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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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minderwertig betrachtet und war so enttäuscht über die Nutzlosigkeit seines einzigen Nachkommen, dass er seinen Tod billigend in Kauf genommen hatte.
    Lilith überlief ein kalter Schauer. Wie konnte jemand nur so herzlos sein? Ihre Meinung vom stellvertretenden Führer der Nocturi war nie besonders gut gewesen, aber so etwas hatte sie selbst Scrope nicht zugetraut. Und da ihm klar gewesen sein musste, dass dieser scheinbare Unfall, so kurz nachdem sich sein Sohn als Socor entpuppt hatte, mehr als verdächtig erscheinen würde, hatte er sich die Lüge vom Internat ausgedacht. Wenn jemand zu so einer grauenvollen Tat imstande war, brachte er sicherlich auch eine Hydra und einen Mörder wie Johnson, ohne mit der Wimper zu zucken, um.
    Zu Liliths Erstaunen stieß der reale Scrope am anderen Ufer einen tiefen Seufzer aus. »Vincent«, flüsterte er.
    Sie musste zugeben, dass sein wehmütiges Stöhnen nicht zum Bild des skrupellosen Mörders passte, das sie gerade von ihm entworfen hatte. Er bückte sich, legte etwas an den Rand des Weihers und ging zum Fußweg zurück.
    Ach du Schreck! Hastig drehte sich Lilith um und stieß gegen Strychnin, der geduldig hinter ihr gewartet hatte. Was sollten sie jetzt tun? Der Uferbereich, in dem sie sich befanden, lag direkt gegenüber des Pfades und wenn Scrope an ihnen vorbeilief, entdeckte er sie womöglich. Bestimmt würde er alles andere als erfreut darauf reagieren, wenn er bemerkte, dass Lilith ihn beobachtet hatte. Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, was er dann mit ihr anstellen würde.
    Aber ihre Sorge war unbegründet, denn Scrope ging nicht zurück in das Dorf, sondern schlug den Weg zu Nightfallcastle ein. Was wollte er dort oben? Steckte er etwa mit Belial unter einer Decke?
    Â»Wollt Ihr immer noch zur Burg, Eure Ladyschaft? Immerhin ist der dicke Nachtmahr auch auf dem Weg dorthin und bisher war er Euch nicht freundlich gesinnt.«
    Â»Natürlich, jetzt erst recht. Ich frage mich, was dort oben wohl vorgeht. Allerdings will ich mir vorher noch etwas ansehen. Warte hier!«
    Mit zusammengekniffenen Augen folgte sie Scropes Fußabdrücken im Schnee und fand so die Stelle, an der er gestanden hatte. Sie bückte sich und nach einigem Suchen entdeckte sie auf dem Boden ein rotes Spielzeugauto. Daneben waren noch weitere Spielsachen im Gebüsch versteckt, die schon länger im Freien zu liegen schienen. Stirnrunzelnd strich Lilith über das nasse verdreckte Fell eines kleinen Teddybären. Konnte es sein, dass Scrope doch ein Herz besaß und seine Tat mittlerweile bereute? Warum sonst sollte er mitten in der Nacht hier am Weiher stehen, Vincents Namen flüstern und die Spielsachen hier zurücklassen?
    Â»Eure Ladyschaft?«, rief Strychnin.
    Sie hatte keine Zeit, länger über Scrope und Vincent nachzugrübeln. »Ich komme!«
    Das Tor zum Park stand glücklicherweise offen, sodass sie Scrope schon bald wieder eingeholt hatten, der sich keuchend und mit schwerfälligen Schritten den Berg hinaufkämpfte. Sie waren ihm gefährlich dicht auf den Fersen, doch Lilith wollte nicht das Risiko eingehen, ihn aus den Augen zu verlieren.
    Oben angekommen steuerte er zielstrebig das Tor von Nightfallcastle an. Lilith und Strychnin pirschten sich imSchutze der Bäume nahe genug heran, um in Hörweite zu sein, und versteckten sich hinter einer alten Eiche, die mit Gespinsten verhangen war. Mit klopfendem Herzen spähte Lilith hinter dem Baum hervor.
    Im Schein einiger Fackeln stand Scrope neben einem jungen Mädchen, das ihn schon erwartet haben musste. Ungläubig schnappte Lilith nach Luft. Es war Rebekka! Sie trug wieder ihren langen schwarzen Ledermantel, ihre Haare waren unter einer Mütze verborgen und um die Nase war sie außergewöhnlich blass.
    Â»â€¦ natürlich bin ich dir dankbar, dass du mir davon erzählt hast«, sagte Scrope gerade und kniff unwillig die Augen zusammen. »Ohne deine Information, dass die Wächter Lilith nicht passieren lassen, hätte ich gegen diese kleine Rotzgöre nichts in der Hand gehabt. Aber das ist noch lange kein Grund, mich mitten in der Nacht hierherzubestellen.«
    Lilith hatte es gewusst! Zu deutlich hatte sie an besagtem Nachmittag gespürt, dass sie nicht allein hier oben waren. Rebekka hatte sie beobachtet und natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als ihre Beobachtung Liliths größtem Widersacher zu

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