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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Höhe.
    Â»Klar, in Wahrheit hat Rebekka das Herz eines Engels und wollte sich selbstlos opfern, um dich vor der Hydra zu beschützen. Deine Friedfertigkeit in allen Ehren, aber damit liegst du eindeutig falsch!«
    Â»Na schön, ihr Verhalten kam etwas unsympathisch rüber, aber auf der anderen Seite haben es sie und ihre Mutter auch nicht leicht. Mildred hat mir erzählt, dass Imogen Norwich von ihrer Familie verstoßen und in ein Heim gesteckt wurde, nur weil sie eine Socor ist.«
    Â»Solche Geschichten hört man immer wieder«, gab Emma zu. »Scrope zum Beispiel hat seinen kleinen Sohn schon vor einigen Jahren in ein Londoner Internat abgeschoben und seither hat ihn niemand mehr gesehen. Man munkelt, dass der Kleine nicht die geringste Spur einer übernatürlichen Fähigkeit geerbt und nicht mal die Crepusculelane gefunden hat. So etwas ist wirklich selten, außer deinem Vater kenne ich niemanden, bei dem es genauso war. Scrope muss das so peinlich gewesen sein, dass er seinen Sohn umgehend weggeschafft hat.«
    Das passte genau in das Bild, das Lilith sich von diesem Ekelpaket Scrope gemacht hatte. Sie ballte die Fäuste. »Socor, Nocturi, magische Kräfte oder nicht – ich kann es nicht mehr hören! Diese alten Traditionen waren früher vielleicht sinnvoll, als die Nocturi verfolgt wurden und nur noch wenige von uns übrig waren, aber das ist doch heute nicht mehr notwendig! Wichtig ist nur, ob man ein gutes Herz hat, und wenn es danach ginge, wäre Scrope der Erste, der es verdient hätte, von der Insel verwiesen zu werden. Na ja, vielleicht der Zweite, gleich nach Johnson.«
    Sie stieß wütend die Luft aus. Dabei war es nicht allein Scrope, über den sie sich aufregte. Bei der Erwähnung ihres Vaters hatte es Liliths Herzen wieder einmal einen schmerzhaften Stich versetzt. Sie vermisste ihn sehr, und wenn sie die Augen schloss, konnte sie seinen Duft nach Seife, alten Büchern und Pfeifenrauch riechen, so intensiv, als säße er direkt neben ihr. Wäre ihr Vater während seiner Kindheit in Bonesdale nicht so abgelehnt worden und hätte sich nicht dieser tiefe Groll gegen die Nocturi in seine Seele gegraben, könnte heute zwischen ihnen alles in Ordnung sein. Doch nun war Lilith eine Banshee und lebte in der Welt der Untoten, während er in London sein menschliches Leben weiterführte. Lilith blinzelte mühsam die Tränen weg, die in ihren Augen standen, und zwang sich, das Bild ihres Vaters aus ihren Gedanken zu verdrängen.
    Â»Wahrscheinlich hast du recht«, meinte Emma in diesem Moment. »Weißt du, mit dir befreundet zu sein, ist wirklich … ungemütlich.«
    Irritiert sah Lilith auf. »Ungemütlich?«
    Â»Du zwingst mich, all das, was für mich immer normal und alltäglich war, mit anderen Augen zu betrachten. Das bringt mich ganz durcheinander und manchmal weiß ich gar nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Das ist …«
    Â»Ungemütlich, ich hab schon verstanden«, beendete Lilith mit einem schiefen Lächeln ihren Satz. »So etwas nennt man auch, sich Gedanken über etwas machen und sich eine eigene Meinung bilden. Unterscheidet uns von den Affen.«
    Â»Manchmal bist du echt fies, weißt du das?« Emma verschränktedie Arme vor der Brust und streckte ihr die Zunge raus. »Da fragt man sich, warum man sich überhaupt mit dir abgibt.«
    Â»Weil ich so doof bin und mit dir nachts in den Friedhof einbreche?«, schlug Lilith hilfsbereit vor.
    Â»Ja, das ist ein gutes Argument. Ist dir übrigens aufgefallen, wie schnell Matt zugesagt hat, als ich ihn an den Ausflug erinnert habe? Er hat keine Sekunde gezögert und meinte nur, ich solle nicht vergessen, ein paar saftige Koteletts für die Werwölfe mitzubringen. Dass er sich wegen mir auf so eine gefährliche Sache einlässt, könnte doch etwas zu bedeuten haben, oder? Aber er ist natürlich auch nicht so ein verweichlichter Milchbubi wie die anderen Jungs aus unserer Klasse. Ich glaube, ein Typ wie er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er ist einfach so cool und …«
    Lilith musste sich Mühe geben, nicht die Augen zu verdrehen. Jedes Mal wenn sie und Emma allein waren, musste sie sich mindestens einen begeisterten Vortrag über Matt anhören. Insgeheim nannte Lilith sie »Matts Lobpreisungen«, heute war Psalm 7 »Matt, der coole Held« an der

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