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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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gewisse Abneigung Razvan gegenüber ablesen zu können. »Wir müssen Igor überhört haben, weil wir durch eine Vision Elodias in Atem gehalten wurden. Darf ich dich mit Lilith und Matt bekannt machen? Das ist Graf Razvan Vondru, unser Großonkel. Solange André oder ich keine Kinder haben, steht er an dritter Stelle in der Erbfolge der Regentenfamilie und regelt die Belange des Stadtteils Roskov, einem äußerst wichtigen Stadtteil Chavaleens, der für die Verteidigung zuständig ist.«
    Innerlich schmunzelte Lilith, während sie Razvans höfliches Kopfnicken erwiderte. Ihr war nicht entgangen, dass Nikolai jeden der bisherigen Stadtteile als »äußerst wichtig« bezeichnet hatte, was wohl für seine diplomatischen Fähigkeiten sprach.
    »Sehr erfreut!«, sagte der Graf in einem Tonfall, der seine Worte Lügen strafte. »Ich hoffe, dass sich während eures Aufenthalts die Gelegenheit für ein Gespräch ergibt, denn ich wollte schon lange die Verantwortlichen aus Bonesdale darüber informieren, dass meiner Meinung nach die Sicherheitseinrichtungen um das Schattenportal geradezu lächerlich unzureichend sind. Und wie man hört, scheint den Nocturi sehr daran gelegen zu sein, die Dämonen fernzuhalten.«
    Lilith runzelte die Stirn und fragte sich, wie Razvan seine letzte Bemerkung gemeint haben mochte. War es ihm etwa gleichgültig, ob die Dämonen in ihre Welt eindringen konnten? Doch gerade als sie nachhaken wollte, begann unvermittelt das Licht zu flackern.
    Augenblicklich verstummten die Musik und alle Gespräche, eine unheimliche Stille breitete sich aus und alle starrten auf den großen Kronleuchter. In schneller Folge war der Palast von undurchdringlicher Schwärze und dann wieder von goldener Helligkeit erfüllt. Lilith sah besorgt zu Matt, doch sie konnte sein Gesicht nur schemenhaft erkennen. Was hatte das zu bedeuten? Hoffentlich fiel das Licht nicht komplett aus, denn der Gedanke, so tief unter der Erde in völliger Dunkelheit sitzen zu müssen, behagte ihr ganz und gar nicht. Beiläufig wischte sich Lilith einen merkwürdig schleimigen Tropfen vom Arm und blickte wieder zum flackernden Kronleuchter.
    »Partieller Stromausfall.« Razvans abgehackte Art zu sprechen passte sich fast perfekt dem zuckenden Lichtschein an. »Das geschieht häufig, denn wir erzeugen unseren Strom selbst, um unabhängig zu sein. In der Regel ist das Problem aber schnell behoben.«
    »Ausgenommen von den paar Malen, an denen wir mehrere Tage ohne Strom auskommen mussten«, murmelte Nikolai bitter.
    Schon wieder traf Lilith ein Tropfen, dieses Mal auf der Wange. Es war ein zäher Faden, den sie sich angewidert abwischte. Sie legte den Kopf in den Nacken, und was sie über sich an der Decke sitzen sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Wie eine monströse Fliege klebte dort oben ein menschengroßes Vieh mit einem bleichen, haarlosen Körper und spitzen Hörnern auf der Stirn. Sein Schwanz schwang wie eine Peitsche hin und her, es hatte den Kopf verdreht und fixierte Lilith mit weit aufgerissenem Maul, aus dem lange Speichelfäden tropften. Dies und die angespannte Körperhaltung ließen keinen Zweifel daran, dass diese Bestie Lilith zu ihrer nächsten Mahlzeit auserkoren hatte. Ihr entwich ein spitzer Schrei, gerade als das Flackern abebbte und die Stromversorgung wiederhergestellt war.
    Nikolai folgte ihrem Blick und wurde kreidebleich im Gesicht. »Razvan!«, rief er wütend aus. »Was sucht dein Kraghul hier? Dieses Vieh hat bei einem Empfang nichts verloren.«
    »Dragomir, komm her!«, rief Razvan ungerührt. Das Monster gehorchte und huschte mithilfe seiner langen Krallen über die Decke, die Wände hinab und zu seinem Herrn. Unwillkürlich wichen Lilith und Matt zurück, während sich Strychnin kreischend hinter das nächste Sofa flüchtete. Ihre Vorsicht schien jedoch begründet zu sein, denn auch Nikolai trat einen respektvollen Schritt beiseite. Dort, wo die Augen des Kraghuls hätten sein sollen, prangten nur mit schwarzem Nebel gefüllte Löcher und seine graue wächserne Haut war mit walnussgroßen Beulen übersät. Zuerst glaubte Lilith, sie hätte sich getäuscht, doch einige der Beulen schienen sich tatsächlich zu bewegen; eine lief dem Kraghul sogar geradewegs über das Gesicht und schnurstracks seinen Hals hinunter. Irgendetwas Lebendiges hatte sich offenbar ins Innere des Kraghuls gegraben.
    »Was ist denn das, um Himmels willen?«, spie Matt angeekelt aus.
    Der Graf nahm eine eiserne Kette von seinem

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