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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Grabstein! Siehst du, es zittert, wenn es schluchzt.«
    Der siebte Glockenschlag.
    Emma rammte die Schaufel in die Erde, doch sie blieb kurz unter der Oberfläche stecken. »So ein Mist, der Boden ist gefroren.«
    Lilith riss ihr den Spaten aus der Hand und hielt die Spitze in die Flamme der Fackel. »Lockere die Erde solange mit der Sichel auf!«
    Der zehnte Glockenschlag.
    Hatte sich der Spaten schon genug erwärmt? Egal, sie konnten nicht länger warten.
    Gemeinsam umklammerten sie den Griff.
    Â»Eins, zwei, drei!«, gab Emma das Kommando, während der elfte Glockenschlag über ihren Köpfen verhallte.
    Sie stießen mit aller Kraft zu. Die Schaufel glitt unter die Wurzel, mühsam und schwerfällig, doch mit einem Mal löste sich das Friedhofsgras widerstandslos aus der Erde. Triumphierend hielt Emma es in die Höhe. »Wir haben es geschafft, in letzter Sekunde! Mann, war das knapp.«
    Mit routinierten Handgriffen ließ sie die Sichel durch das Grasbüschel gleiten, löste die Erde von den Wurzeln und zerkleinerte das Wurzelwerk mit dem Mörser. Geradeals sie das abgetrennte Gras in einem Beutel verstaut hatte und sich der weiß-braune Wurzelbrei in einem Glasgefäß befand, tauchte Matt wieder auf.
    Â»Seid ihr fertig?«
    Lilith nickte ihm zu. »Mission erfüllt! Der Geburtstagsüberraschung steht nichts mehr im Weg. Hoffentlich interessiert sich Cynthia nicht dafür, wie ihre Tochter das Zeug bekommen hat, ansonsten hat Emma nämlich die nächsten zehn Jahre Hausarrest.«
    Und ich wahrscheinlich auch, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Â»Dann lasst uns abhauen, bevor diese Viecher unsere Witterung aufnehmen und sich überlegen, ob das zarte Fleisch von drei Jugendlichen einen Sprung über den Zaun wert ist.«
    Das ließ Lilith sich nicht zweimal sagen, eiligen Schrittes folgte sie Matt zur Friedhofstür.
    Â»Moment mal, Leute«, rief Emma sie zaghaft zurück. »Wenn wir schon mal hier sind, gäbe es da noch eine andere Sache, die wir erledigen könnten …«
    Mit gerunzelter Stirn drehte sich Lilith zu ihrer Freundin um. Sie hatte es gewusst! Die ganze Zeit über hatte sie geahnt, dass das Friedhofsgras nur ein Vorwand gewesen war.
    Â»Wir könnten bei der Gelegenheit auch ein paar Seelengrubler mitnehmen.«
    Matt stöhnte auf. »Und was soll das sein?«
    Â»Wenn ein Nocturi stirbt, werden genau einundzwanzig Tage nach seinem Tod seine magischen Kräfte freigesetzt. Es sind kleine Energiefäden, die sich aus der Erde bohrenund über dem Grab herumschwirren wie Glühwürmchen, deswegen nennt man sie Seelengrubler. Wenn der Nocturi eines natürlichen Todes gestorben und es eine Vollmondnacht ist, lassen sie sich sogar einfangen. Nimmt man solche Seelengrubler vor dem dreizehnten Geburtstag zu sich, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Wandlung um ein Vielfaches, allerdings nur, wenn man die gleiche Grundfähigkeit besitzt.«
    Lilith verschränkte die Arme vor der Brust. »Lass mich raten: Du hast vor, uns zu dem Grab einer kürzlich verstorbenen Hexe zu führen?«
    Â»Nicht nur irgendeiner Hexe, sondern dem Zirkeloberhaupt der St.-Nephelius-Hexen! Sie war zwar steinalt und in den letzten Wochen vor ihrem Tod ist sie immer mit einer Suppenschüssel auf dem Kopf herumgelaufen, aber sie besaß trotzdem immer noch viel Macht. Begreift doch, was das für mich bedeutet!« Sie rang mit den Händen. »Das alles ist ein Wink des Schicksals, ich muss heute Nacht zu diesem Grab!«
    Â»Na schön, dann geh eben«, sagte Matt zähneknirschend. »Wir warten hier solange.«
    Â»Ã„hm … Es gibt da ein kleines Problem.« Emma wich ihren Blicken aus und starrte angestrengt auf ihre Fußspitzen. »Das Grab ist außerhalb des Zauns.«
    Â»Was?«, japste er. »Bist du wahnsinnig geworden?«
    Â»Laut dem Abkommen von 1479 dürfen die Werwölfe minderjährigen Nocturi nichts tun.«
    Â»Jetzt fängst du schon wieder mit diesem Mist an!«, entgegnete Lilith entnervt. »Emma, das sind Bestien, die scherensich einen Dreck darum, was in den Gesetzesbüchern steht. Das sollte dir spätestens damals klar geworden sein, als uns dieser Werwolf durch den Schattenwald gejagt hat.« Sie musste versuchen, Emma mit klarem Menschenverstand von dieser Sache abzubringen: »Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt? Der Friedhof ist

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