Lilith - Wunschlos gluecklich
Dschinn lag, wurde ihnen genehmigt, gänzlich sichtbar zu werden. Aber aus Gründen, die ihnen eigenartigerweise nie genannt worden waren, wurden sie dabei überwacht. Nicht kontinuierlich, dafür hatten die Wächter viel zu viel zu tun, aber sollte ihre Hülle länger als sechs Stunden stabil bleiben, gingen die Wächter von einem Problem aus. Es gab nur einen Grund für einen Dschinn, länger als die zugestandenen sechs Stunden für jedermann sichtbar zu bleiben – er wollte die Erde nicht mehr verlassen. Sie würden Reiniger schicken, um den vermuteten Abtrünnigen zu entsorgen. Und Reiniger erkundigten sich vorab nicht nach Problemen, sie erledigten ihre Arbeit schnell, gut und ohne Gnade. Luc hoffte, nie einem zu begegnen.
Er sah auf die Uhr. »Wir sollten gehen«, wisperte er Lilith zu. Gerade waren sie noch von Hunderten wertvoller Bücher umgeben, da landeten sie auch schon in Liliths weichem Bett.
*
Luc lag auf seiner Seite des Bettes. Lilith konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. »Ist es vorbei?« Sie sah schon an seinem Blick, dass wieder alles beim Alten war. Niemand außer ihr würde ihn jetzt noch sehen können. Langsam streckte sie ihren Zeigefinger in seine Richtung und hielt den Atem an. Erleichterung umspülte ihr Herz, als ihr Finger und anschließend ihre Hand über seine muskulöse Brust strich. Sie war überglücklich, dass sie ihn immer noch berühren konnte. Das war ihr das Wichtigste. Noch wichtiger, als dass sie Fremde zusammen sehen konnten.
Sie setzte sich auf, zog ihr Handy aus der Jackentasche, schaltete auf Kamerafunktion und knipste Luc, wie er sich anbetungswürdig in ihrem Bett rekelte. Es war ein idiotischer Test, das wusste sie, aber sie konnte einfach nicht anders. Als sie das Bild danach betrachtete, wirkte sie dennoch ein klein wenig enttäuscht. Ihr Bett schien leer. Einzig ein aufmerksamer Betrachter hätte bemerkt, dass sich jemand unsichtbar in diesem Bett befinden müsste, weil die Laken niedergedrückt waren. Sie wählte ein Bild davor an, und da war er wieder. Luc mit ihr. Ihre Enttäuschung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Sie hatte zwei Bilder mit ihm, mehr, als sie sich je erträumt hatte.
Müde und erschöpft von dem langen Tag schmiegte sie sich in Lucs Arme und er hielt sie daraufhin fest an sich gepresst. Es dauerte nicht lange, bis sie in einen tiefen Schlaf sank.
Die darauffolgenden Wochen vergingen wie im Flug. Luc und sie verbrachten jede Sekunde davon gemeinsam und Lilith genoss jede einzelne davon. Sie musste gestehen, sie hatte sich wirklich gut im Griff. Keine Wünsche zu äußern, war in jede Faser ihres Körpers übergegangen. Eigentlich fiel es ihr auch nicht allzu schwer. Sie war ohnehin mit einer abartigen Wunschlosigkeit gesegnet, wie Luc immer sagte.
Und nun, wo ihre Eltern sie wegen ihres imaginären Freunds in Ruhe ließen, gab es keinen Grund mehr, sich irgendetwas zu wünschen. Sie hatte alles, was sie brauchte und das war im Grunde nur eine einzige Person. Luc!
Sie ließ Luc nicht mehr aus den Augen, die einzigen Ausnahmen bildeten ihre mehrmals täglichen Aufenthalte im Badezimmer. Jeden Morgen erwachte sie in Lucs starken Armen, und ihre Nächte waren so erholsam wie lange nicht mehr. Seit Luc bei ihr war, hatte sie nachts nicht ein einziger Albtraum mehr heimgesucht.
Er frühstückte mit ihr und begleitete sie jeden Morgen zur Schule. Seit Jordan im Krankenhaus lag, kam Cam vorbei, um sie abzuholen. Da Mercedes den Beifahrersitz für sich beanspruchte und Bethany mit Damian zur Schule fuhr, hatten Luc und sie den Rücksitz für sich allein.
Mittlerweile hatte sie den Dreh raus. Sie konnte sich an Luc ankuscheln, ohne dass ein Außenstehender irgendetwas davon mitbekam. Zwar kam es immer wieder vor, dass sie einer ihrer Freunde bei suspekten Selbstgesprächen erwischte, aber alle taten so, als ob sie es überhören würden. Keiner sprach Lilith wirklich darauf an. Wofür sie ihnen echt dankbar war.
Auch die gesamten Unterrichtsstunden wich Luc nicht mehr von ihrer Seite. Nur ab und zu, und auch nur dann, um ihren Lehrern irgendwelche Streiche zu spielen. Dank Lucs Nachhilfe konnte sich Lilith in Mathe sogar um eine ganze Note verbessern. Mr. Garner konnte es kaum glauben und ehrlich gesagt sie ebenso wenig.
Da Luc darauf bestand, traf sie sich weiterhin mit ihrer Clique. Er wollte, dass ihr Leben ganz normal verlief, bis auf die Tatsache, dass er als Dschinn momentan darin vorkam. Sie ließ ihm
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