Lilienzucht (German Edition)
Blick wird plötzlich weicher. Zärtlich streichelt er ihre Wange, während Josie ihn immer noch mit beinahe schon kindlich großen Augen ansieht.
„Ja“, sagt er schließlich leise, aber mit Nachdruck, „wenn wir spielen, bist du mein Spielzeug, darauf bestehe ich absolut. Aber ich bin jemand, der sehr gut auf seine Spielsachen aufpasst, ... insbesondere dann, wenn sie so interessant und kostbar sind wie du.“
Josie senkt darauf mit einem verlegenen Seufzen den Blick und erwischt sich dabei, wie sie insgeheim die prickelnden Schauer genießt, die seine Worte in ihr ausgelöst haben. Victor indessen grinst nur still in sich hinein.
„Wohin fahren wir eigentlich?“, fragt Josie schließlich.
„Ich habe einen Tisch im Ritz bestellt.“, antwortet Victor gelassen.
Josies Augen werden groß wie Fünf-Pfund-Münzen. „Was?!“, entfährt es ihr entsetzt, „aber dafür bin ich gar nicht gut genug angezogen!“
„Nun ja“, gibt Victor verschmitzt zurück. „Darum fahren wir ja auch erst bei dir zu Hause vorbei, damit du dich umziehen kannst. – Außerdem müssen wir noch deine Sachen fürs Wochenende holen.“
„Wieso?“, hakt Josie ein verständnislos nach. „Ich muss doch nachher sowieso...“
„Musst du nicht.“, unterbricht Victor sie grinsend. „Ich fahre dich nach dem Lunch heim. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mir Justins göttlich verblüfftes Gesicht entgehen lasse, wenn er dich nachher zum ersten Mal sieht! – Außerdem interessiert mich brennend, ob die gute Eleonora tatsächlich etwas damit zu tun hatte, dass deine Frisörbesuche in letzter Zeit so frustrierend für dich waren. Ihr Gesichtsausdruck wird mir sicher einiges darüber verraten...“
„Ich...“, stammelt Josie, verdutzt nach den richtigen Worten suchend. „Ich..“, versucht sie es erneut, gibt jedoch unvermittelt auf und zuckt leise seufzend die Schultern. „Na gut.“, meint sie resignierend ... und wohl wissend, dass Lamentieren wenig Zweck hätte, „allerdings finde ich das Ritz schon ein bisschen übertrieben...“
„Wieso?“, widerspricht Victor grinsend. „Ich finde, wir haben was zu feiern und außerdem kriegt Nora so ein bisschen was zu schnuppern, das sie herausfordern dürfte.“ Lachend registriert er, dass Josie die Augen verdreht. „Und wenn du nicht aufpasst“, fügt er vorgeblich drohend hinzu, „schenke ich dir zum Nachtisch noch etwas teures Geschmeide, damit deine liebe Schwägerin einen echten Grund für indiskrete Fragen hat.“
Victor lacht amüsiert auf bei dem Gedanken, doch irgendwas in Josies Innerem sagt ihr, dass seine ungewöhnliche Drohung nicht halb so gespielt war, wie er selber zu glauben scheint und so verkneift sie sich vorsichtshalber jede Bemerkung in diese Richtung.
„Aber wie komme ich dann Montag zur Arbeit?“, fragt sie stattdessen so sachlich wie möglich.
„Ich schicke dir Montag früh meinen Chauffeur.“, gibt Victor immer noch lachend zurück, so als sei das nicht einmal eine Frage wert.
Mit einem tiefen Seufzen öffnet Josie die Tür zur Stadtwohnung. Es ist Freitagnachmittag und eine arbeitsreiche Woche fordert nun doch ihren Tribut. Leise stöhnend legt sie Jacke und Handtasche ab und begibt sich ins Wohnzimmer, wo sie sich schlaff aufs Sofa plumpsen lässt. Einen Moment genießt sie einfach die Ruhe, dann atmet sie ein Mal kräftig durch, zieht sich die Schuhe aus und lässt sie achtlos auf den dicken Teppich fallen. Lächelnd lehnt sie sich zurück, während sie die Beine hochlegt und die Augen leise seufzend schließt.
Allmählich fällt der Stress der letzten Woche von ihr ab. Eine ganze Woche ist es her, dass sie Victor zuletzt gesehen hat, ... eine weitere, dass sie das letzte Mal...
Mit einem genervten Stöhnen öffnet sie die Augen wieder und registriert Augen rollend, dass ihre Gedanken ein weiteres Mal in unheilvoll obszöne Gefilde abschweifen.
„Nicht schon wieder!“, entfährt es ihr ächzend. „Wieso muss ich mich so quälen?!“ Verzweifelt versucht sie, die Bilder vor ihrem inneren Auge beiseite zu schieben, allerdings bleibt der Erfolg weitgehend aus. Immer wieder drängen sich Eindrücke des letzten Liebesabenteuers in ihr Bewusstsein; ... und wenn es keine Bilder sind, dann sind es unerwartet sinnliche Empfindungen, die in ihrer Erinnerung aufleben.
Vor zwei Wochen war es noch kein Problem, diese Gedanken einfach für ein Weilchen zu genießen und sie dann in einer der hintersten Schubladen ihres
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