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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Emma.
    Endlich traten Arthur und Regius für ihre »Creepy Christmas«-Präsentation auf das Podium. Arthur war sichtlich aufgeregt, zupfte permanent an den Knöpfen seiner Strickweste herum und ließ sogar die Karteikarten mit seinen Notizen auf den Boden fallen.
    Â»Um in der Weihnachtszeit mehr Touristen nach Bonesdale zu locken, haben wir uns intensiv mit dieser menschlichen Tradition beschäftigt«, setzte er mit zittriger Stimme an. »Laut unserer Recherchen streiten sich zum Beispiel viele Menschen an Weihnachten, obwohl dies dem Geist ihres Festes widerspricht. Deshalb haben wir den Schock-Tannenbaum entwickelt.« Er deutete auf Regius, der einen kleinen Baum mit rotem und silbernem Christbaumschmuck zwischen ihnen aufstellte. »Sobald jemand in dessen Nähe anfängt zu streiten, erfolgt sofort eine Reaktion.«
    Â»Du hirnloser Blödmann«, knurrte Regius, worauf Arthur bereitwillig ein »Du selten hässlicher Schrumpfkopf«zurückgab. Plötzlich stieß der Baum ein ohrenbetäubendes Wimmern aus und ließ auf einen Schlag all seine Nadeln fallen – vom prächtigen Weihnachtsbaum war nur noch das nackte Skelett übrig, an dem ein paar einzelne Kugeln baumelten. Begeisterter Applaus brandete auf und Regius und Arthur wechselten einen erleichterten Blick.
    Arthur fuhr in selbstbewussterem Ton fort: »Dieser jämmerliche Anblick sollte die Menschen wieder zur Besinnung bringen und helfen, weitere Streitigkeiten zu vermeiden. Der Baum ist mit 6000 Schimpfwörtern in zehn verschiedenen Sprachen programmiert, sobald er eines davon registriert, werden mittels eines Magneten die grünen Eisenspan-Nadeln abgeworfen.«
    Sie stellten noch eine Reihe weiterer Erfindungen vor, beispielweise »Stinkbomben-Dankeskarten« mit Aufschriften wie Herzlichen Dank für die Socken oder Danke für das Fremdwörterlexikon . Besonders gut gefielen Lilith die Gruselgeschenke, die allzu neugierige Kinder davon abhalten sollten, schon vor der Bescherung ins Wohnzimmer zu schleichen. Die Gruselgeschenke waren mit Bewegungsmeldern ausgestattet, und sobald sich ihnen jemand näherte, begannen sie herumzuhüpfen und stießen schauriges Geheul, unheilvolles Flüstern oder ein bösartiges Knurren aus. Unter anhaltendem Applaus verließen Arthur und Regius schließlich die Bühne und Scrope trat wieder an das Rednerpult.
    Â»Herzlichen Dank für diese anschauliche Präsentation! Es bleibt zu hoffen, dass diese vielversprechenden Erfindungen nicht in unseren Läden einstauben. VergangeneWoche sind gerade einmal zweiundzwanzig Besucher gekommen, ich muss wohl niemanden sagen, was dies für unsere Haushaltskasse bedeutet …«
    Lilith kam eine Idee, wie man das Weihnachtsgeschäft ankurbeln und mehr Touristen nach Bonesdale locken konnte … Ob sie es wagen sollte, sich zu Wort zu melden? Sie sah zu ihrer Tante hinüber. Das hoffnungsvolle Funkeln, das während der »Creepy Christmas«-Präsentation in Mildreds Augen geschimmert hatte, war dank Scropes Worten wieder erloschen. Lilith hatte am vergangenen Abend mitbekommen, wie ihre Tante nach der Arbeit im Restaurant noch die halbe Nacht am Schreibtisch gesessen, die Rechnungen und Mahnungen sortiert und Kostenvoranschläge für die Reparatur des Daches geprüft hatte. Vielleicht könnte Liliths Vorschlag dazu führen, dass Mildred sich in Zukunft weniger Sorgen um ihre Finanzen machen musste?
    Zaghaft wanderte ihre Hand nach oben, doch Scrope schien sie konsequent zu übersehen. Nach einigen Minuten räusperte sie sich vernehmlich. »Entschuldigung, Mister Scrope?«
    Er unterdrückte nur halbherzig einen Seufzer. »Lilith Parker, du hast etwas zu sagen?«
    Wie auf ein geheimes Kommando hin wandten sich alle Köpfe zu ihr um. Lilith spürte die Blicke wie Nadeln auf ihrer Haut und ein Teil von ihr bereute schon, dass sie nicht einfach ihre Klappe gehalten hatte. Was, wenn ihre Idee doch nicht so gut war, wie sie dachte?
    Â»Ich wüsste vielleicht, wie sich die ›Creepy Christmas‹-Produkte besser verkaufen ließen.«
    Â»Oh, da bin ich aber gespannt!«, sagte er spöttisch. »Was hast du denn für eine geniale Idee, die wir alle hier übersehen haben?«
    Sie sah nervös zu Emma und Mildred, die sie beide jedoch nur völlig perplex und mit geöffneten Mündern anstarrten. Lilith schluckte schwer und gab

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