Lilienzucht (German Edition)
Unterbewusstseins zu verstauen, doch mittlerweile braucht es nur noch kurze, ruhige Momente, damit sich ihre wilden, erotischen und leider auch höchst lebendigen Fantasien Bahn brechen.
Trotz allem ist sie jedoch immer noch fest entschlossen, sich an Victors Verbot zu halten und sich auf keinen Fall selbst zu befriedigen. – Ein Unterfangen, das in den letzten Tagen immer schwieriger geworden ist; vorsichtshalber hat sie sogar sämtliche auch nur annähernd erotische Unterwäsche und den Vibrator in einer Schublade eingeschlossen, damit sie sie nicht versehentlich anschauen muss. Doch auch das nützt nur wenig, denn sobald sie einen Rolls Royce in den Straßen Londons oder auch nur im Fernsehen sieht, geht ihr Vorstellungsvermögen augenblicklich mit ihr durch. ...oder wenn sie Männer in Livree sieht ... oder schwarze Ledersofas ... oder auch nur eine Vorhangkordel...
„Wenn ich wenigstens wüsste, wie lange das noch dauert...“, seufzt Josie leise, während sie sich wieder aufsetzt. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät ihr, dass sie noch mindestens eine Stunde warten sollte, bevor sie sich nach Mountsimmons Hall aufmacht, ... wo hoffentlich ein wenig Ablenkung auf sie wartet; und wenn es nur Gartenarbeit oder stupides Silberputzen ist...
Entschlossen atmet sie durch und sucht einem Moment angestrengt nach etwas anderem, mit dem sie ihr Gehirn auf halbwegs angenehme Weise beschäftigen kann. Da ihre Gedanken beinahe schon automatisch immer wieder bei Victor landen, fällt ihre Wahl schließlich auf den Theaterbesuch, mit dem er sie in der vorletzten Woche überrascht hatte. Doch es dauert nicht lange, dann geht auch bei diesen Erinnerungen ihre lüsterne Fantasie wieder mit ihr durch...
Es ist wie verhext.
Von irgendwoher hört man ein feines Glockenspiel ... und Josie erschrickt fast zu Tode, als ihr endlich bewusst wird, dass es ihr Handy sein muss, das immer noch in ihrer Handtasche steckt.
Wie von der Tarantel gestochen stürzt sie in den Flur und kramt hastig das Telefon aus der Tasche. Völlig außer Atem nimmt sie ab.
„Nanu?“, ertönt es amüsiert aus dem Hörer. „Ich werde dich doch nicht bei irgendwas gestört haben?“
„Nein, nein“, winkt Josie ab, während sie betont langsam durchschnauft, „ich war nur in Gedanken und hab das Telefon nicht gleich gehört, weil es noch in meiner Handtasche war.“ Gemächlich macht sie sich auf den Rückweg ins Wohnzimmer, dann fällt ihr etwas ein. „Äh, ...Mylord.“, fügt sie verlegen hinzu. Merkwürdigerweise fühlt sich diese Anrede heute irgendwie fremd an und Josie wird erst jetzt bewusst, dass sie dieses Wort in den letzten beiden Wochen überhaupt nicht benutzt hat.
„Lass gut sein, Josie“, meint Victor mild, „heute keine Anrede, wir werden sie ohnehin noch dieses Wochenende ändern. Mir ist etwas Passenderes eingefallen.“
„Oh!“, macht Josie nur.
„Ich weiß schon, du bist neugierig“, vermutet Victor am anderen Ende der Leitung schmunzelnd, „aber du musst noch ein bisschen Geduld haben. Morgen werde ich es dir sagen.“
„Aha.“, gibt Josie ein wenig verwirrt zurück. „Heißt das, ich fahre gleich nicht nach Hause?“
„Richtig.“, antwortet Victor sachlich. „Du wirst das Wochenende auf Croydon Hall verbringen. Wir sorgen dafür, dass Justin noch mal ein romantisches Wochenende mit Nora verbringen kann, vermutlich das vorerst letzte; schließlich steht die Geburt der Zwillinge unmittelbar bevor.“ Er macht eine kleine rhetorische Pause, die Josie beinahe als theatralisch bezeichnen würde.
„Und ganz nebenher kann ich mir die Zeit nehmen, mal richtig mit dir zu spielen und dich endlich von deinem unkeuschen Leid zu erlösen.“, fügt er trocken hinzu.
In Josies Slip wird es in Sekundenschnelle noch ein wenig schlüpfriger und feuchter als es das ohnehin schon war. Unwillkürlich stöhnt sie leise auf.
„Das war gemein.“, murmelt sie kaum hörbar ins Handy.
„So, findest du?“, hakt Victor bestens gelaunt nach. „Aber irgendwie muss ich ja auch raus finden, ob du dich an meine Anweisung gehalten hast.“
Josie seufzt verlegen. „Wenn du meinen Wäschekorb die letzten beiden Wochen gesehen hättest, wüsstest du auch sofort Bescheid.“, kontert sie zu ihrer eigenen Überraschung.
Sie kann förmlich sehen, wie er darauf ins Telefon grinst und neugierig eine Augenbraue dabei anhebt ... und sie könnte wetten, dass ihr eigenes Gesicht inzwischen reichlich rot angelaufen ist.
„Danke für den
Weitere Kostenlose Bücher