Lilith Parker
letzten Verbündeten, den sie gerade verloren hatte, brach auch ihr Widerstand.
Sie hatte keine Kraft mehr zu kämpfen.
»Willkommen in unserer kleinen Runde!«, begrüÃte er sie mit ausladender Handbewegung.
Scrope warf Lilith einen undeutbaren Blick zu, während Rebekka nicht einmal den Kopf hob.
Belial spitzte die Lippen. »Du siehst blass aus. Ich hoffe, das liegt nicht an meinem Schlag, mit dem ich dich heute Mittag auÃer Gefecht setzen musste? Wie du dir vorstellen kannst, war ich sehr darauf bedacht, keine Beule zu hinterlassen. Oder ist es Strychnins Verrat, der dir so zusetzt?«, fragte er und winkte gleich darauf ab. »An deiner Stelle würde ich mir wegen ihm keine Gedanken machen. Er ist ein Dämon der untersten Klasse, ohne Macht und Fähigkeiten, völlig wertlos.«
»Ich dachte, er ist mein Freund«, entfuhr es ihr.
Strychnin, der immer noch vor Belial auf dem Boden lag, wandte ihr den Kopf zu.
»Es tut mir so leid, Eure Ladyschaft!«, wisperte er.
In seinen Augen funkelten Tränen.
»Natürlich war es naiv von dir, ihm zu vertrauen, aber deinem GroÃvater erging es nicht anders«, meinte Belial jovial. »Das Wissen um dessen Fehltritt hat es uns immerhin ermöglicht, eine Lockerung unserer Sanktionen zu erpressen und das Schattenportal wieder benutzen zu können.«
Nun wurde Lilith auch klar, warum ihr GroÃvater sich den Dämonen gegenüber so nachsichtig gezeigt hatte: Die Angst, Zebul würde den Nocturi von seiner Liaison mit einer Socor erzählen, hatte ihn dazu gebracht, sein ganzes Volk zu gefährden.
»Es war ein cleverer Schachzug meines Vaters, Strychnin zum Zeichen unserer Freundschaft dem Baron zum Geschenk zu machen. Natürlich hat der kleine Trottel vor dem Baron einen heiligen Treueeid abgelegt, doch Baron Nephelius ahnte nicht, dass trotz dieses Schwurs jeder Dämon in erster Linie dem Träger des Onyx-Amuletts untersteht.«
»Ich hätte nie mehr ins Schattenreich zurückkehren, niemals mehr meine Sippe sehen können, wenn ich ihm nicht Bericht erstattet hätte«, meldete sich Strychnin zu Wort.
»Schweig, du elende Missgeburt!«, fuhr Belial ihn an.
»Dein Freund hier hat uns geholfen, dich in der Nacht von Amaros Dahinscheiden mit einem leicht verträglichen Gift in Tiefschlaf zu versetzen, damit du selbst an deiner Unschuld zweifelst und dich vor den anderen nicht allzu überzeugend verteidigst. Und natürlich war er so nett, mich darüber zu informieren, dass du das Tor zu Nightfallcastle nicht öffnen kannst â damit konnte unser kleines Spielja überhaupt erst beginnen. So ein Treuebruch schmerzt, nicht wahr?« Er fixierte sie mit stechendem Blick.
»Aber warum das alles?« Lilith rang hilflos die Hände. »Nur wegen des Bernstein-Amuletts? Als ich heute Mittag ohnmächtig war, hätten Sie es mir doch problemlos abnehmen können.«
Vor knapp zwei Monaten war sein letzter Versuch, ihr das Amulett abzunehmen, nur deswegen gescheitert, weil sich der magische Verschluss aufgrund ihrer »Anwärterschaft« nicht hatte öffnen lassen â noch nicht einmal sie selbst konnte während dieser Zeit die Kette ablegen.
»WeiÃt du denn nicht einmal über dein eigenes Amulett Bescheid, Mädchen?«, fuhr Scrope sie entnervt an. »Nur ich oder jemand, der mit dir verwandt ist, kann es dir abnehmen. Das ist eine Schutzvorrichtung, damit die Amulettträger nicht von machtgierigen Konkurrenten umgebracht werden können.«
Somit hätte ihr nur Rebekka das Amulett abziehen können, doch die war zu diesem Zeitpunkt schon bei ihrer Mutter, um sich ihr Alibi zu sichern. Trotzdem warf Lilith Scrope einen missmutigen Blick zu. Selbst in so einer Situation hatte er nichts Besseres zu tun, als sie bloÃzustellen. Auch über Rebekkas Gesicht huschte ein hämisches Grinsen.
Offenbar schien jeder hier zu vergessen, dass sie erst seit einigen Monaten in der Welt der Untoten lebte, und in dieser kurzen Zeit hatten sie Scropes Intrigen, die Gerichtsverhandlung in Benin und Belials perfide Pläne in Atem gehalten. Rebekkas hinterhältige Parfümattacke, mit der sie ihre Vision ausgelöst hatte, natürlich nicht zu vergessen.
»Du findest das lustig, oder?«, platzte es aus Lilith heraus. »Wahrscheinlich hast du dich köstlich amüsiert, als ich fast im Weiher ertrunken wäre. Hast du Johnson auch
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