Lilienzucht (German Edition)
langem. Ich frage mich nur gerade, ob es nicht zu gut ist, um wahr zu sein.“
Jeffrey grinst von einem Ohr zum anderen. „Aha? Inwiefern?“
Victor fragt sich einen Moment lang, was da wohl gerade in Jeffreys Kopf vorgehen mag, dann zuckt er innerlich nur die Schultern und meint: „Ich frage mich, ob es überhaupt irgendwas an Lady Josephine gibt, was mir nicht gefällt ... oder was sich nicht mit meinen Vorstellungen verträgt...“
„ Lady Josephine?!“, fragt Jeffrey grinsend nach. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr euch immer noch nicht beim Vornamen nennt?“
„Oho!“, staunt Victor grinsend. „Heißt das, du hast dich gestern tatsächlich ganz und gar auf die Straße konzentriert? Das hatten wir nämlich schon auf der Rückfahrt im Rolls geklärt. – Aber für dich wird sie Lady Josephine bleiben.“
„Wie Sie wünschen, Mylord.“, schmunzelt der Butler verschmitzt. „Wie es scheint, hat es dich ganz schön erwischt. Wurde ja auch langsam Zeit.“
„Wie kommst du denn darauf?“, will Victor ein wenig ärgerlich wissen.
„Och, nur so.“, erwidert Jeffrey unschuldig und bevor der leicht verdutzte Earl nachhaken kann, hat Jeffrey auch schon die nächste Frage gestellt. „Nun erzähl schon, wie ist sie so?“
„Wenn ich es glauben könnte, würde ich sagen perfekt.“, entfährt es Victor schneller als ihm bewusst ist und in seinen Augen ist urplötzlich ein bedeutungsvolles, helles Funkeln aufgetaucht. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...
Mit ihr ist alles so unkompliziert und natürlich. Himmel, Jeffrey, sie ist in jeder Hinsicht kooperativ ... und trotzdem hatte ich nicht eine Minute das Gefühl, dass sie wahllos und blind jede Anweisung befolgen würde.“
„Sie ist also gestern all deinen Weisungen ohne großen Widerstand gefolgt?“, hakt Jeffrey überrascht nach und pfeift leise durch die Zähne.
Victor nickt, ein schräges Grinsen im Gesicht. „Sie war so unsagbar folgsam, dass ich schon geglaubt habe, zu träumen ... und das alles ohne den geringsten Druck. Es hat mich kaum eine Handbewegung oder ein paar Worte gekostet, sie zu führen.“
„Meinst du nicht, das könnte auf Dauer auch ein bisschen langweilig werden?“, wirft Jeffrey skeptisch ein. „Ich meine, wir reden hier von dir . Du hast schon die widerspenstigsten Sklavinnen so erzogen, dass sie dir auf einzelne Fingerzeige oder Worte gehorcht haben. Und meistens war die Herausforderung, ihre Gegenwehr zu brechen, sogar noch ein Extra-Bonus.“
„Seltsamerweise war es alles andere als langweilig, nicht einmal ansatzweise.“, meint Victor nachdenklich, während er sich das Kinn reibt. „Sie ist bei allem so ungeheuer neugierig und lernwillig; sie scheint neue Eindrücke quasi wie ein Schwamm in sich aufzusaugen ... und ich denke, das betrifft beileibe nicht nur ihre sexuellen Erfahrungen. Es ist wirklich höchst interessant und ... ja, unterhaltsam, ihr dabei zuzusehen, wie sie neue Erfahrungen mit allen Sinnen zu begreifen sucht. Beinahe wie ein kleines Kind, ... nur ungleich anmutiger und sinnlicher.“
„Ja, das ist vermutlich überaus niedlich.“, stimmt der Butler halbherzig zu. „Aber wird dir das auf Dauer reichen?“
Victor seufzt schwer und überlegt eine ganze Weile.
„Ehrlich gesagt wage ich nicht, das zu beurteilen.“, sagt er dann. „Aber eines weiß ich: Als Persönlichkeit ist sie alles andere als langweilig. Sie ist bei aller guten Erziehung, die sie zweifelsohne genossen hat, absolut bodenständig und erfrischend natürlich. Im Übrigen verfügt sie über einen sehr warmherzigen Charme und einen durchaus originellen Sinn für Humor und sie kann überraschend schlagfertig sein. Mitunter ist sie eine sehr reizvolle Mischung aus scheuer Verlegenheit und fast schon frivoler Frechheit. – Letzteres ist zugegebenermaßen eine recht neue Erkenntnis.“
Jeffrey hat inzwischen ein ziemlich breites Grinsen im Gesicht. „Wenn du nicht schon verliebt bist, bist du zumindest auf dem besten Weg, es zu werden, mein Lieber.“, bemerkt er trocken.
„Nur weil man jemanden zu schätzen weiß, ist man noch lange nicht in ihn verliebt.“, widersprich Victor kühl. „Hattest du eigentlich Mary Bescheid gegeben?“
Jeffrey gelingt es, sein breites Schmunzeln zu unterdrücken. „Natürlich.“, antwortet er sachlich, „Eigentlich müsste sie jeden Moment kommen. Sie wollte dem Personal nur noch die Arbeiten im Haus zuweisen.
Als wäre es ein Stichwort, sind Schritte auf dem
Weitere Kostenlose Bücher