Lilienzucht (German Edition)
einen entspannenden Abend zu verschaffen.“
„Tut mir Leid, Mylady.“, meint Mary ein wenig zerknirscht und überlegt einen Moment.
„Stellen Sie das Tablett bitte auf den Tisch, ich denke, ich stehe lieber auf.“, beantwortet Josie die ungestellte Frage. Seufzend setzt sie sich auf die Bettkante, um sich aus dem Bett zu erheben ... und schließt unwillkürlich die Augen mit einem leicht genervten Stöhnen, wobei sie – ziemlich erfolglos – versucht, das wunderbar streichelnde Gefühl von Seide auf ihrer Haut zu ignorieren.
„Das war wirklich gemein.“, murmelt sie kaum hörbar, doch Mary hat es trotzdem registriert.
„Mylady?“, fragt sie verständnislos.
Unwillkürlich kriecht eine zarte Röte auf die Wangen der jungen Lady. Schließlich atmet sie tief durch und nimmt ihren Mut zusammen.
„Nun ja...“, beginnt sie verlegen und sucht angestrengt nach Worten. „Ich will es mal so ausdrücken: Ich hätte sicher ruhiger geschlafen, wenn mir gestern nicht ein gewisser Earl Croydon dieses hinreißende Nachthemd aufgezwungen hätte.“
„Stimmt, das Negligee ist wirklich hinreißend“, bestätigt Mary eifrig, „es steht Ihnen ausgezeichnet. Darum verstehe ich auch nicht... Oder war es in irgendeiner Weise unbequem zu tragen?“
„Nein, ganz und gar nicht.“, antwortet Josie resigniert. „Und genau da liegt mein Problem.“ Hilflos schaut sie das Hausmädchen an und wartet einen Moment, ... doch Mary scheint immer noch nicht zu verstehen. „Ich...“, stammelt sie. „Ich ... reagiere eben sehr empfindlich ... auf Sinnesreize... Oh, mein Gott, dieses zauberhafte Stück Stoff fühlt sich so wunderbar auf der Haut an, dass...“ Josie senkt ihre Stimme und flüstert fast, als sie fortfährt. „...dass mir praktisch bei der leisesten Bewegung die Fantasie durchgeht...“
Ihr Gesicht ist nun endgültig puterrot und für einen kurzen Augenblick ist sie ernsthaft versucht, sich einfach wieder aufs Bett fallen zu lassen und sich wie ein Kleinkind unter der Bettdecke zu verstecken, doch ihre gute Erziehung siegt schließlich.
Mary hingegen ist für einen ziemlich langen Moment einfach sprachlos. Dann fragt sie leise: „Geht das etwa schon seit zwei Wochen so?“
Josie senkt peinlich berührt den Blick und seufzt erneut. „Mehr oder weniger.“, gibt sie zögernd zu. „Die erste Woche ging es noch, aber dann wurde es von Tag zu Tag schlimmer. – Ich hab schließlich nur noch die reinsten Liebestöter unter der Kleidung getragen und alles, was zu sexy aussah, in eine große Schublade eingeschlossen, damit ich es nicht sehe.“ Ein bisschen verzweifelt klingt das leise Lachen schon, dass ihr nun aus der Kehle entweicht. „Ehrlich gesagt, hat es nicht viel genützt...“
„Das tut mir Leid, Mylady.“, meint Mary betroffen. Sie druckst ein wenig herum und lächelt schließlich entschuldigend, bevor sie fortfährt. „Zumal ... ich Sie heute Vormittag vorbereiten soll für Lord Croydon ... und ich habe da ausdrückliche Anweisungen.“
„...die vermutlich alles Mögliche einschließen, aber ganz bestimmt keinen Orgasmus.“, ergänzt Josie und muss plötzlich breit grinsen.
Mary nickt nur und schluckt hörbar.
„Ja, ja“, kichert die Lady und schüttelt kaum sichtbar den Kopf, „er beherrscht sie gut, diese Taktik der kleinen Nadelstiche. Dummerweise scheint er in mir lesen zu können wie in einem offenen Buch. Er weiß anscheinend genau, wo er die Hebel bei mir wirksam ansetzen kann.“ Mit einem tiefen Seufzen hebt sie den Blick und schaut Mary direkt in die olivgrünen Augen. „Ich wünschte, ich könnte das Verhalten von Victor, ... Lord Croydon ... auch nur halb so gut verstehen. Himmel, ich weiß im Moment nicht mal, wie ich ihn anreden soll!“ Ein einziger Blick ins Gesicht des Hausmädchens sagt ihr, dass diese sich auf seine Anweisung hin dazu offenbar auszuschweigen hat. Josie muss schmunzeln. „Wie es aussieht, sitzen wir beide wohl auf seltsame Art im selben Boot; ich wäre dafür, dass wir uns mit Vornamen ansprechen. Nennen Sie mich ruhig Josie.“
Mary lächelt erneut entschuldigend und senkt den Blick. „Tut mir sehr Leid, Mylady, aber Lord Croydon hat mir strengstens verboten, Sie anders als mit ‚Mylady’ oder allenfalls noch ‚Madam’ anzusprechen.“
„So? - Nun, da kann man wohl nichts machen.“ In Josies Gesicht ist deutlich die Enttäuschung geschrieben.
„Na ja...“ Das Hausmädchen grinst mit einem Mal schelmisch. „Er hat allerdings nicht gesagt,
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