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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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Tipp.“, meint Victor leise lachend. „Ich werde es mir für später merken. Dieses Wochenende habe ich leider nicht die Zeit, das nachzuprüfen, ich habe heute nämlich noch wichtige Termine. Darum wird dich Jeffrey auch in etwa einer Stunde allein abholen.“
    „Okay“, seufzt Josie ins Handy; die Enttäuschung ist ihr deutlicher anzuhören, als sie eigentlich zugeben wollte. „Wann sehen wir uns dann?“
    „Ich denke zum Dinner.“, meint Victor nachdenklich. „Warte also mit dem Essen auf mich.“
    „Natürlich, gern.“
    „Bis später dann.“, verabschiedet sich Victor.
    „Ja, bis später.“, antwortet Josie mit einem leicht forcierten Lächeln. „Oh und viel Erfolg.“
    „Danke.“, kommt es noch zurück, dann ertönt auch schon ein Tuten aus dem Hörer.
    Mit einem irgendwie schalen Gefühl legt Josie das Handy auf den Wohnzimmertisch und atmet ein paar Mal tief durch.
    „Na, immerhin hat diese Warterei in absehbarer Zeit ein Ende...“, murmelt sie leise.
     
    Josie hat sich wie ein kleines Kind auf das Abendessen mit Victor gefreut ... und nun verläuft es vollkommen anders als erwartet. Zwar ist der Earl freundlich und zuvorkommend wie immer, aber irgendwie erscheint er Josie heute wesentlich reservierter. Noch nie – seit sie ihn näher kennt – ist ihr Gespräch dermaßen oberflächlich geblieben, selbst den belanglosesten Themen haben sie bisher noch etwas Anregendes abringen können, doch heute...
    Sie sind inzwischen bereits beim Dessert und Josie fragt sich ernsthaft, ob sie irgendetwas Falsches getan oder gesagt hat, dass er so kühl ist. Angespannt versucht sie, sich ihre konfusen Überlegungen nicht anmerken zu lassen, doch sie wird immer stiller, bis schließlich ein fragendes „Liliana?“ sie aus ihren Gedanken reißt.
    Es dauert eine Sekunde, erst dann begreift sie, dass sie selbst gemeint ist.
    „Oh, entschuldige, ich war in Gedanken.“, sagt sie verlegen. „Außerdem benutzt meinen zweiten Vornamen schon seit Jahren niemand mehr; ich bin gar nicht gewöhnt, dass man mich so anspricht.“
    „Nun, du wirst dich sicher schnell darauf einstellen.“, gibt Victor kühl zurück, doch in seinen Augen ist urplötzlich wieder ein amüsiertes Funkeln zu sehen.
    Josie hebt neugierig den Blick und schaut ihn fragend an.
    „Ich habe mich entschlossen, neben einer neuen Anrede auch einen anderen deiner Vornamen zu benutzen, wenn ich dich morgen sozusagen als meine Kurtisanen-Schülerin annehme.“, erklärt Victor scheinbar ungerührt. „So kann ich dir auch dann unauffällig Anweisungen zukommen lassen, wenn wir nicht unter uns sind.“
    In Anbetracht der Tatsache, dass sowohl Jeffrey als auch Mary sich im Raum befinden und alles mithören, würde Josie am liebsten vor lauter Verlegenheit im Boden versinken. Das Rot in ihrem Gesicht ist geradezu unbeschreiblich tief.
    In Victors Gesicht hingegen breitet sich langsam, aber unaufhaltsam ein vergnügtes Grinsen aus, als er ihre Reaktion bemerkt.
    „Aber im Moment sind wir ja unter uns.“, stellt er fest ... und als er sieht, dass Josie verdutzt nach Luft schnappt, fügt er noch hinzu: „Alle hier anwesenden Personen werden morgen dabei sein, mein Herz. Nenn es ruhig eine Art Initiation. Dabei brauche ich jemanden zum Assistieren; schließlich soll es nicht hektisch zugehen, ich möchte, dass alles reibungslos abläuft. In einer stillen, geschmeidigen Choreographie, wenn du so willst.“
    Josie muss schwer schlucken, ihr schlägt das Herz plötzlich bis zum Hals. Hilflos wirft sie einen unsicheren Blick auf Jeffrey, der offensichtlich ein Schmunzeln unterdrücken muss, ansonsten aber wie ein Fels in der Brandung hinter seinem Dienstherrn und Freund steht. Dann suchen ihre Augen Mary. Auch sie sieht ruhig und gelassen aus, doch sie lächelt ihr kurz aufmunternd zu.
    Für einen winzigen Moment noch fragt sich die junge Lady, worauf sie sich da eingelassen hat, doch – zu ihrer eigenen Überraschung – hat sie sich schnell wieder gefasst. Ein leises Seufzen entfährt ihrer Kehle und sie nimmt den letzten Löffel des Vanillemousse in den Mund, wo sie es langsam auf der Zunge zergehen lässt.
    Es ist merkwürdig, aber plötzlich ist die Anspannung in ihrem Körper weitgehend verflogen; sie kann sich nicht erklären warum, doch sie ist auf eine seltsame Art erleichtert.
    Mit einem leisen Lächeln in den Mundwinkeln hebt sie den Blick, um Victor anzuschauen. „Was muss ich noch wissen?“, fragt sie ruhig.
    Nun ist es an Victor, sie

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