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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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verblüfft anzuschauen; allerdings wirkt er dabei nicht halb so fassungslos wie Josie noch vor einer Minute.
    „Nach dem Dinner werden sich unsere Wege für heute trennen.“, erklärt er schließlich. „Ich möchte noch einiges für morgen vorbereiten. Mary wird dich aufs Zimmer begleiten, wo du bitte auch bis auf weiteres bleibst. Sie wird dir heute Abend beim Zubettgehen und morgen beim Zurechtmachen zur Hand gehen und dir das Wichtigste erklären.“ Einen Augenblick schaut er sie einfach nur forschend an. „Alles weitere erfährst du morgen.“
    „In Ordnung.“, seufzt Josie resigniert und zuckt kaum merklich mit den Achseln.
    „Gut“, meint Victor gut gelaunt, „dann hätten wir das ja geklärt. - Was hältst du von einem guten Whisky zum Abschluss?“
    „Warum nicht?“, antwortet Josie und lächelt wieder.
    „Jeffrey?“, wendet sich Victor an seinen Butler, der auch sofort reagiert.
    „Irischen oder schottischen, Mylord?“, will er wissen.
    „Hm, ich denke, ein Scotch wäre passend.“
    „Gern, Mylord.“
     
    Als Josie fast eine Stunde später in ihrem Gästezimmer ankommt und Mary die Tür leise hinter sich schließt, setzt sie sich gleich mit einem leisen Stöhnen aufs Bett und lässt sich rücklings in die weichen Kissen fallen.
    „Alles in Ordnung, Mylady?“, will Mary wissen. Ihre Stimme klingt besorgt.
    „Ja, ja“, seufzt Josie abwesend, während sie die Hände unter den Kopf legt, „es war nur eine furchtbar anstrengende Woche. – Und der Abend hat nicht unbedingt zu meiner Entspannung beigetragen.“
    „Zweifel?“, hakt Mary verständnisvoll nach.
    „Hm“, überlegt Josie laut vor sich hin, „merkwürdigerweise eigentlich nicht...“ Mit einem gedämpften Schnaufen schließt sie für einen Moment die Augen. „Aber ich bin furchtbar nervös.“, gesteht sie leise.
    Ein paar Atemzüge noch bleibt sie liegen, dann richtet sie sich plötzlich wieder auf.
    „Und außerdem macht mich dieser Urwald zwischen den Beinen langsam wahnsinnig!“, meint sie ächzend. „Ich hatte vollkommen vergessen, wie unangenehm das ist, wenn man die Haare wieder wuchern lässt.“
    Für eine Sekunde starrt das Hausmädchen sie verblüfft an, dann breitet sich ein mehr als bedauernder Ausdruck in ihrem Gesicht aus und ihr Mund verzieht sich zu einem ebenso hilflosen wie entschuldigenden Lächeln.
    „Es tut mit sehr Leid, Mylady“, beginnt sie unsicher, „aber ich muss sie darauf hinweisen, dass Lord Croydon wünscht, dass sie erst morgen Früh rasiert werden.“
    Für zwei Sekunden ist es totenstill im Zimmer, dann seufzt Josie kaum hörbar. Zu Marys Verwunderung beginnt sie vier weitere Sekunden später, unvermittelt loszukichern.
    „Ich hätte es mir denken müssen!“, findet sie kopfschüttelnd. „Alles andere ergibt ja auch nicht allzu viel Sinn... – Fragt sich bloß, was ich jetzt mit dem angebrochenen Abend anfangen soll. Schlafen werde ich ganz sicher noch nicht können...“
    Mary überlegt einen langen Moment angestrengt, dann fällt ihr etwas ein. „Nehmen Sie doch ein Bad. Mit einem entsprechenden Badezusatz sorgt es sicher für die entsprechende Bettschwere, Mylady. Wenn Sie möchten bringe ich Ihnen danach noch eine heiße Milch mit Honig.“
    „Das mit dem Bad ist vielleicht gar keine so dumme Idee“, findet Josie und grinst schräg, „aber ich hasse Milch... Höchstens vielleicht, wenn sie mit in der Wanne landet.“
    „Auch das lässt sich arrangieren“, meint Mary lachend, „aber ich könnte auch für einen beruhigenden Kräutertee sorgen, wenn Sie wünschen. – Der wäre dann eher zum Trinken.“
    „Gern. Solange es kein Baldriantee ist.“, sagt Josie und fügt lächelnd hinzu: „Dann lassen Sie uns doch mal nachsehen, was es an Badezusätzen gibt; vielleicht komme ich ja doch noch auf die Honigmilch im Badewasser zurück.“

20 Vorbereitungen
     
    Es ist noch früh am Morgen, als frischer Kaffeeduft und fröhliches Vogelgezwitscher Josie aus einem weitgehend unruhigen Schlummer holen.
    „Guten Morgen, Mylady.“, hört sie Mary, die offenbar versucht, sie möglichst rücksichtsvoll zu wecken.
    Gähnend öffnet Josie die Augen und streckt sich vorsichtig.
    „Morgen, Mary.“
    „Wie war ihre Nacht?“, erkundigt sich das Mädchen mit einem milde besorgten Gesichtsausdruck.
    „Unruhig.“, antwortet Josie wahrheitsgemäß. „Ich bin immer wieder aufgewacht und erst gegen Morgen fest eingeschlafen. – Und das, wo Sie sich doch solche Mühe gegeben haben, mir

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