Lilienzucht (German Edition)
dass Sie mich nicht vertrauter anreden dürften...“
Josies Blick hellt sich ein wenig auf. „Nun, das wäre doch wenigstens etwas .“, meint sie lächelnd. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass ich mich nachher nicht selber rasieren werde?“
„Wie haben Sie denn das erraten?“, fragt Mary verdutzt zurück.
„Na ja“, erklärt Josie mit einem schrägen Grinsen im Gesicht, „zwei Dinge: erstens hast du gestern Abend gesagt, dass Lord Croydon will, dass ich erst morgen rasiert werde ... und zweitens meintest du vorhin, dass du für meine Vorbereitung zuständig wärst. Und dazu gehört eigentlich auch die Rasur; jedenfalls wie ich Victor inzwischen so kenne.“
„Das ist richtig.“, bestätigt Mary und grinst jetzt ebenfalls. „Wir werden uns auf jeden Fall heute Vormittag noch näher kommen, als Sie bisher sicher dachten, Mylady. Ich hoffe, es ist Ihnen nicht allzu unangenehm.“
Josie wird nun doch ein wenig rot. „Das wird sich zeigen.“, meint sie schulterzuckend. „Aber ich bin einigermaßen zuversichtlich. Immerhin muss ich keinen Wildfremden ertragen, das wäre mir dann wirklich zu viel. – Und wer weiß, vielleicht ist es sogar besser so, es gibt immerhin einige Stellen, die man selbst beim Rasieren nur sehr schlecht erreicht und ich will wieder so glatt wie möglich sein zwischen den Beinen – besonders heute.“
„Ich werde mir die größte Mühe geben, Mylady. – Aber jetzt sollten Sie endlich frühstücken, sonst wird der Kaffee noch ganz kalt.“
Vielleicht liegt es daran, dass sie sich die halbe Nacht im Bett umhergewälzt hat, aber Josie isst wider Erwarten mit Appetit und hat das Frühstückstablett rascher geleert, als sie selbst es für möglich gehalten hatte.
„Puh!“, macht sie und nimmt den letzten Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Ich hoffe, ich muss mich in der nächsten halben Stunde nicht allzu viel bewegen.“
Mary, die gerade aus dem Bad kommt und den Bademantel, den sie über dem Arm hat, auf Josies Bett legt, lächelt freundlich. „Keine Sorge. Das wird meine Aufgabe sein. Sie brauchen weiter nichts tun, als ruhig zu liegen und alles über sich ergehen zu lassen. – Normalerweise würde ich sagen, Sie sollten es mit allen Sinnen genießen, ... aber in diesem Fall versuche ich mich, soweit das möglich ist, zurückzuhalten. – Sind Sie fertig, Mylady?“
„Ja, danke, Mary.“
Eilig räumt das Hausmädchen das Geschirr zusammen. Während sie weiter spricht. „Ziehen Sie sich doch schon mal aus und legen sich auf die Liege im Bad.“, schlägt sie freundlich vor. „Ich habe alles soweit für Sie eingerichtet und vorbereitet.“
„In Ordnung.“, gibt Josie leise seufzend zurück. „Dann wird es jetzt also ernst...“
Noch einmal atmet sie kurz durch, dann zieht sie sich entschlossen das duftige Nachthemd über den Kopf. Ein wenig unentschlossen hält sie es in den Händen.
„Äh, Mary“, fragt sie unsicher, „soll ich das hier lassen oder mit ins Bad nehmen?“
„Nein, lassen Sie es ruhig hier, Mylady, Sie werden danach sowieso etwas anderes anziehen.“
Josie legt daraufhin das Negligee sorgfältig zusammengefaltet auf dem Bett ab und macht sich auf den Weg ins geräumige Badezimmer.
Ein wenig stutzt sie schon, als sie dann vor der Massageliege im Bad steht, denn nun sieht diese eher wie ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl aus, sogar Fußstützen sind angebracht worden.
Josie denkt einen Moment nach und kommt zu dem Schluss, dass dieses Gästezimmer wohl schon häufiger Gästen der frivoleren Art als Unterkunft gedient hat. „Fragt sich bloß, warum er mich nach der Sache auf Fountaihead Manor ausgerechnet hier einquartiert hat...“, murmelt sie so leise, dass nur sie es hören kann. Nachdenklich schaut sie sich um und stellt schließlich fest, dass gerade das Bad wohl ein Argument gewesen sein könnte, denn im Grunde bietet es alles, um Notfalls eine Verletzte einigermaßen verarzten zu können...
Schulterzuckend unterbricht sie selbst ihre abschweifenden Gedanken und klettert auf den mit weichem, weißen Frottier bezogenen Behandlungsstuhl, nach kurzem Zögern legt sie auch die Beine in die dafür vorgesehenen Stützen und wartet mit klopfendem Herzen auf das Hausmädchen.
Als Mary endlich – nach schier endlos erscheinenden Minuten – mit einer Nierenschale und Rasierzeug in der Tür erscheint, fällt der jungen Lady vor Überraschung beinahe die Kinnlade herab.
Schwer schluckend starrt sie das Hausmädchen für
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