Lilith Parker
Kerkerstrafe in den blutigen Höhlen von Zyfebor verdient. Sie ist eine Lügnerin, Betrügerin und Mörderin! Vergangene Nacht hat sie eine Hydra durch einen Todeskuss umgebracht.« Er wandte sich an Fayola. »Da dein Volk Dangbe, die heilige Schlange, verehrt, trifft euch diese verwerfliche Tat sicherlich genauso wie mich.«
»Eigentlich tut dieser Vorfall bei unserer Verhandlung nichts zur Sache, Scrope, trotzdem möchte ich eines gerne wissen â¦Â« Sie beugte sich mit undurchdringlicher Miene vor, doch ihre Augen funkelten gefährlich. »Hast du Beweise für deine Anschuldigung?«
»Die Schlange wurde durch einen Todeskuss umgebracht und Lilith ist die einzige Banshee in Bonesdale, deswegen â¦Â« Er stockte, anscheinend war er sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher.
»Du, der du nur ein gewählter Vertreter bist, wagst es, eine Amulettträgerin des Mordes zu bezichtigen, ohne einen Beweis dafür zu haben?«, fragte Fayola mit donnernder Stimme.
Scrope wich ihrem Blick aus und wischte sich erneut dieschweiÃnasse Stirn ab. »Aber, verehrte Fayola, der Verdacht liegt doch nahe.«
»Hättest du nur einen Funken Verstand, Scrope, dann würdest du erkennen, dass Lilith keinen Mord begehen kann. Während der Zeremonie war sie die Einzige, die den Opfertod des Huhns nicht mit ansehen konnte und den Kopf abgewendet hat. Glaubst du wirklich, dass sich so eine kaltblütige Mörderin verhält?«
Scrope schwieg, doch das war Antwort genug.
In Lilith regte sich automatisch das schlechte Gewissen. Doch hätte sie Fayola unterbrechen und ihr gestehen sollen, dass nicht einmal sie selbst von ihrer Unschuld überzeugt war? Fayola atmete tief durch und sah mit einem Lächeln zu Mildred. »Ich danke dir für deinen Antrag. Wir werden den besagten Paragrafen berücksichtigen.«
Wie abgesprochen wurden Lilith und Mildred von Olubayo in eine spärlich eingerichtete Lehmhütte geführt, in der sie warten sollten, bis der Rat sie aufrief. Dank des neuen Antrags sollte nun auch Mildred als Zeugin angehört werden, damit sie über die Umstände des besagten Halloweenabends berichten und bestätigen konnte, dass Joseph Parker sich in Lebensgefahr befunden hatte.
Nachdem sie allein waren, warf Lilith ihrer Tante ein zuversichtliches Lächeln zu. »Ihr habt doch noch einen Weg gefunden, mich aus dieser Sache herauszuboxen. Ich kann dir und Sir Elliot gar nicht genug danken!«
»Freu dich nicht zu früh, du weiÃt noch nicht alles.« Mildred lieà sich mit hängenden Schultern auf einen Schemel fallen. »Das Urteil muss einstimmig gefällt werden, was bedeutet,dass alle vier Ratsmitglieder für deinen Freispruch stimmen müssen. Wahrscheinlich ist Belial nur deswegen zur Versammlung gekommen â er will sichergehen, dass du verurteilt wirst.«
Das waren tatsächlich keine guten Neuigkeiten. Liliths Zuversicht verflüchtigte sich wieder. »Aber Scrope würde mich auch lieber heute als morgen loswerden. Er stimmt sicher ebenfalls gegen mich, oder nicht?«
»Das kann er nicht, das war ja das Schöne an unserem Plan. Da er laut unserer Vereinbarung als Stellvertreter deinen Platz im Rat einnimmt, darf er nicht über dich urteilen. Das würde einen Interessenkonflikt bedeuten.«
»Dann hängt nun alles von Fayola, Vadim und Belial ab.«
»Und von unseren Zeugenaussagen«, ergänzte Mildred. »Schildere alles so dramatisch, wie du es damals erlebt hast! Wenn Vadim und Fayola dir glauben und Belial zugeben muss, dass er deinen Vater entführt hat, haben wir vielleicht eine Chance. Er würde vor den Ratsmitgliedern das Gesicht verlieren, wenn er nach seinem üblen Erpressungsversuch auch noch für deine Verurteilung stimmt.«
Sie warteten in angespannter Stille, die Zeit schien sich ins Unendliche auszudehnen. Irgendwann begann Mildred wie ein eingesperrter Tiger hin- und herzulaufen, während Lilith sich auf den Boden setzte und ihren Kopf auf ihre angezogenen Knie sinken lieÃ. Gerade als sie dachte, dass sie diese quälende Warterei und die damit verbundene Untätigkeit keine Sekunde länger ertragen konnte, kam Olubayo und teilte ihr mit, dass der Rat nun bereit für ihre Aussage sei. Mildred warf ihr einen letzten aufmunterndenBlick zu, dann folgte Lilith ihm. Als sie vor die Ratsmitglieder trat, klopfte ihr Herz vor Aufregung bis zum
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