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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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in Bonesdale lebt, Rebekka Norwich«, hörte sie Belial sagen. »Oder sollte ich lieber sagen, Rebekka Nephelius?«
    Was? Lilith drehte sich wieder um und sah, wie Rebekka ihre Mütze abzog und lange schwarze Haare über ihre Schultern fielen. Ohne die Perücke mit den roten Locken war die Familienähnlichkeit unübersehbar: Mit ihrer blassen Haut, den leuchtend blauen Augen und den schwarzen Haaren wäre sie mühelos als Liliths große Schwester durchgegangen.
    Sie konnte nicht anders, als Rebekka mit weit geöffnetem Mund anzustarren. Sie war mit dieser blöden Kuh verwandt? Dieser Abend wurde ja immer schlimmer … Dann war Rebekka wohl so etwas wie ihre Tante und ebenfallseine Nephelius-Erbin. Kein Wunder, dass Lilith das Tor zu Nightfallcastle ohne sie nicht hatte öffnen können!
    Â»Nein, das … das kann nicht sein«, widersprach Scrope und schüttelte vehement den Kopf. »Ich glaube das nicht. Der Baron hätte sich niemals mit einer Socor eingelassen. Er selbst hat diese Regel erstellt, sie war ihm heilig und noch heute hält sich das Volk der Nocturi daran.«
    Â»Umso peinlicher, dass ihm einige Jahre vor seinem Tod dieser kleine Ausrutscher passiert ist, nicht wahr?« Belial seufzte theatralisch. »Schlimm, wozu einen die Einsamkeit treiben kann. Aber ich kann dir versichern, dass euer verehrter Baron alles versucht hat, es zu vertuschen. Zum Glück war Imogen Norwich ihm so treu ergeben, dass sie bei ihrem Leben geschworen hat, nie jemandem davon zu erzählen. Leider ahnte der Baron nicht, dass er einen Spion an seiner Seite hatte, der meinem Vater von seinem schändlichen Fehltritt haarklein berichtete.«
    Lilith versuchte, all die Informationen, die auf sie einströmten, zu ordnen, doch in ihrem Kopf drehte sich alles. Dass ihr Großvater sich mit Imogen Norwich eingelassen hatte, schockierte sie weit weniger als Scrope – im Gegenteil, in ihren Augen verlieh ihm das eine fast schon sympathische Seite. Denn bisher war ihr von ihrem Großvater immer das Bild des perfekten, allwissenden Herrschers vermittelt worden, der in radikaler Weise auf Disziplin, Ehre und Gesetzestreue pochte. Dass Rebekka seine uneheliche Tochter war, bedeutete für die Nocturi sicherlich eine herbe Enttäuschung und würde seinen Heldenmythos ordentlich ins Wanken bringen.
    Aber vielleicht konnte genau das ein Überdenken der völlig veralteten Traditionen bewirken? Doch von was für einem Spion hatte Belial gesprochen?
    Der Erzdämon wandte sich ruckartig um und sah nun genau in Liliths Richtung. Sie war so davon überrascht, dass sie nicht einmal rechtzeitig in Deckung gehen konnte.
    Â»Strychnin, wärst du so nett, dich zu zeigen? Natürlich kann Lilith auch gleich mitkommen. Du hast sie doch mitgebracht, oder nicht?«
    Es dauerte einen Moment, bis sie Belials Worte begriff. Wie in Zeitlupe drehte sie sich zu Strychnin um.
    Â»Du … du bist der Spion?«
    Er wechselte eine Spur ins Gelbe, nickte mit bekümmerter Miene und watschelte hastig auf Belial zu.
    Â»Eure erzdämonische Hoheit!« Schlotternd vor Angst warf er sich flach auf den Boden, doch Belial betrachtete ihn, als wäre er ein ekelerregendes Insekt.
    Wie vom Donner gerührt stand Lilith da. Wie oft hatte Emma sie davor gewarnt, Strychnin zu vertrauen? Doch sie hatte all ihre Warnungen in den Wind geschlagen. Dabei lag der Gedanke so nahe: Wer gab schon einen besseren Spion ab als ein ängstlicher, trotteliger Dämon, den keiner wirklich ernst nahm? Nicht nur, dass Lilith ihn niemals als Gefahr angesehen hatte, sie war auch so naiv gewesen, ihn in ihr Herz zu schließen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Nun wurde ihr auch klar, woher Rebekka gewusst hatte, dass sie sofort loseilen würde, um Matt vor Johnson zu retten: Strychnin, der sie im »Eisafé Leichenstarre« belauscht hatte, musste es Belial verraten haben.
    Sie klammerte sich Halt suchend an den Baum.
    Â»Lilith, wo bleibst du denn?«, drängte er.
    Am liebsten hätte sie sich für immer hier im Dunkeln versteckt, doch das hätte nichts genützt – sie saß bereits in der Falle. Belial hatte sein fein gesponnenes Netz aus Intrigen bereits so dicht um sie gewoben, dass es kein Entrinnen mehr gab. Selbst der Ruf, mit dem er den Werwolf zu Nightfallcastle beordert hatte, war nur eine Finte von ihm gewesen, um sie hierherzulocken. Mit ihrem

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