Lilienzucht (German Edition)
verfrachte.“
„In deinem Schlafzimmer?!“, hakt Jeffrey ungläubig nach. „Aber dahin hast du noch nie ...“
„Halt die Klappe und tu, was ich dir sage!“, unterbricht ihn Victor unwirsch.
„Natürlich, Mylord.“, antwortet Jeffrey verwundert und verlässt eilig den Raum.
Victor ist indessen fertig damit, die Schnürung des Korsetts zu lockern und nimmt Josie nun das Halsband ab, um vorsichtshalber auch hier für mehr Freiheit zu sorgen.
„Weißt du, Josephine“, sagt er, als er das Lederband auf dem Tisch abgelegt hat und einen langen, forschenden Blick auf die junge Frau geworfen hat, „du bist einfach unglaublich.“ Ein breites, seltsam befreites Lächeln liegt plötzlich auf seinem ganzen Gesicht.
„Unglaublich merkwürdig, unglaublich dumm, ungeschickt oder doch nur dämlich?“, fragt Josie nüchtern zurück. „Oder anders gefragt: Ist das gut oder schlecht?“ Der Nachmittag hat deutliche Spuren bei ihr hinterlassen, sie wirkt müde und abgekämpft ... und doch hat sie immer noch diesen betörend klaren, unbeugsamen Blick...
Victor lächelt fasziniert. „Nein, nein, es ist gut, sehr gut sogar.“, sagt er leise; irgendwie wirkt er gerade ein bisschen verlegen. „Du bist unglaublich hinreißend, beeindruckend und schön. Oder anders ausgedrückt: Absolut einzigartig.“
27 Ferngesteuert
Endlich Freitag! Es ist bereits kurz vor Feierabend und Josie räumt seufzend die vermutlich letzten Aktennotizen für diese Woche in die entsprechenden Fächer der Kollegen.
Hinter ihr ertönt plötzlich ein geradezu verzweifelter Seufzer. Erschrocken dreht sie sich um und erblickt ihren Chef an der Empfangstheke, der sich allem Anschein nach den Kopf wegen eines dringenden Problems zerbricht.
„Kann ich Ihnen helfen, Mr. Steward?“, fragt sie, während sie auf ihn zugeht; ihr Tonfall hat beinahe schon etwas Besorgtes.
Mr. Steward lächelt gequält. „Ich weiß nicht, Miss Mountsimmons, ob ich das von Ihnen verlangen sollte. Sie sind in der Regel die Erste, die morgens kommt und die Letzte, die abends geht; Sie sind eigentlich die Allerletzte, die ich um Überstunden bitten sollte. – Aber, wenn ich ehrlich bin, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als Sie zu bitten, heute etwas länger zu bleiben. Ich habe gleich ein wichtiges Meeting und brauche dringend jemanden, der Protokoll führen kann, aber Miss Carter musste heute unvorhergesehen früher gehen und alle anderen sind ungeeignet oder auch schon weg.“
„Na ja“, überlegt Josie mit tiefen Falten auf der Stirn, „ich habe heute auch noch eine Verabredung und die...“ Sie hält inne und schaut ihren Chef einen Moment lang eindringlich an. „Wie lange würde es denn dauern?“
„Maximal zwei Stunden.“, meint Mr. Steward. „Danach habe ich selbst noch einen Termin.“ Seine Augen beschwören sie so inständig, dass sie den Eindruck nicht los wird, dass die Hälfte der Dringlichkeit hier nur vorgetäuscht ist. Trotzdem schaut sie nachdenklich auf ihre Armbanduhr und rechnet im Stillen.
„Das wird noch hinhauen.“, sagt sie schließlich und seufzt leise. Es bedeutet, dass sie sich später wird abhetzen müssen. „Aber zwei Stunden sind das absolute Limit, Sir.“, sagt sie nachdrücklich.
Mr. Steward atmet erleichtert auf. „Wie gesagt, das ist ohnehin in meinem Sinne. Falls wir bis dahin noch nicht fertig sein sollten, müssen wir den Rest eben vertagen. – Danke, Miss Mountsimmons, Sie sind ein wahrer Schatz!“
Josies Wangen röten sich unversehens. „Ach, hören Sie auf, Mr. Steward!“, winkt sie verlegen ab. „Ich kann Sie ja schlecht im Stich lassen. – Muss noch etwas vorbereitet werden?“
„Nein“, meint Mr. Steward, „eigentlich nicht. Snacks und Erfrischungen stehen bereit, Arbeitsmaterial ebenfalls. Vielleicht sollten Sie vorsichtshalber noch mal kontrollieren, ob die Kaffeemaschine ausreichend bestückt ist, sonst ist soweit alles fertig.“
„Gut. Wo soll das Ganze stattfinden?“, will Josie noch wissen.
„Kommen Sie mit dem Herrn nachher einfach rüber in mein Büro.“, antwortet ihr Chef lächelnd und macht sich sichtlich erleichtert auch gleich auf den Weg dorthin.
Innerlich den Kopf schüttelnd, schaut Josie ihm nachdenklich hinterher. Irgendwie wird sie das Gefühl nicht los, ein bisschen über den Tisch gezogen zu werden bei der Sache.
Mit einem angedeuteten Achselzucken schüttelt sie den Gedanken schließlich ab und kramt ihr Handy aus der Hosentasche ihrer hautengen Jeans, um
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