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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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zu zerbrechen, sondern nimmt dankend das Angebot an, sie zur Bibliothek zu führen, wo der Earl sich derzeit befindet.
     
    Zufrieden vor sich hin lächelnd und eine Tasse dampfenden Tee in der Hand, sitzt Lord Croydon auf einem der Sessel in der Bibliothek und wirkt lediglich ein bisschen müde, als Josie den Raum betritt. Erst auf den zweiten Blick erkennt sie einige kleinere Kratzer an seinem Unterarm, die sie auch nur deshalb sehen kann, weil er seine Hemdsärmel leger hochgekrempelt hat. Er scheint ganz und gar nicht überrascht, als er Josie bemerkt, doch sein Lächeln wird eine Spur breiter und wärmer.
    „Guten Morgen, Lady Josephine“, begrüßt er seinen Gast und erhebt sich, um ihr einen Platz anzubieten, „wie ich sehe, geht es Ihnen erheblich besser. Das freut mich außerordentlich.“
    Mit einem Kopfnicken bedeutet er Jeffrey, noch eine Tasse aufzutragen, während Josie sich leise seufzend setzt.
    „Na ja“, beginnt sie leicht verstimmt, „abgesehen davon, dass vom Morgen nicht mehr allzu viel übrig ist... Wie ich sehe, geht es Ihnen nicht besser als gestern Abend.“
    „Keine Sorge“, versucht er sie grinsend zu beschwichtigen, „es sind nur ein paar Kratzer und blaue Flecke, nichts Ernstes. – Aber es ist sehr nett, dass Sie sich Sorgen gemacht haben.“
    „Sorgen?!“, entfährt es Josie empört und etwas zu laut. „Selbstverständlich! Himmel, ich war halb wahnsinnig vor Sorge!“
    Erst zwei Sekunden, nachdem die Worte ihren Mund verlassen haben, fällt ihr auf, dass Ihr Temperament wohl gerade gehörig mit ihr durchgegangen ist. Unwillkürlich nimmt ihr Gesicht die Farbe einer vollreifen Tomate an und sie bittet kleinlaut um Verzeihung.
    Lord Croydons Grinsen verwandelt sich im selben Moment in ein ausgesprochen liebenswürdiges, warmes Lächeln. „Bitte entschuldigen Sie sich nicht, wenn Sie so nette Sachen sagen.“, findet er und fügt ernst hinzu: „Eigentlich muss ich mich entschuldigen. Es war nicht fair, Ihnen ohne Ihr Einverständnis ein Beruhigungsmittel zu verabreichen. Allerdings hielt ich es für unabdingbar, sonst hätten Sie sicher heute Nacht keine ruhige Minute gehabt. Ich wage sogar zu behaupten, dass Sie trotzdem nicht sonderlich gut geschlafen haben.“
    „Nein, wirklich nicht.“, gibt Josie mit einem tiefen Seufzen zu.
    „Trinken Sie doch eine Tasse Tee mit mir.“, schlägt er vor und plötzlich funkeln seine dunklen Augen unerwartet vergnügt, während sich ein schräges Grinsen in seinem Gesicht ausbreitet. „Dieser hier ist auch bestimmt nicht mit irgendwelchen Drogen versetzt.“
    Josie bleibt nichts anderes, als in sein leises Kichern einzustimmen und milde mit dem Kopf zu schütteln, während er ihr die Tasse füllt.
    „Mein Bruder hat Recht“, murmelt sie leise seufzend und immer noch lächelnd, „ich bin wirklich zu leichtgläubig.“
    „Was nicht unbedingt immer ein Fehler ist.“, merkt der Earl schmunzelnd an.
    Josie zuckt kaum merklich mit den Schultern und statt nach einer passenden Antwort zu suchen, probiert sie lieber den Tee.
    „Oh, Jasmintee?“, sagt sie nach dem ersten Schluck überrascht. „Das sind nicht etwa Dragon and Phoenix Pearls?“
    Verblüfft hebt der Earl die Augenbrauen. „Richtig.“, bestätigt er, „Ich sehe, wir haben einen ähnlichen Geschmack. Und das, wo dieser Tee doch gar nicht so leicht zu bekommen ist.“
    „In der Tat.“, meint Josie, „Ich habe ihn nach langem Suchen in einem sehr kleinen Teeladen in Kensington gefunden. Das Geschäft ist so winzig, dass ich heute noch manchmal versehentlich daran vorbei laufe.“ Sie lacht leise.
    Victor Croydon horcht amüsiert auf. „Kensington? Sie meinen doch nicht etwa ‚Clara’s Little Teahouse’? Da kaufe ich schon seit Jahren meinen Tee. – Seltsam, dass wir uns dort nie begegnet sind.“
    „Zum einen kann in dem Laden eigentlich immer nur ein Kunde gleichzeitig bedient werden, ... während die anderen draußen warten müssen.“, lacht Josie. „Und zum anderen kauft man ja auch nicht jede Woche frischen Tee. Vermutlich lassen Sie das ohnehin meist von Ihrem Personal erledigen und gehen nur dann hin, wenn Sie eine neue Sorte probieren möchten.“
    Der immer noch unauffällig im Hintergrund stehende Jeffrey hat mit einem Mal Mühe, ein Lachen zu unterdrücken, hat sie doch quasi den Nagel auf den Kopf getroffen.
    „Touché.“, gibt Lord Croydon lachend zu. „Also doch kein Wunder, dass wir uns dort noch nie über den Weg gelaufen sind.“ Und mit

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