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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Nocturi – sie bringen ohne Skrupel jeden von uns um, der in ihre Fänge gerät.« Emma sah sie mit ernster Miene an. »In diesem Punkt kannst du sagen, was du willst, meine Ansicht über die Vânâtor werde ich niemals ändern. Erst vor Kurzem haben sie ein abgelegenes Dorf, in dem eine Handvoll Nachtelfen und Rosennymphen friedlich gelebt haben, dem Erdboden gleichgemacht. Sie haben keinen von ihnen am Leben gelassen. Die Vânâtor sind böse!«
    Lilith erschauderte.
    Nun wurde ihr auch klar, warum Scrope, und sicherlich auch einige andere in Bonesdale, ihre Menschlichkeit als Gefahr betrachteten …
    Einige Stunden später pirschten sie sich im Schutze der Dunkelheit durch die menschenleeren Gassen Bonesdales. Sie hatten die restliche Wartezeit damit verbracht, völlig ergebnislos über die mysteriöse Torinschrift nachzugrübeln und Lilith war fast schon erleichtert gewesen, als es Zeit war, sich aus dem Haus zu schleichen. Das ganze Dorf schien in tiefem Schlaf zu liegen und bis auf eine streunende Katze, die Emma und Lilith erschrocken anfauchte, kreuzte niemand ihren Weg. Als sie den vereinbarten Treffpunkt an der Friedhofsmauer erreichten, wartete Matt schon ungeduldig auf sie. »Da seid ihr ja endlich! Wir haben nur noch zwanzig Minuten bis Mitternacht.«
    Â»Keine Sorge, ich bin bestens vorbereitet«, beruhigte Emma ihn und tastete sich raschelnd durch das Efeu, das die Friedhofsmauer überzog. »Wir werden rechtzeitig zum Glockenschlag vor einem Grab stehen, versprochen.«
    Lilith sah sich nervös um. Zum Glück waren sie vom Haupteingang des Friedhofs, neben dem die Parker-Villa stand, weit entfernt und ihre Tante lag wahrscheinlich schon selig schlafend in ihrem Bett. Trotzdem wollte sie sichergehen, dass sie von niemandem beobachtet wurden. Ansonsten würde Mildred spätestens beim zweiten Schluck ihres Morgenkaffees über den nächtlichen Ausflug ihrer Nichte informiert werden – selbst langweilige Neuigkeiten verbreiteten sich in Bonesdale wie ein Lauffeuer und ein verbotener Einbruch in den Friedhof erreichte auf der Dorfklatschskala bestimmt neun von zehn möglichen Punkten. Aber ihre Sorge war unbegründet: Soweit Lilith es abschätzen konnte, waren die Häuser in dieser Straßeverfallen und weitestgehend unbewohnt, die Fenster verrammelt, die Gärten vom Unkraut und Gestrüpp unzähliger Sommer überwuchert.
    Endlich entdeckte Emma unter dem Efeu das, wonach sie gesucht hatte: eine unscheinbare, kleine Holztüre. »Dies ist der Eingang, der direkt zum eingezäunten Bereich des Friedhofs führt, wo wir das Friedhofsgras ernten können.«
    Â»Der Bereich ist eingezäunt?«, entfuhr es Lilith überrascht. Emma hatte bisher mit keinem Wort erwähnt, dass sie sich auf einen abgetrennten Teil des Friedhofs schleichen würden. Vielleicht war diese Aktion gar nicht so gefährlich, wie sie bisher angenommen hatte?
    Matt beugte sich stirnrunzelnd über das Türschloss. »Das sieht recht stabil aus. Keine Ahnung, wie wir das in der kurzen Zeit aufbrechen sollen. Oder bist du vielleicht unter die Geheimagenten gegangen und kannst mit zwei Haarklammern ein Schloss knacken?«
    Â»So ähnlich.« Emma zog triumphierend einen großen Schlüssel aus der Jackentasche. »Seit dem Verbot besitzt nur noch eine Hexe in Bonesdale den Schlüssel zu dieser Tür, und als ich letztens im Auftrag meiner Mutter einige Hexentrankzutaten bei ihr besorgen musste, habe ich mir heimlich mit Knete einen Abdruck davon gemacht.«
    Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, doch nichts tat sich. Emma fluchte leise, drückte und zog abwechselnd an der Tür und rüttelte am Schloss herum, während Matt und Lilith hinter ihr warteten.
    Â»Abgesehen von der Kälte ist es eigentlich eine schöne Nacht, oder nicht?«
    Matt hatte den Kopf in den Nacken gelegt und Lilith folgte seinem Blick. Wie aus dem Nichts tanzten direkt über ihren Köpfen die Schneeflocken aus dem majestätischen Dunkel der Nacht herab, silbrigweiß und leuchtend – wie Sterne, die vom Himmel fielen und sich sanft auf Liliths und Matts Wimpern betteten.
    Â»Vielleicht bleibt der Schnee ja dieses Mal liegen«, meinte er. »Mit etwas Glück haben wir dieses Jahr sogar weiße Weihnachten.«
    Lilith schnaubte abfällig auf. »Ich glaube, die Menschen wünschen sich nur deshalb Schnee

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