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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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Löwen vor Neid hätte erblassen lassen. Aber es kümmerte sie nicht, ob er wütend war, denn sie war ebenfalls genervt. Und genervte Mädchen konnten schlimmer zu ertragen sein als wütende Jungs. Genau aus diesem Grund reagierte sie auch diesmal nicht auf ihn. Na ja, was erwartete er auch? Dass sie in Jordans Wagen quasi mit einem Geist sprach?
    In der Schule wich er ihr nicht von der Seite. Wieder und wieder bedrängte er sie mit dieser einen bescheuerten Frage. »Deine Schallplatte hat echt ’nen Sprung«, fauchte sie ihn schließlich in der Schlange der Essensausgabe an. In der Mensa war es zu diesem Moment proppenvoll und die Geräuschkulisse dementsprechend hoch, sodass sie niemand außer Luc, der immer noch wie ein Kaugummi an ihr klebte, verstand.
    »Du hast es in der Hand. Du kannst dem hier und jetzt ein schnelles oder zähes Ende bereiten, ganz wie es dir beliebt. Du hast doch eh keine Chance gegen mich! Ich bin ein Dschinn, ich habe eindeutig den längeren Atem von uns zweien …«
    Lilith ließ ihn einfach kommentarlos stehen, bevor er seinen Satz beendet hatte.
    Die letzten zwei Schulstunden standen ihr bevor. Mathe bei Mr. Garner. Mathe war nicht gerade ihr Lieblingsfach und Mr. Garner, passend dazu, auch nicht unbedingt ihr Lieblingslehrer. Ehrlicherweise war er niemandes Liebling. Er war ein kleiner, dicklicher, immerzu schwitzender Zwerg, dessen Lebensaufgabe darin bestand, seinen Schülern, allen voran natürlich Lilith, das Leben zur Hölle zu machen. Während alle Schüler ihre Bücher und Hefte hervorkramten, war er damit beschäftigt, den Diaprojektor in Stellung zu bringen und irgendwelche Formeln vor sich hin zu stammeln, als Luc sie abermals ablenkte. Er hüpfte um sie herum, vollführte die dümmsten Grimassen, äffte ihren Lehrer nach, lief alle Tische ab und fuchtelte den anderen Schülern nur Millimeter vor ihren nichts ahnenden Gesichtern herum. Lilith hatte wirklich Mühe, sich auf die Anzeige des Projektors zu konzentrieren, anstatt Luc laut fluchend an die Gurgel zu gehen. Als er sie damit nicht aus der Fassung bringen konnte, erfand er ein neues Spiel. Wie aus dem Nichts ertönte neben ihr ständig ein Kling, dann ein Plong. Kling – Plong – Kling – Plong – Kling – Plong. Er kam und verschwand, kam und verschwand, kam und verschwand. Als er gerade mal wieder neben ihr aufgetaucht war, zischte sie ihn gereizt an. »Hör auf damit!«
    Er sah sie freudig an. »Ist das dein Wunsch?«
    »Nein, ein Befehl!«, flüsterte sie so leise, wie es ihre blank liegenden Nerven zuließen.
    Daraufhin kam er noch näher an sie heran. »Du siehst einfach zauberhaft aus, wenn du wütend bist«, surrte er nur Millimeter von ihrem Ohr entfernt. »Weißt du das? Es macht richtig Spaß dich zu quä…«
    »Halt … endlich … die … Klappe!«
    Mr. Garner drehte sich zur Klasse herum und heftete wie alle anderen Anwesenden seinen Blick fest auf Lilith. Seine Augen verengten sich zu kleinen, schmalen Schlitzen, was sein Gesicht noch rundlicher und somit nur noch verzerrter erscheinen ließ. Nun war sie fällig.
    »Miss Winters«, säuselte er und seine Stimme triefte wie zäher Honig, »wenn Sie denken, dass Sie dieser Aufgabe auch ohne meine Erläuterungen gewachsen sind, dann bitte ich Sie um eine kleine Demonstration. Vielleicht jetzt gleich? Wie wäre es hier vorn an der Tafel?«
    »Schönen Dank auch«, presste Lilith wütend hervor, stand auf und ging durch die Bankreihen hindurch nach vorn. Dies war der einzige Nachteil, wenn man in der letzten Reihe saß. Beim Gang zur Tafel kam man sich immer vor, als würde man zur Schlachtbank geführt. Sie sah auf und stierte auf den Projektor, der für sie nur undefinierbares Geschreibsel an die Wand warf, das da lautete:
     
    Ein Drahtseil überspannt einen Graben von 30 m Breite bei einem Höhenunterschied von 24 m. Das durchhängende Seil hat ungefähr die Form einer Parabel. Im oberen Stützpunkt (B) besitzt es eine Neigung von 45°.
    1) Lege den Koordinatenursprung in den unteren Stützpunkt (A) und ermittle die Gleichung der Parabel (quadratische Funktion).
    2) Wie groß ist die Neigung des Seils im unteren Stützpunkt?
    3) In welchem Punkt der Kurve ist die Tangente parallel zur Strecke AB? Ermittle die Gleichung der Tangente in diesem Punkt und den Durchhang f des Seils (d. h. den vertikalen Abstand zwischen der Tangente und der Strecke AB).
     
    Lilith stand vor der Tafel, verstand nur Bahnhof und ärgerte sich. Warum hatte sie

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