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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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begrüßen gehen!«
    Während Lilith das Podium verließ und sich durch die Menge wühlte, überlegte sie, ob sie Emma darauf ansprechen sollte. Vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie Lilith ihre Sorgen mitteilen konnte? Auf der anderen Seite musste sie sich eingestehen, dass Emma sicher schon mit ihr darüber gesprochen hätte, wenn sie das Bedürfnis dazu gehabt hätte. Nein, wahrscheinlicher war, dass Emma ausgutem Grund nie davon gesprochen hatte: Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihre Hoffnung, und solange ihre Freunde nichts von ihrer »aberwitzig geringen« Chance wussten, schien diese Hoffnung wenigstens noch nicht ganz verloren.
    Als sie Emma schließlich erreichte, lächelte ihre Freundin sie so unbeschwert an, dass Lilith es nicht übers Herz brachte, ihr von Scropes Enthüllung zu berichten.
    Â»Ich hoffe, es war okay, dass ich dich von Scrope weggelotst habe?«, fragte Emma. »Du hast so ein unglückliches Gesicht gemacht.«
    Lilith nickte, wobei sie automatisch dem Blick ihrer Freundin auswich. »Jede Minute, die man mit diesem Ekel verbringen muss, ist der pure Horror. Danke, dass du mich gerettet hast.«
    Â»Keine Ursache, gern geschehen!«, winkte Emma ab. »Ich habe übrigens etwas für dich.«
    Â»Etwa eine neue Theorie wegen des Tores?«, stöhnte Lilith auf. »Willst du mich wieder davon überzeugen, dass meine Mutter als Baby vertauscht wurde und wir in Wahrheit gar keine Nephelius-Nachfahren sind?«
    Â»Die Theorie hab ich längst wieder verworfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Banshee-Baby gegen ein anderes Banshee-Baby vertauscht wurde, beträgt wohl eins zu zehn Millionen. Nein, es geht um deinen Runenunterricht«, erklärte sie. »Wegen deiner Schwierigkeiten mit Sir Elliots anspruchsvollem Unterricht habe ich unsere alten Kinderbücher vom Speicher geholt. Ich dachte mir, dass sie dir vielleicht helfen können.« Sie zog einige Bücher aus ihremRucksack, die recht mitgenommen und vergilbt aussahen.
    Lilith schlug eines davon auf und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: Es war ein Bilderbuch für Kleinkinder, in dem einfache Dinge wie ein Apfel, eine Tasse oder ein Ball abgebildet waren – mit dem kleinen Unterschied, dass daneben ihre Bezeichnungen in Runenschrift standen.
    Â»So lernen die Nocturi-Kinder die Mondsprache und eigentlich ist es nur fair, wenn du genauso anfängst wie wir, oder nicht? Neben den Bilderbüchern habe ich auch einfache Geschichten und Märchen mitgebracht, aber ich muss dich warnen, in unseren Märchen gewinnen immer die Hexen und niemals … Lilith, weinst du etwa?«
    Â»Nein, quatsch! Ich habe nur etwas im Auge«, schniefte sie. Nach dem, was Scrope ihr gerade erzählt hatte, konnte sie kaum glauben, dass sich Emma in ihrer schwierigen Situation noch Gedanken um Liliths Runenunterricht machte! Gerührt sah sie zu ihrer Freundin auf und musste gegen den Impuls ankämpfen, ihr um den Hals zu fallen. »Das ist so lieb von dir!«
    In diesem Augenblick ertönte eine Glocke und die Anwesenden strömten auf ihre Plätze. Mildred trat an sie heran und fast schon enttäuscht stellte Lilith fest, dass von Louis Lambert keine Spur mehr zu sehen war. »Kommt ihr mit? Isadora und Melinda haben uns Plätze in der letzten Reihe freigehalten. Emma, deine Mutter sitzt auch bei uns.«
    Lilith quetschte sich hinter Mildred und Emma als Letzte in die Bankreihe und konnte gerade noch rechtzeitig verfolgen, wie Scrope mit gewichtiger Miene das Podium betrat,gefolgt von den anderen Mitgliedern des Bonesdaler Gremiums. Es bestand aus sechs Leuten, die über alle wichtigen Entscheidungen gleichberechtigt abstimmten und jeweils eine Generation vertraten: Christina McCarthy und Dean Fisher kannte Lilith aus der Schule, sie waren zwei Klassen über ihr. Emmas Vater, Tom Middleton, und Madame Sabatier waren die Vertreter der Erwachsenen, den Platz der Dorfältesten nahmen Sir Elliot und Ava Foxworth ein, eine hagere Dame mit einem von Falten zerknitterten Gesicht und gutmütigen Augen. Liliths Runenlehrer hatte sich heute besonders in Schale geworfen: Er trug ein nachtblaues Seidenjackett mit passendem Schal und sein goldenes Monokel blitzte in seiner Augenhöhle auf wie eine kleine Sonne.
    Gerade als Scrope mit erhobenen Händen um Ruhe bat und sich das Flüstern in den Reihen gelegt hatte, schwang erneut die

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