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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Die Tänzer begannen sich zu zerstreuen und der Zeremonienplatz leerte sich zusehends. Lilith atmete erleichtert auf, während Mildred neben ihr etwas murmelte.
    Â»Was hast du gerade gesagt?«
    Â»Belial!« Mit bleichem Gesicht starrte Mildred zu den vier Stühlen der Ratsmitglieder.
    Dort saß er und blickte mit selbstzufriedenem Lächelnzu ihnen herüber. Wie immer trug er einen perfekt geschnittenen schwarzen Anzug und seine Haare schimmerten im majestätischen Glanz einer Krähe. Einzig die Kerbe, die sich durch seine Oberlippe zog, zerstörte seinen makellosen Anblick. Ein kalter Schauer erfasste Lilith. Viel zu gut kannte sie die Bösartigkeit, die in seinen Augen wie ein Versprechen funkelte. Unwillkürlich tauchten in ihrem Kopf die Bilder auf, die sie seit Wochen zu verdrängen versuchte: wie Belial sie gewürgt und allein die Macht des Bernstein-Amuletts sie in letzter Sekunde gerettet hatte; wie er ihren Vater kopfüber in einem Sumpf versenkt hatte, der voll von blutgierigen Ahuizotls war; wie er sie fast dazu gebracht hätte, ihren Vater mit dem Todeskuss umzubringen …
    Lilith fuhr sich über die Augen, in der Hoffnung, die Schreckensbilder wieder loszuwerden. Als sich eine kühle Hand auf ihren Arm legte, erschrak sie jedoch so sehr, dass sie nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken konnte.
    Â»Bevor die Verhandlung offiziell eröffnet wird, bittet Fayola dich, zu ihr zu kommen«, sagte Olubayo. »Sie möchte die neue Trägerin des Bernstein-Amuletts kennenlernen.«
    Â»Natürlich!« Lilith erhob sich und folgte Olubayo zu den Ratsmitgliedern.
    Fayola kam ihr mit einem breiten Lächeln entgegen und ergriff ihre Hand. »Willkommen im Rat der Vier, Lilith! Wir alle haben die magische Schwingung wahrgenommen, als du vor einigen Monaten zum ersten Mal das Bernstein-Amulett angelegt hast. Wir sind sehr glücklich darüber, dass es dich erwählt hat und wir dich in unserer Mitte begrüßen dürfen.«
    Â»Wenn ich dich daran erinnern darf, Fayola, ist sie heute als Angeklagte hier«, schaltete sich Scrope ein, während er sich mit einem Taschentuch perlengroße Schweißtropfen von der Stirn wischte. Obwohl sich die Luft inzwischen merklich abgekühlt hatte, schien er bei lebendigem Leib zu zerfließen. »Zudem habe immer noch ich die Führung der Nocturi inne, und wenn Lilith schuldig gesprochen wird, wird sie niemals diesen Posten antreten.«
    In Fayolas Miene spiegelte sich Verdruss und Abneigung, als wäre Scrope eine stinkige fette Ratte, der sie am liebsten einen kräftigen Fußtritt verpasst hätte. »Dann können wir nur hoffen, dass sie heute nicht verliert!«, murmelte sie kaum hörbar.
    Â»Auch ich heiße dich herzlich willkommen!« Vadim Alexandréscu schenkte ihr ein fast zahnloses Lächeln, und als Lilith seine ausgestreckte Hand ergriff, hatte sie Angst, sie könnte sie versehentlich zerbrechen.
    Â»Lass dich durch mein Alter nicht täuschen: Ich bin erst seit einigen Jahren der Führer der Vampire, da mein Großneffe vom Blutstein-Amulett bedauerlicherweise nicht für würdig befunden und pulverisiert wurde«, erzählte er mit zittriger Stimme. »Ich war danach der einzige Verwandte, der den Mumm aufbringen konnte, das Ding anzulegen.«
    Â»War ja auch kein Wunder, Vater«, warf sein Sohn ein. »Die ganze Familie war anwesend, als Victor wie ein Papierschnipsel verbrannt ist. Das ging so schnell, dass er nicht einmal um Hilfe rufen konnte. Wenn ich mich recht entsinne, waren seine letzten Worte ›Was für ein Vollidiot hat hier eigentlich die Heizung aufgedreht?‹.«
    Â»André, bitte sprich nicht so über einen Toten!«, tadelte Vadim ihn. »Wir sollten das Andenken der Verstorbenen ehren, auch wenn sie die ein oder andere schlechte Charaktereigenschaft hatten. Selbst so ein arroganter und eingebildeter Schnösel wie der … äh … Dings …«
    Â»Victor!«, half ihm sein Sohn und sah mit entschuldigendem Gesichtsausdruck zu Lilith. »Vater hat es nicht so mit Namen.«
    Â»Auch wenn Victor nicht der liebenswerteste Vampir war, so sollten wir seine Fehler und Untaten der Vergessenheit anheimfallen lassen. Tot ist tot«, stellte Vadim mit erhobenem Zeigefinger fest. »Aber wo hab ich nur meine gute Kinderstube gelassen? Darf ich dir meinen Sohn vorstellen,

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