Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
es wäre eine Möglichkeit.« Mildred trommelte nachdenklich mit den Fingern auf die Tischplatte. »Mit etwas Glück ist deine Aufgabe sogar schon erledigt, bis Matt weiterreisen muss.« Sie wandte sich an Melinda. »Ist er denn als Mensch in Chavaleen sicher?«
»Du meinst, ob er sofort in eine dunkle Ecke gezerrt und von einer Bande hungriger Vampire ausgesaugt wird?«, entgegnete sie beißend. »Wir sind ein zivilisiertes Volk, Mildred! Auch die Vampire, die in Rumänien leben. Genauso wenig wie wir in Bonesdale über Touristen herfallen, verspeisen die Vampire in Chavaleen die Landbevölkerung. Wir ernähren uns alle von Blutkonserven, denn nur so erregen wir kein Aufsehen.«
»Entschuldigung, ich wollte euch nicht beleidigen«, beeilte sich Mildred, ihr zu versichern. »Trotzdem wäre mir wohler, wenn Scrope mitgehen würde, dann wäre wenigstens ein Erwachsener dabei.«
Lilith schüttelte vehement den Kopf. »Wenn ich Scrope mitnehme, schafft es dieser Wichtigtuer, dass sein Besuch live bei SBN übertragen wird.«
»Wenn du unbedingt einen Erwachsenen dabeihaben möchtest«, schaltete sich Rebekka zur Überraschung aller ein, »dann begleite ich die beiden! Ich bin nicht nur achtzehn Jahre alt und damit volljährig, sondern auch …«, sie machte eine genüssliche Pause und grinste breit, »Liliths Tante.«
»Bist du dir sicher, dass du mitreisen möchtest?«, fragte Rebekkas Mutter kritisch. Erstaunt sah Lilith zum anderen Ende des Tisches, das im Halbdunkel lag. Imogen hatte sich so ruhig verhalten, dass Lilith ihre Anwesenheit fast vergessen hatte. Dies passte allerdings zu Imogens üblichem Auftreten, denn sie verließ nur selten ihr Zimmer und verbrachte die meiste Zeit damit, in einem Schaukelstuhl zu sitzen und mit trauriger Miene aus dem Burgfenster zu starren. Seit vor einigen Wochen ihre einzige Schwester gestorben war und die Familie Imogen nicht einmal erlaubt hatte, zur Beerdigung zu kommen, hatte sich ihre trübselige Stimmung sogar noch verstärkt. »Was ist denn mit deiner Ausbildung in der Boutique?«
»Ich habe noch genügend Urlaubstage übrig«, wiegelte Rebekka den Einwand ihrer Mutter ab. »Das dürfte kein Problem sein, vor allem wenn sie erfahren, dass ich bei den Vampiren eine wichtige Mission zu erledigen habe. André braucht die Hilfe einer Banshee, und wie wir alle wissen, beherrscht Lilith ihre Kräfte lange nicht so gut wie ich. Davon abgesehen bin ich die Tochter von Baron Nephelius und seine bewundernswerten politischen Fertigkeiten scheinen ausschließlich auf mich übergegangen zu sein. Ich werde dafür Sorge tragen, dass die Nocturi in Chavaleen ein gutes Bild abgeben.« Sie drückte selbstbewusst ihre Schulterblätter durch. »Keine Angst, Mildred, ich nehme das in die Hand, und schon in ein paar Tagen bringe ich dir die kleine Lilith wohlbehalten zurück, mitsamt ihrem dämonischen Schoßhündchen.«
Rebekkas selbstsichere arrogante Art, die Liliths Geduld immer stärker auf die Probe stellte, schien bei Mildred sogar Eindruck zu machen.
»Na schön, ihr habt mich überzeugt.« Sie stieß einen ergebenen Seufzer aus. »Ich bin zwar immer noch nicht besonders glücklich darüber, aber wenn Lilith von euch beiden begleitet wird, darf sie von meiner Seite aus gehen.«
Lilith blickte von Matt zu Rebekka und konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun lachen oder weinen sollte.
Am nächsten Mittag standen sie vor dem Haus der O’Conners und Matt hievte seine Sachen auf die Kutsche.
»Es ist wirklich sehr entgegenkommend von dir, dass Matt Lilith begleiten darf«, bedankte sich Mildred bei Eleanor, die sichtlich bewegt neben ihrem Sohn stand.
»Da er sowieso in ein paar Tagen zu seinem Vater geflogen wäre, bedeutet es für ihn schließlich keinen Umweg, und es ist schön, wenn er Lilith damit helfen kann.« Eleanors Wut auf Matt schien sich in Nichts aufgelöst zu haben und sie betrachtete ihn nun voll mütterlicher Sorge. »Liliths Großonkel holt die beiden ganz sicher vom Flughafen in Rumänien ab?«
»Ja, mach dir keine Sorgen. Ich bringe die beiden nach London, setze sie ins Flugzeug und in Rumänien werden sie gleich bei ihrer Ankunft in Empfang genommen.« Wie immer war Lilith davon beeindruckt, wie souverän ihre Tante lügen konnte.
Eleanor zupfte an Matts Haaren herum, was er genervt über sich ergehen ließ. »Ihr müsst euch unbedingt das Schloss von Vlad Dracul ansehen, Kinder. Wusstet ihr, dass man vor einigen Jahren sein Grab geöffnet und im Sarg
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