Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Hilfe dringend zu brauchen und deswegen sollte sie seiner Bitte auch folgen.«
»Genau das ist doch der Punkt«, ereiferte sich Mildred. »Er braucht ihre Hilfe, weil es dort gefährlich ist. Hinter jedem Baum steht einer dieser blutrünstigen Vanator und wartet darauf, einen von uns bestialisch umzubringen. Ich schicke meine Nichte doch nicht mitten in ein Kriegsgebiet!«
Lilith konnte sich ein herzhaftes Gähnen nicht verkneifen, mittlerweile kannte sie Mildreds Argumente und Horrorszenarien schon in- und auswendig.
»Du übertreibst«, sagte Melinda in tadelndem Tonfall. »Das Gefährlichste wird die Anreise sein, aber sobald Lilith Chavaleen betritt, ist sie in Sicherheit.«
»Ich muss Melinda zustimmen, Liliths Leben ist bestimmt nicht in Gefahr.« Arthur hatte die Arme vor seinem Bauch verschränkt und strich sich nachdenklich über den Bart. »Immerhin ist sie die Trägerin des Bernstein-Amuletts. Die Vampire werden sich bestens um sie kümmern und sie beschützen wie einen wertvollen Schatz.«
Rebekka brachte Lilith eine Tasse Tee und setzte sich auf den freien Platz zu ihrer Rechten. Erstaunt drehte Lilith sich zu ihr um. Warum war Rebekka denn plötzlich so nett zu ihr? »Danke, den kann ich gut gebrauchen.«
»Ich würde mir nicht zu viel davon versprechen: Es ist Fencheltee, in unserer Seniorenstift-WG war leider nichts anderes aufzutreiben.« Sie lehnte sich noch ein Stückchen weiter zu Lilith herüber und setzte eine verschwörerische Miene auf. »Ich muss sagen, André war am Telefon sehr charmant. Sieht er tatsächlich so süß aus, wie man sich erzählt?«
Aha, daher wehte also der Wind: Rebekka war auf der Suche nach Informationen über André.
»Keine Ahnung, so genau habe ich nicht hingesehen«, gab Lilith gereizt zurück. »Ich habe gerade wirklich andere Sorgen, als über das Aussehen von André zu quatschen.«
Rebekkas freundliches Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Was frage ich dich überhaupt?«, schnaubte sie. »Du würdest einen süßen Typen nicht mal erkennen, wenn er direkt vor deiner Nase steht.«
»Wenn du meinst.« Lilith wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Mildred zu.
»Ihr wisst alle, wie schlecht es um Isadoras Gesundheit steht und dass ich mich um sie kümmern muss. Keiner von uns ist im Moment hier entbehrlich und alleine lasse ich Lilith nicht fort.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass mein kleines Mädchen nach Chavaleen geht und dabei nur von einem stinkenden kleinen Dämon begleitet wird.«
»Matt darf auch alleine zu seinem Vater nach Rumänien reisen!«, murmelte Lilith bockig.
»Aber … aber er ist immerhin schon vierzehn.« Wenigstens schien selbst Mildred zu bemerken, wie fadenscheinig diese Ausrede war.
»Wir müssen auch die politische Komponente bedenken«, meldete sich Sir Elliot zu Wort. Er hatte bisher kaum Interesse an dem Gespräch gezeigt und die ganze Zeit über in einem antiquarischen Buch aus der Bibliothek geblättert. Nun richteten sich alle Blicke gespannt auf ihn. »André wird bald der Träger des Blutstein-Amuletts sein und die Vampire waren seit jeher die engsten Verbündeten der Nocturi. Wenn Lilith ihr Versprechen nun wieder rückgängig macht, könnte das diesen Bund erheblich gefährden. Die Nocturi können es sich nicht leisten, dass ihnen der Träger des Blutstein-Amuletts feindlich gesinnt ist.«
Er rückte das Monokel in seiner Augenhöhle zurecht, befeuchtete seinen Skelettfinger an dem neben ihm liegenden Schwamm und blätterte eine Seite um. Offensichtlich hatte er damit alles gesagt, was er zu diesem Thema zu sagen hatte.
»Ein wirklich gutes Argument«, jubelte Melinda und Arthur nickte bekräftigend.
»Aber …«, setzte Mildred hilflos an, sank dann jedoch in sich zusammen. »Das stimmt leider, Lilith hat ihr Versprechen bereits gegeben.«
Matt räusperte sich vernehmlich.
»Wie wäre es, wenn ich sie zu den Vampiren begleite?«, schlug er mit unsicherer Stimme vor. »Schließlich wollte ich nächste Woche sowieso meinen Vater besuchen, dann reise ich eben etwas früher ab. So gereizt, wie die Stimmung bei uns daheim ist, hat meine Mutter sicher nichts dagegen. Ich könnte ihr erzählen, dass Lilith von einem entfernten Verwandten nach Rumänien eingeladen wurde und Angst hat, alleine zu fahren.«
Lilith richtete sich vor Begeisterung pfeilgerade auf. »Das ist doch eine großartige Idee, oder?«
»Es ist zwar nicht genau das, was ich mir vorgestellt habe, aber
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