Lilienzucht (German Edition)
... Mörder ... zur Strecke zu bringen?!“, fragt sie entsetzt.
„Das trifft die Situation ziemlich genau.“, bestätigt das Hausmädchen sachlich, doch als sie Josies überaus erschrockenen Gesichtsausdruck registriert, beeilt sie sich hinzuzufügen: „Machen Sie sich keine Sorgen, er ist nicht allein.“
Josie bedenkt sie mit einem Blick, der nicht gerade überzeugt scheint, doch dann senkt sie schulterzuckend die Lider und seufzt leise.
„Nun gut“, meint sie resignierend, „da ich ohnehin nichts ausrichten kann... Hätten Sie vielleicht etwas gegen Kopfschmerzen?“
„Ich denke, was Ihnen fehlt, sind lediglich reichlich Flüssigkeit und ein ordentliches Frühstück.“, findet Mary. „Es war wohl alles ein bisschen viel gestern.“
„Das auf jeden Fall.“, gibt Josie trocken zurück. „Aber der Earl hat mir gestern Abend ein Betäubungsmittel in den Tee gegeben und ich fürchte...“
„Mylord würde niemals...“, unterbricht sie das Hausmädchen empört, besinnt sich jedoch und erklärt ruhiger: „Es war nur ein leichtes Beruhigungsmittel und Mylord ist ein ausgesprochen erfahrener und verantwortungsbewusster Arzt. Er würde niemals einen so schweren Fehler begehen...“
Josie unterbricht ihre Erklärungen lächelnd mit einer abwehrenden Geste. „Das meinte ich auch gar nicht.“, sagt sie freundlich. „Ich meine nur, dass es bei mir Migräne ausgelöst haben könnte – zusammen mit dem schlechten Schlaf und diesem verflixt schmerzhaften Muskelkater. Ich bin total verkrampft.“ Vorsichtig versucht sie, sich zu strecken und dehnen, doch sie verzieht nur das Gesicht zu einer gequälten Grimasse und gibt es schnell wieder auf.
„Oh!“, macht Mary verblüfft. „Trotzdem würde ich vorschlagen, dass sie erst einmal frühstücken. Kopfschmerztabletten auf nüchternen Magen sind auch nicht das Wahre... Bleiben Sie einfach sitzen, ich kümmere mich darum.“
Eifrig schüttelt sie Josies Kissen auf, damit diese sich bequem zurücklehnen kann. Dann geht sie zum Speiseaufzug, öffnet zischend die Klappe und holt ein gut gefülltes Tablett heraus, um es neben Josie aufs Bett zu stellen.
Josie staunt nicht wenig, dass hinter der Klappe nicht etwa ein altmodischer Speiseaufzug zum Vorschein kommt, sondern ein modernes, blitzsauber glänzendes Meisterwerk der neuesten Gastronomietechnik.
Mary stellt derweil die Thermoskannen, die sie von dort noch geholt hat, auf dem Tisch im Zimmer ab. „Kaffee oder Tee, Mylady?“, fragt sie lächelnd.
„Ich glaube, heute Morgen ist Kaffee die bessere Wahl.“, seufzt Josie. „Vielleicht hilft es ja...“
Kommentarlos serviert ihr das Mädchen den Kaffee und beobachtet dann zufrieden, dass die Lady durchaus mit Appetit isst.
Nach ein paar Minuten schaut Josie stirnrunzelnd von ihrem Teller auf und mustert das Hausmädchen eindringlich.
„Sie sollten auch etwas frühstücken, Mary.“, stellt sie nüchtern fest.
Mary wird tatsächlich rot. „Aber... das geht doch nicht!“ stammelt sie. „Das gehört sich wirklich nicht, Mylady.“
Ein breites Lächeln zieht sich über Josies Gesicht, dann erklärt sie gelassen: „Nun, ... ich gehe normalerweise ja auch davon aus, dass das Hauspersonal bereits gefrühstückt hat, wenn es seinen Dienst antritt. Aber da Sie ja schließlich die ganze Nacht hier verbracht haben, kann das ja wohl kaum der Fall sein. Habe ich Recht?“
Mary nickt unsicher.
„Gut. Und da wir nicht wissen, wann uns der Hausherr aus der...“ Josie kann sich ein schiefes Grinsen nicht ganz verkneifen. „Schutzhaft ... wieder entlässt, kann ich kaum zulassen, dass Ihnen der Magen knurrt, während ich mir hier den Bauch voll schlage. Außerdem reicht das Essen ohnehin für mindestens drei Personen, das schaffe ich niemals allein. Also setzen Sie sich zu mir und greifen Sie ordentlich zu!“
Zögernd holt sich Mary einen Stuhl ans Bett und so essen die beiden Frauen schließlich gemeinsam, während sich allmählich ein entspanntes Gespräch zwischen ihnen entspinnt.
Nach dem Frühstück und zwei Kopfschmerztabletten geht es Josie sichtlich besser und sie macht Anstalten aufzustehen und sich ins Bad zu begeben, das sie hinter der Tür zur Rechten des Bettes vermutet, wird jedoch unvermittelt von Mary aufgehalten, die sich ihr mit einem entschuldigenden Lächeln in den Weg stellt.
„Tut mir Leid, Mylady, Lord Croydon hat angeordnet, dass Duschen heute wegen der frischen Wunden noch tabu für Sie ist.“, sagt sie. „Ich könnte
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