Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Schlimmes verbunden, oder?«
Lilith nickte zögerlich, dann brach es plötzlich wie von selbst aus ihr heraus. Sie erzählte ihm alles und ließ dabei nichts aus – dass Belial nur deshalb Rebekka unter seine Kontrolle gebracht und all die Morde und falschen Anschuldigen inszeniert hatte, damit sich alle von ihr abwandten und sie völlig alleine war. Dass der ganze Plan dahinter nicht etwa der war, das Bernstein-Amulett zu bekommen, sondern Lilith derart aus der Fassung zu bringen und wütend zu machen, dass der Chor der Dämonen in ihr geweckt wurde und sie seit dieser Nacht das schreckliche Wissen mit sich herumtrug, eine Halbdämonin zu sein. Von ihrer eigenen Offenheit überrascht, brachte Lilith es gnadenlos auf den Punkt: Sie war ein Freak, und zwar einer der gefährlichen Sorte, da sie einen Teil des Bösen in sich trug, und ihre Scham darüber war so groß, dass sie sich niemandem hatte anvertrauen können. Als sie am Ende ihrer Erzählung angelangt war, schaffte es Lilith kaum, Matt in die Augen zu sehen.
»Wow, das waren ganz schön viele Informationen.« Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Ich muss mich mal kurz setzen, um das Ganze zu ordnen.«
Er ließ sich auf die Bettkante sinken und starrte mit gerunzelter Stirn ins Leere, während Lilith mit hämmerndem Herzen auf eine Reaktion wartete.
»Leuchtet das Bernstein-Amulett wegen dieser Dämonenanteile in dir nicht so stark, wie es sollte?«, fragte er schließlich.
»Yep«, bestätigte Lilith und versuchte dabei lockerer zu wirken, als sie sich in Wahrheit fühlte.
»Könnte es nicht sein, dass du dich versehentlich mit einem Dämon verbunden hast? So ähnlich wie bei den Hexen und Magiern nach ihrer Wandlung?«
»Nein, als Banshee besitze ich diese Fähigkeit nicht, und selbst wenn, hätte ich keinen Zugang zum Chor der Dämonen, das ist Hexen und Magiern nicht möglich. Außerdem hat sich die Kraft schon gezeigt, wenige Tage bevor ich nach Bonesdale gekommen bin, als mir ein Juwelier das Bernstein-Amulett wegnehmen wollte. Damals wusste ich überhaupt noch nichts von der Welt der Untoten und dass man sich mit der Kraft eines Dämons verbinden kann.« Sie seufzte und fügte leise hinzu: »Das Schlimmste daran ist, dass ich sogar eine noch größere Gefahr bin als Belial, denn ich bin nie im Schattenreich gewesen und deswegen ist diese dämonische Kraft in mir nicht an den Eid des Erzdämons gebunden. Wenn ich wollte, könnte ich nicht nur jedem Nocturi, sondern auch jedem Menschen, der mir über den Weg läuft, meinen Willen aufzwingen.«
»Könntet Ihr ein bisschen lauter sprechen, Eure Ladyschaft?«, rief Strychnin ihr von der Zimmerecke aus zu. »Ich kann kaum verstehen, was Ihr sagt.«
»Du sollst die Wand anstarren und nicht die Gespräche anderer Leute belauschen«, gab Lilith müde zurück.
»Aber das ist sooo langweilig!«
Matt ignorierte einfach Strychnins Quengelei und fragte: »Ich glaube, du urteilst zu hart über dich. Hast du denn seit jener Nacht diese dämonischen Mächte noch einmal benutzt?«
Zum ersten Mal seit ihrer Offenbarung schaffte sie es, Matt direkt in die Augen zu sehen, und sie war erstaunt, nichts von der Abscheu in seinem Gesicht zu erkennen, die sie eigentlich erwartet hatte. »Nein. Nein, das habe ich nicht.«
»Genau das habe ich mir gedacht!«, rief Matt triumphierend. »Du tust so, als seist du der Teufel persönlich, dabei hast du deine Kräfte gar nicht eingesetzt. Andere an deiner Stelle hätten Mildred schon dazu gebracht, dein Taschengeld auf 30 Pfund pro Woche zu erhöhen, oder Miss Tinkelton, dir in der Schule Bestnoten zu geben. Bist du dir darüber im Klaren, was für eine Macht du besitzt? Du kannst die Queen mit einem Fingerschnipsen dazu bringen, den Buckingham Palace abzufackeln, oder den Premierminister, einen Krieg anzuzetteln.«
Sie warf ihm einen empörten Blick zu. »So etwas würde ich nie tun!«
»Das musst du mir nicht sagen, du bist die Einzige, die glaubt, dass ein grausames Monster in ihr schlummert.«
Matts scheinbar unerschütterlicher Glaube in ihren Charakter war so langsam zu viel für Lilith. »Hast du überhaupt begriffen, was ich dir gerade erzählt habe? Du solltest Angst vor mir haben, mir die Freundschaft kündigen und mich an Scrope, Rebekka oder den Rat der Vier verpetzen. Deine Reaktion ist ganz falsch!«
»Was ist denn so falsch daran?«, fragte er interessiert.
»Du bist viel zu freundlich und zu … nett!« Eigentlich hatte sie »lieb«
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