Lilith - Wunschlos gluecklich
sie sich dem monströsen Laut in ihr entgegen.
»Frühstück?«, fragte Luc.
Lilith nickte beschämt. Sie wollte sich gerade aus seinen Armen befreien, um aus dem Bett zu hüpfen, als er den Kopf schüttelte und seine Umarmung sogar noch etwas verstärkte. Ein schnelles Fingerschnippen seinerseits und vor ihnen stand ein Tablett, beladen mit allem, wonach sich Liliths Magen gerade verzehrte. Ihr klappte sprichwörtlich der Mund auf.
»Wow.«
»Frühstück im Bett?«, erkundigte er sich. Sein intensiver Blick und sein honigsüßer Tonfall ließen Lilith schlagartig erschaudern und zauberten Hunderte mikroskopisch kleiner Schmetterlinge in ihren Bauch. Und je mehr diese darin flatterten, desto mehr sehnte sie sich danach, dass Luc sie küsste. Doch so weit würde er sicherlich nicht gehen. Noch nicht, also bekämpfte sie dieses Verlangen, nickte nur und griff in Windeseile nach einem Croissant, um sowohl ihren Mund als auch ihren Verstand mit etwas anderem als Küssen zu beschäftigen. Nach dem ersten Bissen stöhnte sie vor Entzücken auf. Es schmeckte himmlisch … wie frisch aus Frankreich. Nicht wie die pampigen Dinger, die Lilith vom Bäcker um die Ecke gewohnt war.
»Ich liebe Croissants, aber so ein gutes habe ich noch nie gegessen. Die Franzosen kochen und backen wirklich leckere Dinge, das muss man ihnen lassen. Irgendwann will ich da auf jeden Fall mal hin.« Sie biss erneut zu.
Immer noch dicht an Luc gekuschelt, tauchte sie das Hörnchen in ein Schälchen dunkelroter Marmelade und hob es ihm entgegen. Sie hatte ihn noch nie etwas essen sehen. Doch dieses voll beladene Tablett konnte unmöglich nur für sie allein bestimmt sein. Er überraschte sie schon wieder. Ohne zu zögern, öffnete er den Mund und biss ab. Ein kleiner Tropfen Marmelade blieb auf seiner Oberlippe zurück, den er sich gleich darauf genussvoll ableckte.
Lilith schloss bei dem Anblick aufstöhnend die Augen und biss sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe.
»Na los, Lilith. Nicht wieder einschlafen«, mahnte er.
O nein … Sie würde mit Sicherheit nicht wieder einschlafen. Sie musste sich nur gerade selbst von ihren abstrusen Gedanken ablenken, und Schmerzen waren dafür genau das Richtige. Lilith biss fester zu. Erst, als sie Blut schmeckte, minderte sie den Druck ihrer Zähne.
»Ohne Frühstück lass ich dich nicht hier raus.« Er deutete mit einer Kreisbewegung um ihr Bett. »Auch wenn Jordan sicherlich schon auf deinen Besuch wartet …«
Mit einem Ruck fuhr Lilith in die Höhe und stieß dabei das Glas Kakao um, das auf dem Tablett gestanden hatte. Braune Milch ergoss sich über ihr blütenweißes Laken. »Jordan?«, fragte sie angespannt. »Ist er wach? Geht es ihm gut? Kann ich zu ihm?«
Lucs beiläufiger Satz hatte die Gedanken an seine geschmeidig anmutenden Lippen schneller vertrieben als der Schmerz, der nun in ihren pochte. Er nickte und auf sein Fingerschnippen hin zog sich die braune Flüssigkeit auf dem Laken schwerfällig zusammen, lief zurück in das Glas, das sich danach wie von Geisterhand geführt wieder kerzengerade auf das Tablett stellte. Lilith wollte schon die Decke zurückschlagen, aber Luc hielt sie auf.
»Erst frühstücken!«
»Bitte …«, drängelte sie.
Aber Luc blieb stur. »Aufessen!«
Lilith verzog leicht angesäuert das Gesicht und stopfte flugs den Rest des Croissants in sich hinein. Als sie danach wieder Anstalten machte, sich zu erheben, sah er sie nur tadelnd an. »Mehr geht wirklich nicht …«, versicherte sie ihm, »… ich bin viel zu aufgeregt. Bitteee.«
Mit einem Nicken ließ Luc das Tablett verschwinden und Lilith riss sich von ihm los, kramte schnell ein paar Klamotten aus ihrem Schrank und huschte ins Badezimmer. Im Handumdrehen war sie fertig und stand wieder neben Luc.
»Bitte den schnellen Weg«, bettelte sie und hüpfte unruhig vor ihm auf und ab. Luc verkniff sich mehr schlecht als recht ein breites Grinsen. Nach einem kurzen Nicken griff er nach ihrer Hand und nur Sekunden später standen sie in der gleichen Toilettenkabine wie tags zuvor.
Lilith erkannte sie an den typischen WC-Sprüchen an der Wand. Unter den Angriffen der Putzkolonnen zwar schon sehr verblasst, aber immer noch erkennbar. Zwei miteinander verflochtene Herzen und die Namen Lilith und Jordan. Sie selbst hatte es vor etwas mehr als einem Jahr mit Camille an diese Tür gekritzelt, als Cams Vater wegen eines Blinddarmdurchbruchs in diesem Krankenhaus behandelt worden war. Es war irgendwie
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