Lilienzucht (German Edition)
dahin hat er bei seiner Süßen mehr als ausreichend die Spuren seiner Strafaktion versorgt ... selbst wenn er noch so ausgiebig darin schwelgt, sie an allen betroffenen Stellen sorgfältigst einzusalben.“
„Na gut“, sagt Josie lachend, „dann also Sushi. – Darf ich fragen, was wir morgen vorhaben?“
„Natürlich.“, lacht Victor zwinkernd. „Du meinst, nachdem ich dir selbstverständlich das Frühstück ans Bett gebracht habe? Als Dankeschön für deine ausgezeichnete Mitarbeit sozusagen.“
Josie hebt nur vergnügt die Augenbrauen, sagt jedoch nichts dazu.
„Das kommt natürlich darauf an, wie es dir morgen geht.“, fährt Victor fort. „Hmm... Wer weiß, vielleicht vernasche ich dich nach dem Frühstück doch noch mal, so ganz ohne Spiel. – Nur so zum Vergnügen...“
Josie lacht kurz auf und schüttelt den Kopf. „Als ob du nicht auch beim Spielen dein Vergnügen hättest!“, meint sie.
„Mag sein.“, gibt Victor grinsend zu. „Aber Scherz beiseite: Wenn du nicht allzu müde bist, würde ich nachmittags gerne mit dir nach London ins Theater fahren. Keine Sorge, nichts Anstrengendes, nur eine seichte, romantische Sommerkomödie mit jeder Menge schwarzem Humor.“
„Das klingt doch viel versprechend.“, findet Josie.
„Das freut mich.“, sagt Victor und klatscht ihr spielerisch eine Hand auf den Po. „Und nun sieh zu, dass du unter die Dusche kommst, sonst komme ich doch noch auf die Idee, mir eine nette, kleine Gemeinheit für dich auszudenken!“
24 Tante Josie
Es ist Donnerstagnachmittag und Josie hat nach der Mittagspause zum ersten Mal endlich ein paar Minuten, um zur Ruhe zu kommen. Tief durchatmend lehnt sie sich in ihren Schreibtischstuhl und dehnt vorsichtig ihre Glieder. Trotz Victors sorgfältiger Bemühungen vom Wochenende hat sie noch immer mit einem Rest von Muskelkater zu kämpfen, der sich wegen der Hektik heute nochmals unangenehm bemerkbar gemacht hat, auch wenn es längst nicht mehr so schlimm ist, wie zu Anfang der Woche. – Als sie sich am Montag mühsam aus dem Bett geschält hat, hat sie sich beinahe wie eine alte, gebrechliche Frau gefühlt, es gab kaum einen Muskel, der nicht unter jeder Bewegung protestiert hätte – und es waren Muskeln dabei, von denen sie nicht einmal gewusst hat, dass sie überhaupt existieren.
Glücklicherweise ist das Schlimmste nun überstanden und eigentlich hätte sie kaum noch etwas davon gespürt, wenn es heute weniger turbulent zugegangen wäre und sie nicht etliche Botengänge hätte erledigen müssen.
Josie kichert plötzlich leise vor sich hin. Zum wiederholten Mal in dieser Woche erwischt sie sich selbst dabei, wie sie – allem inneren Stöhnen und Lamentieren zum Trotz – die mittlerweile nur noch leichten Schmerzen insgeheim genießt. Irgendwie sind sie eine seltsam köstliche Erinnerung an das letzte Wochenende. Ihre Gedanken schweifen ab. Wieder einmal...
„Hallo, Josephine.“, ertönt es plötzlich vor ihrer Empfangstheke.
Josie schreckt unwillkürlich aus ihren Gedanken hoch. „Oh, Carl, entschuldige, ich war grade etwas abwesend.“
„Kein Problem.“, winkt ihr älterer Kollege freundlich ab. „Wahrscheinlich hattest du außer in der Mittagspause noch gar keine Zeit zum Durchatmen. Heute ist hier wirklich der Teufel los.“
„Ja“, stimmt Josie mit einem müden Lächeln zu und seufzt leise, „allerdings! Wenn man bloß wüsste, warum überhaupt. – Aber was rede ich, kann ich etwas für dich tun?“
„Ja, das kannst du.“, meint Mr. Sanders und reicht ihr einen dünnen Ordner. „Gib das bitte Miss Carter, wenn sie zurückkommt. Sie soll es spätestens morgen Mr. Steward zur Überprüfung auf den Schreibtisch legen.“
Josie nimmt die Papiere lächelnd entgegen. „Gern, Carl. Ich kann sie ihm aber auch eben selbst reinreichen, im Moment hier ist ja nicht so viel los.“
„Nicht nötig.“, meint ihr Kollege und hat mit einem Mal die Stirn in tiefe Falten gelegt. Verschwörerisch beugt er sich über den Tresen zu ihr hinunter und fügt sehr leise hinzu: „Das solltest du besser sein lassen. Selbst ich habe mitbekommen, wie oft Miss Carter dich mit Aufträgen durch die Gegend scheucht, die eigentlich ihre Sache wären. – Jeder hier weiß, dass sie dir oft die Hälfte ihrer Schreibarbeiten aufhalst, obwohl das gar nicht deine Aufgabe ist. Wenn sie nicht ein solches Organisationstalent wäre, hätte Mr. Steward sie sicher schon längst gefeuert.“
„Aber Carl“, meint Josie
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