Lilienzucht (German Edition)
erleichtern.“
„Gut, wie Sie meinen.“, lenkt Lord Croydon ein. „Aber bitte sagen Sie Bescheid, wenn Sie noch Medikamente brauchen. Sie sollten sich nicht unnötig quälen.“
„In Ordnung.“, gibt Josie lächelnd zurück und nimmt dann den letzten Schluck aus ihrer Tasse. Während sie diese noch auf dem Tisch abstellt, erscheint auch schon Mary, um sie zurück auf ihr Zimmer zu geleiten.
6 Hinter der Fassade
Als sie fort ist, seufzt Victor Croydon leise und sinkt unwillkürlich etwas tiefer in die Polster. Deutlich aufatmend lehnt er sich an das Leder in seinem Rücken und schließt für einen Moment die Augen.
„Mein Gott, Jeffrey“, ächzt er müde, als er sie wieder öffnet, „du glaubst nicht, wie sehr ich mich erschreckt habe, als Justin mir erzählt hat, dass seine Schwester für ihn zu diesem Poloturnier gefahren ist! Besonders nachdem er mir auch noch eröffnet hat, dass es ihr dort nicht ganz geheuer war und sie Vermutungen hatte, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zuginge.“
„Oh, doch, ich habe zumindest eine ungefähre Vorstellung davon.“, gibt Jeffrey schmunzelnd zurück, während er näher kommt. „Ich habe dich noch nie so überstürzt das Anwesen verlassen sehen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
„Darfst du“, meint der Earl grinsend, „jedenfalls solange wir unter uns sind.“ Schwer bläst er die Luft aus den Lungen. „Ich mache mir wirklich Vorwürfe, dass wir nicht schneller und gründlicher ermittelt haben. – Wenn wir selbst darauf gestoßen wären, dass diese verfluchte Bande fast geschlossen bei dem Turnier auftauchen würde, dann hätte ich Justin eindringlich davon abgeraten dorthin zu fahren ... und dann hätte er sicher auch nicht stattdessen seine Schwester geschickt.“
„Zerbrich dir darüber nicht mehr den Kopf, Victor.“, meint Jeffrey ernst. „Glücklicherweise wurde sie schon vermisst, als wir ankamen und du hast sie rechtzeitig gefunden. Körperlich ist ihr nicht allzu viel passiert und seelisch scheint sie es auch ganz gut zu verkraften.“
„M-hmm...“, macht Victor nachdenklich. „Die junge Dame ist wirklich erstaunlich. – In vielerlei Hinsicht.“ Stirnrunzelnd kommen ihm Bilder vom vergangenen Tag wieder in den Sinn. „Aber es macht mich fast rasend, dass dieser Schmierlapp von Baron sich mit seinen schmutzigen, groben Fingern an ihr vergriffen hat.“, verkündet er unvermittelt brummig, während sich seine Hände kurz zu Fäusten ballen. „Dieser verdammte, widerwärtige Dreckskerl!“
„Komm wieder runter!“, fordert Jeffrey ruhig und grinst plötzlich schräg. „Du hast dich doch ordentlich revanchiert. Ein Nasenbruch, zwei gebrochene Rippen, ein blaues Auge und eine Gehirnerschütterung sollten doch einen gewissen Ausgleich hergestellt haben, oder? Meine Güte, du musst ganz schön zugelangt haben.“
„Der fette Mistkerl hätte noch ganz anderes verdient.“, brummt Victor düster. „Gut, dass er angegriffen hat, so geht das glatt noch als Selbstverteidigung durch.“
„Mit mindestens einem zugedrückten Auge.“, merkt Jeffrey trocken an. „Gib’s zu, du hättest ihn in jedem Fall verprügelt.“
„Natürlich.“, gibt der Earl unumwunden zu. „Er hat es mehr als verdient. Schon wegen der Kinder.“
Jeffrey sieht seinen Dienstherrn und Freund eine Weile forschend an, dann legt er ihm grinsend eine Hand auf die Schulter.
„Du bist ja eifersüchtig!“, lacht er. „Eine ganz neue Seite an dir ... und wir kennen uns wirklich schon lange.“
„Ich?!“, gibt Victor grinsend zurück. „Eifersüchtig?!“
„Aber so was von!“, findet Jeffrey. Sein Grinsen wird breiter.
Victor wirft ihm einen skeptischen Blick zu. „Ich weiß ja“, sagt er dann gelassen, „ich bin ein bisschen Besitz ergreifend, ... aber eifersüchtig? – Jedenfalls nicht im engeren Sinne.“
Jeffrey grinst nach wie vor. „Das eben sah aber ganz anders aus, als alles, was ich bisher jemals von dir gesehen habe.“, meint er amüsiert. „Aber ich will mich nicht mit dir streiten; letztlich musst du selbst wissen, wie du zu ihr stehst. – Dass du schon vor einiger Zeit ein Auge auf sie geworfen hast, zeigt aber zumindest, dass sie dir nicht egal ist, auch menschlich nicht.“
„Natürlich ist sie das nicht!“, brummt Victor ungehalten. „Schon allein, weil sie Justins kleine Schwester ist. Außerdem ist sie irgendwie ... süß ... und ausgesprochen attraktiv. – Darüber hinaus glaube ich langsam, dass mich
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