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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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ausgelegten Fußweg bildeten. Dort wartete Strychnin schon sichtlich nervös auf seine Herrin, doch er würde sich gedulden müssen, bis er mit Lilith zurückkehren konnte.
    Wie Rebekka André versprochen hatte, warf sie keinen einzigen Blick zurück, ehe sie das Portal durchschritt, und mit einem Stich im Herzen bemerkte Lilith, dass auch Matt sich zum Abschied nicht ein Mal nach ihr umsah. Verhielt er sich wegen der Sache mit dem Bansheekuss plötzlich so anders? Wahrscheinlich lag es nur an der Sorge um seine Mutter, versuchte Lilith sich selbst zu beruhigen.
    »Rebekka und Matt haben das Portal passiert«, informierte sie André. Sie kniete bereits neben ihm und legte nun ihre Hände auf sein Herz und seine Stirn.
    »Das ist gut, das ist gut«, murmelte André benommen. »Ist mein Vater noch da?«
    Lilith sah zu Vadim auf, der sich mit ergriffener Miene über seinen Sohn beugte und mit seiner Geisterhand über dessen Kopf strich. »Sag ihm, dass ich bis zum Ende bei ihm bleibe und ihn auf der anderen Seite erwarte. Ich werde gemeinsam mit meinem Jungen diese Welt verlassen.«
    Lilith richtete André seine Worte aus und für einen Moment schmerzte sie die Traurigkeit des Augenblicks so tief in ihrem Innern, dass sie erneut mit den Tränen kämpfen musste. Sie presste hastig die Augen zusammen, um nicht länger Andrés junges und vom Todesmal eingehülltes Gesicht vor sich zu sehen. Gerade als sie die vier Symphorien aufrufen wollte, um ihn endlich von seinen Schmerzen zu befreien, hielt er sie noch einmal zurück.
    »Ich … ich muss dich noch um einen weiteren Gefallen bitten«, flüsterte er. »Es tut mir leid, dass ich vorhin an dir gezweifelt habe, ich weiß, dass du ein gutes Herz hast, genau wie Rebekka gesagt hat. Deswegen musst du nach meinem Tod das Blutstein-Amulett an dich nehmen! Nikolai darf es nicht bekommen! Er kennt sich mit der Macht der Amulette besser aus als jeder andere von uns, und wir …«, er stockte und rang nach Atem, »… wissen nicht, was er damit anstellen würde. Verwahre unser Amulett so lange, bis du es einem ehrlichen und rechtschaffenen Vampir übergeben kannst, versprichst du mir das?«
    »Ich werde gut darauf aufpassen«, schwor sie ihm.
    Andrés Augen schlossen sich und sein Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt. Lilith verlor keine Zeit mehr und begann, die vier Symphorien aufzurufen. Schnell stellte sie fest, dass die kurze Zeit an der Oberfläche genügt hatte, um einen Teil ihrer Kräfte zurückkehren zu lassen, und es gelang ihr, in Andrés Bewusstsein einzutreten. Sofort war sie von einem düsteren, mächtigen Sturm aus Schmerz und Todesqualen umgeben, der sie um ein Haar mitgerissen und umgehend wieder aus seinem Geist befördert hätte. Lilith ahnte, dass es ihre eigene Trauer war, die ihr die Standfestigkeit raubte. Sie musste ihren Schmerz über seinen Tod beiseiteschieben, ansonsten konnte sie ihm nicht helfen! Sie zwang sich dazu, sich allein auf Andrés Kampf zu konzentrieren und seinen Geist mit ihrer Bansheekraft zu füllen. Immer wieder murmelte sie die machtvollen Worte, die den Kreislauf des Lebens symbolisierten und die André den Übergang zum Tod erleichtern würden: »Atme. Liebe. Beschütze. Stirb.«
    Obwohl seine Haut unter ihren Handflächen immer heißer wurde, normalisierte sich seine Atmung und die Anspannung in seinem Körper wich einer friedlichen Ruhe.
    »Es ist so weit!«, hörte sie zu ihrer Überraschung Vadims Stimme ganz in ihrer Nähe. Offenbar hatte er einen Weg gefunden, Lilith in Andrés Bewusstsein zu begleiten, und sie konnte ihn neben sich als ein silbrig funkelndes Licht wahrnehmen.
    Ein jäher Schmerz fuhr in Liliths Handflächen, eine Hitze umschloss sie, die so stark war, als hätte sie in loderndes Feuer gefasst. Beinahe hätte Lilith ihre Hände reflexartig zurückgezogen, doch sie biss die Zähne zusammen und versuchte, den Schmerz auszublenden. André starb und sie würde ihn gerade jetzt nicht alleinlassen!
    Je länger die flammende Hitze anhielt, umso mehr verebbte der schwarze Sturm in Andrés Bewusstsein und machte einem weißen, friedvollen Nichts Platz.
    »Du kannst jetzt gehen, Lilith«, sagte Vadim ergriffen. »Ab hier erledige ich den Rest.«
    Das silberne Licht schwebte direkt vor ihrem Gesicht. »Ich danke dir für alles, was du für uns getan hast!«, verabschiedete er sich mit tief bewegter Stimme. »Ich wünsche dir für deinen weiteren Kampf alles Glück der Welt. Pass gut auf dich auf, meine

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