Lilith - Wunschlos gluecklich
Leistungen qualifizierten sie sich für ein Wächteramt und durften fortan wieder zu ihrer eigentlichen Form, dem Rauch, aus dem sie geboren wurden, zurückkehren.
»Ich muss sofort zu meinen zuständigen Wächtern. Ich habe Schwierigkeiten. Mein Meister ist zu unentschlossen, das ist absolut nichts für mich! Ich brauche einen Austausch – schnellstmöglich!«, antwortete Luc ihm auf der gleichen Ebene.
Der Wächter senkte sein kapuzenverdecktes Haupt. Luc wusste, dass er mit seinen zuständigen Wächtern hinter den geschlossenen Toren kommunizierte. Es dauerte nicht lange, bis sich seine von Rauchschwaden umwirbelte Gestalt erhob und ihm gedanklich zuflüsterte: »Abgelehnt!«
»Was? Wieso abgelehnt? Das kann nicht sein! Dies ist meine allererste Bitte in 820 Jahren Dienstzeit. Ich will jetzt sofort da rein«, schmetterte Luc ihm direkt unter seine hohle Kapuze.
Erneut hörte er in seinem Innersten: »Abgelehnt!«
Als er darauf einfach an dem Wächter vorbeistürmen wollte, prallte er mitten in dessen Schutzschild hinein. Es war eine nur von Wächtern errichtbare, durchsichtige, aber undurchdringliche Mauer aus reinster Energie. Bei Lucs Aufprall sprühten Funken und kleine Blitze durchzuckten absolut schmerzlos seinen Körper.
Sicher lag es an Lucs greifbaren Emotionen, die er aus der Menschenwelt mit hierher geschleppt hatte. So würden ihn die Wächter niemals in ihrem Tribunal dulden, also beschloss er, zu warten. Er würde es einfach später noch einmal versuchen. Ja, das würde wohl besser sein. Also dachte er wieder an sein Zuhause und löste sich auf. Doch während er schon schemenhaft seine spartanische Einrichtung erahnen konnte, wurde er abrupt von allem fortgerissen und rücksichtslos in die Menschenwelt katapultiert.
Lilith …
Hatte sie nun doch einen Wunsch?
Als Luc in ihrem Zimmer aufschlug, wurde er ein weiteres Mal jäh enttäuscht, was ihre Wunschfreudigkeit betraf. Er seufzte. Sie war nicht einmal bei Bewusstsein. Sie schlief noch, träumte und murmelte dabei nur irgendwelche wirren Dinge vor sich hin.
Luc beugte sich leicht über sie, um ihre Äußerungen besser verstehen zu können, denn er würde jede noch so kleine Chance nutzen, um ihr diese drei Wünsche zu erfüllen. Und wenn er sie ihr unterschieben musste. Ihm war jedes Mittel recht, um endlich wieder frei zu sein.
Kapitel 4
Nerviger Dschinn
L ilith wusste, dass sie träumte, denn Großmutter war bei ihr. Sie lagen zusammen auf Liliths Bett und diskutierten über ein Buch, das sie vor einigen Wochen von ihr geschenkt bekommen hatte. Die Sonne schien durch das Fenster, sie lachten und alberten herum. Aber dann … dann wurde es schlagartig dunkel. Besser gesagt, es herrschte plötzlich absolute Schwärze, und Lilith war völlig allein. Sie blinzelte in die rabenschwarze Nacht, aber im Moment konnte sie nicht einmal ihre eigene Hand vor Augen erkennen. Plötzlich war Großmutter wieder bei ihr, die Helligkeit kehrte langsam zurück, doch Annies Gesicht sah merkwürdig entstellt und verfremdet aus.
»Möchtest du für mich sterben?«, fragte sie mit einer unvorstellbar verzerrten Stimme und brach anschließend in gehässiges Gelächter aus.
Lilith fiel. Aus heiterem Himmel … Sie fiel und schrie. Als sie hart aufschlug, war da kein Boden unter ihr. Nein … Sie lag in einem Sarg und der Deckel war geschlossen. Mit einem lauten Schrei fuhr sie in die Höhe.
Aufseufzend sackte sie wieder in die Kissen zurück, rieb sich die Stirn und öffnete langsam die Augen. Über sie gebeugt stand dieser Junge von vergangener Nacht und sah sie fragend an. »Guten Morgen«, stammelte sie gehetzt. Ihre Lungen schienen zu zerbersten und sie rang immer noch nach Luft.
»Hast du heute einen Wunsch?«, hauchte Luc nur Millimeter von ihrer Nasenspitze entfernt.
»Nein«, protestierte sie und wich seitlich unter ihm zurück. Daraufhin richtete er sich auf und setzte sich an ihr Bettende, von wo aus er sie unablässig mit seinen magnetisch wirkenden, grünen Augen taxierte. Lilith hüpfte genervt aus dem Bett, schnappte sich ein paar Klamotten aus ihrem Schrank und verschwand ins angrenzende Badezimmer.
»Vielleicht keine schmerzende Stirn mehr …?«, rief er ihr hinterher, als die Tür ins Schloss fiel und ihm die Worte abschnitt.
»Was bildet dieser Typ sich eigentlich ein«, grummelte sie wütend vor sich hin, während sie die Minzpaste gleichmäßig auf die Borsten ihrer Zahnbürste verteilte. Und woher wusste er
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