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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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gleich danach tot ist, wolltest du das sagen?« Sabrina merkte, wie scharf ihre Stimme klang, doch sie hatte sie nicht unter Kontrolle. »Was wäre denn dann gewesen?«
    Beate presste die Lippen zusammen und sah zu Boden. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie schließlich. »Sorry. Ich hab nur versucht, was Nettes zu sagen. Ist nicht meine Stärke.«
    »Stimmt. Außerdem kommt es ein bisschen spät.«
    Beate nickte. Sie wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann anders und ging wieder weg. In Sabrina zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Vielleicht hätte sie Beate doch nicht so anfahren sollen? Andererseits – was hatte sie mit diesen Zicken zu tun? Keine von ihnen war auf Amelies Beerdigung aufgetaucht. Dann brauchten sie jetzt auch nicht zu kommen und so zu tun, als ob sie das alles irgendwie berühren würde. Zornig stapfte sie zurück ins Haus. Den Rest des Tages hatte sie schlechte Laune, und Franziskas muntere Aufforderung, sich nach dem Essen den beiden Studenten anzuschließen und bei der Lese mitzuhelfen, trug auch nicht dazu bei, ihre Stimmung zu heben.
    Bis Freitag quälte sie sich durch die Woche. Der Schulstoff bestand hauptsächlich aus Wiederholungen, damit die Lehrer sich ein Bild machen konnten, auf welchem Stand ihre Klasse war. Sabrina hatte keinerlei Mühe damit, stellte aber zu ihrem Erstaunen fest, dass Beate in einigen Fächern weitaus besser war als sie. Aber da sie in den Pausen einen weiten Bogen umeinander machten und Beate sie nicht noch einmal angesprochen hatte, vergaß sie das Mädchen allmählich. Was ihr viel mehr zu schaffen machte, war das große allgemeine Schweigen. Das Schweigen der Polizei. Das Schweigen der Öffentlichkeit. Es schien in Amelies Fall einfach nicht voranzugehen.

    Und so bog sie, als sie sich Freitagnachmittag auf den Weg zur Bushaltestelle machte, einer plötzlichen Eingebung folgend vom Weg ab und stand wenig später vor der Neuwieder Polizeidirektion. Es war ein modernes Gebäude mit Glastüren und einer überschaubaren Anzahl von Abteilungen. Als sie nach Helga Fassbinder fragte, telefonierte ein netter Pförtner kurz und bat sie dann, auf einem der Stühle im Foyer Platz zu nehmen. Wenige Minuten später hielt ein Fahrstuhl im Erdgeschoss, und die runde, immer ein wenig flatterig wirkende Gestalt der Kriminalbeamtin eilte heraus.
    Mit einem offenen Lächeln ging sie auf Sabrina zu. »Frau Doberstein! Das ist ja nett, dass Sie uns einmal besuchen.«
    Sabrina stand auf und erwiderte den Händedruck. »Ich wollte wissen, ob es etwas Neues gibt.«
    Das Gesicht der Kommissarin verlor sein Lächeln. »So leid es mir tut, nein. Ich wollte Sie schon lange anrufen, aber wir haben hier einfach zu viel zu tun. Wollen Sie nicht in mein Büro kommen? Da können wir uns besser unterhalten.«
    Sabrina nickte und Frau Fassbinder fuhr mit ihr in den dritten Stock. Mordkommission stand auf dem Wegweiser im Fahrstuhl.
    »Hier entlang.«
    Es waren helle, freundliche Räume, an denen die Beamtin sie vorüberführte, und das Zimmer, in das sie schließlich eintraten, kannte Sabrina bereits von ihrem ersten Besuch. Damals hatte sie noch geglaubt, ihre Aussage könnte helfen. Mittlerweile war sie nicht mehr davon überzeugt, ob sie wirklich wollte, dass Kilian gefunden würde.
    Kilian.
    Der Name floss wie heißes Blei durch ihre Adern. Plötzlich verwünschte sie ihre Idee, hierherzukommen. Was konnte sie schon ausrichten? Der Polizei standen alle Möglichkeiten offen. Und noch nicht einmal der schien es zu gelingen, Licht in das Dunkel um Amelies Tod zu bringen.
    Frau Fassbinder bot ihr einen Stuhl und etwas zu trinken an. Dann setzte sie sich ihr gegenüber und musterte sie aus
ihren haselnussbraunen Augen. »Sie wollen bestimmt wissen, was es Neues gibt. Leider haben unsere Suchanfragen ergeben, dass es ein Schiff unter dem Namen Désirée offiziell nicht gibt. Und da wir von dem Schiffer auch nur den Vornamen hatten, hat uns das nicht sehr weitergeholfen. Die Phantomzeichnung war gut, wirklich, aber … Dieser Kilian ist offenbar untergetaucht.«
    Und mit ihm sein Schiff. Sabrina konnte der Frau ansehen, was sie davon hielt, gleich einem doppelten Phantom hinterherzujagen.
    »Andernfalls hätten wir uns sofort bei Ihnen gemeldet. Das wissen Sie doch.«
    Sabrina nickte. »Ich will eigentlich vielmehr etwas über einen alten Fall erfahren, der ein paar Jahre zurückliegt. Auf der Namedyer Werth hat es schon einmal einen Mord gegeben.«
    Für eine Sekunde verengten sich

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