Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
sagen wollen, sich aber in letzter Sekunde für ein unverfänglicheres Wort entschieden. »Du könntest dich wenigstens ein bisschen aufregen, schon allein, um mir damit einen Gefallen zu tun. Da trage ich diesen Mist monatelang allein mit mir herum, nur um jetzt von dir zu hören, dass du das völlig okay findest.« Schon wieder liefen ihr Tränen über die Wangen, doch dieses Mal vor Erleichterung. Sie fühlte sich, als wäre in ihr ein dicker Knoten geplatzt, und zum ersten Mal seit langer Zeit konnte sie wieder befreit atmen.
»Wenn dir das so wichtig ist, rege ich mich eben ein bisschen auf«, sagte Matt, legte tröstend einen Arm um sie und zog sie zu sich heran. »Ich bin schwer erschüttert, Lilith, und weiß nicht, ob ich noch etwas mit dir zu tun haben möchte. Besser?«
»Genau so habe ich mir das vorgestellt«, schniefte sie und lehnte sich an seine Schulter.
»Ich reise sofort zu meinem Vater ab, da es mir völlig egal ist, wie du die Schwierigkeiten hier bei den Vampiren überstehst, selbst wenn du von den Vanator getötet wirst.«
»Ehrlich?« Erschrocken sah sie ihn an.
»Natürlich nicht!«, seufzte er auf. »Aber anscheinend sollte ich mir überlegen, Karriere als Schauspieler zu machen. Nachdem du mir so etwas erzählt hast, würde ich dich niemals im Stich lassen! Im Gegenteil, wir sollten gemeinsam überlegen, warum du diese Dämonenkräfte besitzt. Irgendetwas muss geschehen sein, und zwar bevor du nach Bonesdale gekommen bist. Vielleicht können wir gemeinsam herausfinden, was passiert ist.«
Lilith warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Aber wie denn?« Eine Träne kitzelte sie an ihrer Nase, aber sie befürchtete, wenn sie sich bewegte, würde Matt wieder seinen Arm wegziehen, und dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall eingehen. »Meine Mutter ist tot und mein Vater möchte nichts mit der Welt der Untoten zu tun haben. Wie soll ich da etwas aus meiner Vergangenheit herausfinden?«
»Hast du nicht erzählt, dass ihr eine Haushälterin hattet, die fast wie eine Mutter für dich war? Vielleicht kann sie sich an einen mysteriösen Vorfall in deiner Kindheit oder an einen merkwürdigen Besucher erinnern.« Als er Liliths skeptische Miene sah, fügte er hinzu: »Hey, das ist wenigstens ein Anfang, uns fällt bestimmt noch etwas Besseres ein. Vielleicht hat dein Vater irgendwo ein Familienalbum versteckt, mit Fotos aus der Zeit mit deiner Mutter. Dann wüssten wir, wer zu ihren Freunden gehörte und wen wir unauffällig aushorchen könnten.«
Auch wenn es tröstlich war, dass Matt ihr helfen wollte, glaubte Lilith nicht, dass sie mit seinen Vorschlägen Erfolg haben würden. Einen Großteil ihrer Kindheit hatte sie damit verbracht, ihr Haus nach Spuren ihrer Mutter zu durchsuchen, und wenn ihr Vater so ein Fotoalbum besäße, hätte sie es mit Sicherheit entdeckt. Das Einzige, was sie in all der Zeit gefunden hatte, war das Bernstein-Amulett ihrer Mutter. Sie bremste sich gerade noch rechtzeitig, als sie gedankenverloren danach greifen wollte. In Matts Gegenwart musste sie immer auf der Hut sein und darauf achten, dass das Amulett unter ihrer Kleidung verborgen lag.
»Als ich klein war, habe ich mir immer vorgestellt, dass meine Eltern sich so geliebt haben wie die Prinzessin und der edle Ritter in meinem Lieblingsmärchen und ihr Tod meinem Vater so sehr das Herz zerriss, dass er vor Trauer nicht mehr über sie sprechen konnte«, gestand sie ihm. »Aber mittlerweile habe ich große Zweifel daran, dass diese Version stimmt. Als meine Mutter hochschwanger war und starb, war mein Vater nicht einmal in ihrer Nähe.«
»Hast du mir nicht erzählt, dass er damals in London studierte? Das kannst du ihm wirklich nicht vorhalten, er kann schließlich nichts dafür, dass es in einem verschlafenen Nest wie Bonesdale keine Universität gibt«, warf Matt ein. »Außerdem hat deine Mutter sich für deinen Vater entschieden und sich damit gegen ihren eigenen Vater gestellt. Wie viel Romantik willst du denn noch? Dein Vater hat zwar seine Probleme mit Bonesdale und der Welt der Untoten, aber deine Mutter liebte er bestimmt sehr. Er wollte nur nicht, dass sie eine Entscheidung trifft, die sie später bereut.«
»Vielleicht hatten sie nur das Pech, dass sie in der falschen Welt zusammengekommen sind«, spekulierte Lilith und seufzte traurig auf. »Vielleicht waren sie einfach zu unterschiedlich.«
»Wir beide sind auch sehr unterschiedlich«, sagte Matt ungewohnt ernst und zog mit einem Mal seinen Arm
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