Lilith - Wunschlos gluecklich
seinen Willen, aber egal, was auch anstand, Luc war immer dabei. Dies war ihre Bedingung gewesen. Egal, ob sich alle im Cadillac trafen, Shoppen gingen, Eislaufen wollten, Jordan im Krankenhaus oder später auch zu Hause besuchten oder einfach nur bei irgendjemandem aus ihrer Clique herumgammelten, er begleitete sie überall hin. Die Abende, die Lilith mit Luc allein verbrachte, waren absolut perfekt. Nun, da sie ihn berühren konnte, war es fast so, als wäre Luc ein Mensch. Und sie musste zu ihrer Schande gestehen, dass sie wirklich immer öfter vergaß, dass er eben genau das nicht war. Er war ein Dschinn. Ihr Dschinn zwar, aber eben nur ein Dschinn. Doch ganz egal, was er war, ohne Luc konnte sie sich keinen einzigen weiteren Tag in ihrem Leben mehr vorstellen.
Kapitel 12
Der letzte Wunsch
L uc lag mit einem bequemen Kissen in seinem Kreuz und lang gestreckten Beinen auf dem Bett und beobachtete Lilith. Sie lag mit dem Rücken zu ihm gewandt mit dem Kopf auf seinem Schoß und las ein Buch. Sie nannte es Twilight-Saga, obwohl auf dem Einband »Biss zum Ende der Nacht« stand. Sie hatte ihm schon vor einigen Tagen erzählt, dass es darin um ein Mädchen ging, das sich unsterblich in einen Vampir verliebt hatte und obwohl es unmöglich erschien, für immer mit diesem Fabelwesen zusammen sein wollte. Luc las ein paar Zeilen mit, bis seine Gedanken abschweiften.
Liliths zweiter Wunsch lag schon drei Wochen zurück. Sein letzter Besuch in Aslas fast genauso lang. Er wusste schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlte, nach Hause zu kommen. Zu sehr war Lilith in den vergangenen Wochen zu seiner Heimat geworden. Luc war schon lange nicht mehr nur Liliths Dschinn und sie schon viel länger nicht mehr sein Meister. Sie behandelte ihn wie einen ihrer Freunde und das machte ihn unsagbar stolz. Ihre Eltern und Freunde hielten Lilith zwar immer noch für ein klein wenig durchgeknallt, denn immer wieder erwischten sie Lilith, wie sie sich mit ihm – ihrem imaginären Freund – unterhielt. Lilith war das egal und was sie nicht störte, machte auch ihm mittlerweile nichts mehr aus. Er war zufrieden, wenn sie es war, und sie war zufrieden, wenn er bei ihr war. Also blieb er … Tag um Tag, Nacht um Nacht.
So ließ er sie nachts in seinen Armen einschlafen und morgens darin erwachen. Er ging weiterhin mit ihr zur Schule und danach wieder nach Hause. Er begleitete sie durch den restlichen Tag, aß mit ihr, machte Hausaufgaben mit ihr, träumte und lachte mit ihr … Sie hatten einfach Spaß miteinander.
Zu viel Spaß. Er verlor immer mehr das Wesentliche aus den Augen. Nein, in ihrer Gegenwart verlor er einfach alles aus den Augen, was nichts mit ihr zu tun hatte. Nur sie zählte, sonst nichts. Er hatte sich so sehr an sie gewöhnt, dass es schmerzte, wenn er sich auch nur Minuten von ihr trennte. Der Gedanke an eine baldige, endlose Existenz ohne sie brachte ihn fast um den Verstand.
Urplötzlich durchfuhr Luc ein innerer Ruck, und ein unsagbarer Schmerz umhüllte sein unbrauchbares, totes Herz. Liliths gedanklicher Wunsch zerrte und riss an ihm. Es war so weit, sie hatte ihn gefunden – ihren letzten Wunsch.
Als er diesen Wunsch seinerseits zu fassen bekam und dessen unnatürliche Ausmaße über ihn hereinbrachen, wurde ihm übel. Ihr Wunsch war so groß, so mächtig. Er steckte so voller Leidenschaft und Gefühl und er war von der gleichen, wenn nicht sogar noch viel größeren Intensität, mit der sie sich vor nicht allzu langer Zeit ihre Großmutter zurückgewünscht hatte. Und … er war nicht erfüllbar.
»Bitte, tu das nicht«, bat er sie. »Bitte, tu uns das nicht an …«
Immer noch lag sie auf seinem Schoß, das Buch in der Hand. Er hörte sie tief durchatmen und spürte, wie der Wunsch in ihr stetig anschwoll und sich immer mächtiger verfestigte. Sie würde sich nicht davon abbringen lassen, diesen Wunsch laut auszusprechen, dazu war sie einfach viel zu stur.
Sie setzte sich auf, legte das Buch zur Seite und nahm seine Hände. Sie kniete vor ihm und sah ihn mit diesem alles durchdringenden und zugleich flehenden Blick an. Er schüttelte den Kopf, aber sie ließ sich nicht beirren, sie wollte diesen Wunsch. Ihr Wunsch brannte wie Feuer in seinem Körper und fraß ihn von innen nach außen auf. Sie wollte seine Erfüllung mehr noch als alles andere jemals zuvor in ihrem Leben.
»Ich wünsche mir …«, begann sie mit zittriger Stimme und Luc hoffte immer noch, dass sie es nicht
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