ja , tippte sie ein und schickte die Nachricht ab. Schon wieder spürte sie, wie ihr Herz schneller pochte. Sie redete sich ein, dass sie ein gewisses Risiko eingingen, wenn sie unter den Augen des Rangers den abgesteckten Pfad zum Geysir verließen und sich einfach so ins Gebüsch schlugen. Doch zwei Stunden später, als Sabrina an der Krippe eintraf, hatte sich ihre Aufregung immer noch nicht gelegt.
    Amelie lag an diesem Tag nicht in der ersten Reihe. Sie hatte sich in den Schatten der Silberweidenzweige zurückgezogen und trug auch nicht ihren Bikini, sondern Jeans und eine langärmlige Bluse. Einmal Brennnesselmutanten hatten ihr offenbar gereicht.
    »Hi!« Sabrina ließ ihre Messenger-Bag fallen und sich selbst gleich daneben.

    Amelie nahm die Sonnenbrille ab und verstaute sie sorgfältig in ihrer Umhängetasche. »Bist du bereit?«
    »Hör mal«, begann Sabrina, aber ihre Freundin schnitt ihr sofort das Wort ab.
    »Du musst nicht mit. Wirklich nicht.«
    »Du weißt ja gar nicht, was ich sagen wollte.«
    »Ich sehe es dir an. Tu es nicht, Amelie, das ist verboten, wir kriegen noch Ärger, musst du denn immer so einen Quatsch machen …«
    »Eben nicht«, antwortete Sabrina ärgerlich. War sie wirklich so? »Ich wollte nur wissen, was du ihm eigentlich sagen willst, wenn wir urplötzlich vor ihm auftauchen.«
    »Er soll verschwinden.« Amelie sah an ihr vorbei durch die tief herabhängenden Zweige. »Ich meine Lukas. Er spioniert mir nach.«
    Sabrina drehte sich um. Lukas kam lässig über die Liegewiese direkt auf sie zu.
    Amelie verdrehte die Augen. »Der hat mir grade noch gefehlt.«
    »Na, ihr beiden?« Lukas hatte sie erreicht und schob den Vorhang aus Weidenzweigen zurück. »Noch Platz für mich und mein Handtuch?«
    »Klar«, antwortete Sabrina und rückte ein Stück zur Seite. Sie fand es unfair von Amelie, sich so zu verhalten. Man konnte nicht jemandem das Boot fast zu Schrott fahren und ihn anschließend links liegen lassen.
    »Heißer Tag heute.«
    Lukas breitete sich aus und Amelie verzog schmollend den Mund. Sie setzte wieder ihre Sonnenbrille auf, drehte sich zur Seite und las weiter in einer Zeitschrift, die sie sich mitgebracht hatte.
    »Ja«, antwortete Sabrina, obwohl sie genau wusste, dass Lukas lieber eine Antwort von Amelie gehabt hätte. »Sag mal … Weißt du was von einer neuen Bahntrasse?«
    Lukas runzelte die Stirn. »Nö. Keine Ahnung. Soll hier etwa noch mehr Güterverkehr durchbrausen?«

    Wie auf Bestellung raste auf der anderen Seite des Flusses ein Zug an Leutesdorf vorbei. Es hörte sich an, als wäre eine Horde Formel-eins-Boliden losgelassen worden.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Janine hat so etwas erzählt.«
    »Janine … wer?«
    »Janine Diehl. Sie geht … Sie ging mit mir in eine Klasse.«
    »Diehl. Ist das die Tochter von Albrecht Diehl? Der bei den Liegenschaften in der Stadtverwaltung sitzt?«
    Sabrina zuckte mit den Schultern.
    »Ich kann ja mal meinen Vater fragen. Der kennt ihn ganz gut. Soll ich?«
    »Das wäre nett. Aber häng es bitte nicht an die große Glocke.«
    »Kein Problem. Hat jemand Lust auf eine Abkühlung?« Er richtete die Frage an Amelie, doch die versank nur noch tiefer hinter ihrer Zeitschrift. Lukas stand auf und ging zum Sandstrand hinunter.
    Auf diesen Moment hatte Amelie gewartet. Sie sprang hoch und nahm ihre Tasche. »Los.«
    »Aber …« Hilflos sah Sabrina auf die Handtücher und die Zeitschrift, die Amelie auf ihr Tuch geworfen hatte, damit es so aussah, als würde sie gleich zurückkommen.
    »Du kannst auch gerne hierbleiben und ihn ein bisschen ablenken.«
    Amelies Stimme klang ungeduldig und gereizt. Sabrina stand auf und folgte ihr. Was hatte sie bloß? Es hörte sich ja fast so an, als ob sie wirklich alleine zur Werth gehen wollte.
    »Wir bleiben ja nicht lange«,

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